Annalen der Hydrographie uud Maritimen Meteorologie, Januar 1943.
förmige Erhebungen im östlichen Becken möglich. Nun ist aber der Verlauf der
Isolinien im fraglichen Gebiet bei W. N. Nikitin insofern sehr hypothetisch, als
er sich nur auf die Beobachtungen an zwei ziemlich weit voneinander entfernten
Stationen stützt. Die Beobachtungen der Schwarzmeer-Asowschen Fischerei-
expedition, die in unserer Darstellung (Abb, 3) mitberücksichtigt wurden, füllen
diese Lücke und zeigen deutlich, daß nur eine einzige zusammenhängende Er-
hebung der unteren Grenze des Planktons in diesem Teil des östlichen Beckens
vorhanden sein kann.
Im vertikalen Dichteaufbau tritt im ganzen Schwarzen Meer die Grenze
zwischen der stark geschichteten oberen Wassermasse und der fast homogenen
unteren Wassermasse deutlich hervor, worauf bereits kurz hingewiesen wurde
(Abb. 1). Die untere Wassermasse ist praktisch homotherm und die. geringe
Dichtezunahme mit der Tiefe allein durch die Zunahme des Salzgehaltes bedingt,
Die untere Wassermasse nannten wir „Stratosphäre“ des Schwarzen Meeres im
Gegensatz zur oberen stark geschichteten „Troposphäre“, Als Grenze zwischen
beiden haben wir die Schicht stärkster Krümmung der Dichtekurve definiert!)
und können diese Grenzschicht analog zu den Verhältnissen in der Atmosphäre
„Tropopause“ des Meeres nennen. ;
Schon die drei Vertikalkurven der Abb. 1 zeigten, daß die Grenzschicht
zwischen der Troposphäre und der Stratosphäre angenähert mit der oberen
Grenze des Schwefelwasserstoffgebietes zusammenfällt (die 0,5 cm*/l H,S-Schicht
liegt etwa 50 m tiefer). Da dieses Merkmal der vertikalen Dichteverteilung, ab-
gesehen von den Schelfgebieten, für das ganze Schwarze Meer charakteristisch
ist, lag es nahe, die horizontale Erstreckung der Schicht stärkster Krümmung
der Dichtekurve und ihre räumliche Lage zu den beiden oben erwähnten Grenz-
schichten näher zu untersuchen. Für jede Station wurde aus der graphischen
Darstellung der vertikalen Dichteverteilung die Tiefenlage der „Tropopause“
entnommen. Dabei stellte sich heraus, daß in den zentralen Teilen des Meeres,
also in den stromschwachen Gebieten, die Krümmung der Dichtekurve an der
Grenze zwischen Troposphäre und Stratosphäre im allgemeinen schärfer aus-
geprägt war als in Küstennähe, wo der Übergang von der stark geschichteten
oberen zur fast homogenen unteren Wassermasse allmählicher vor sich ging.
Eine solche Verwischung von Grenzflächen ist im Bereich stärkerer Strömungen
durchaus verständlich, und Grenzflächen im strengen Sinne des Wortes findet
man weder in der Ozeanographie noch in der Meteorologie; es bilden sich in
der Natur immer mehr oder weniger mächtige Grenzschichten aus, die ein
allmähliches Übergangsgebiet zwischen den beiden aneinandergrenzenden Wasser-
oder Luftkörpern darstellen. ;
In Abb. 4 ist die Tiefenlage der Schicht stärkster Krümmung. der Dichte-
kurve dargestellt. Noch deutlicher als die Obergrenze des H,S spiegelt die
räumliche Lage dieser wichtigen Grenzfläche die Topographie der oberen Druck-
flächen wider [vgl. Abb. 12 und für die Oberfläche Abb. 5 in (22)]., Die enge Be-
ziehung zwischen dem dynamischen Aufbau der Troposphäre und der Schich-
tung des Wassers tritt klar hervor. Wie die Obergrenze des Schwefelwasserstoffs,
so liegt auch die „Tropopause“ des Schwarzen Meeres in den zentralen Teilen
der zyklonalen Kreisströme höher als an den Küsten, und zwar um so mehr, je
stärker und breiter die Kreisströme werden, Einem zyklonalen Kreisstrom ent-
spricht eine Aufwölbung der Grenzfläche im Zentrum und einem antizyklonalen
Wirbel eine Einsenkung (bei Abnahme der Strömungsgeschwindigkeit mit der
Tiefe). Antizyklonale Wasserbewegungen sind im Schwarzen Meer selten; doch
findet man dort, wo solche Wirbel angedeutet sind, in der Tat eine tiefere Lage
der Grenzfläche, so z. B. im Gebiet nordwestlich von Batum, wo auf die ent-
sprechende Einsenkung der 0.5 cm*/i H,S-Schicht bereits hingewiesen wurde. .
Die Form und Lage der Grenzfläche hängt vom Bewegungszustand und dem
Aufbau der beiden aneinandergrenzenden Wassermassen ab und ist durch letztere
eindeutig bestimmt. wie H. v. Helmholtz (11), M. Margules (19) und später in
1) Die Bezeichnung „Troposphäre“ und „Stratosphäre“ hat A, Defant (s) in die Ozeanographie
eingeführt.