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Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, Januar 1943,
hinab; an den Küsten im allgemeinen bis etwa 70m und 80 m und nur in Aus-
nahmefällen tiefer, z.B. nördlich von Kap Ieros, wo das Temperaturminimum
in rund 100 m Tiefe beobachtet wurde. Auch die untere Grenze der Vertikal-
konvektion zeigt dieselbe charakteristische Wölbung der Grenzflächen im Schwarzen
Meer, nur mit dem Unterschied, daß die Neigung dieser Fläche bei weitem nicht
so stark ist wie bei den tiefer gelegenen Grenzschichten im Übergangsbereich
zwischen Troposphäre und Stratosphäre.
3. Die Salzgehaltsverteilung in verschiedenen Tiefenhorizonten,
Durch die Lage der Grenzflächen haben wir einen Einblick in den räum-
lichen Aufbau der oberen Wasserschichten gewonnen. Was können wir nun über
die Schichtungsverhältnisse der mächtigen unteren Wassermasse aussagen?
Grenzflächen, wie sie in der „Troposphäre“ oder in der „Tropopause“ beobachtet
werden, findet man in dem nur wenig geschichteten Wasser der „Stratosphäre“
nicht. Abgesehen von der Zunahme des Schwefelwasserstoffs kann in den unteren
Schichten der Stratosphäre eine geringe Salzgehaltszunahme beobachtet werden,
Für das Gradfeld 43° N, 33° E erhält man im Mittel folgende vertikale Salz-
gehaltsverteilung von 100m bis 2000 m Tiefe:
ET (m) | 100 | 150 | 200 | 800 | 500 | 1000 | 1500 | 2000
Salzgehalt ........ %o J m 006 21.85 AB 22.09 | 22,24 | 3 22.34
Zahl der Beobachtungen | 30 | 27 | 81 | 24 | 15 | u 3 0,
Die Mıttelwerte für 100 m und 150 m Tiefe wurden aus den Beobachtungen im
Juli und August berechnet, während bei den übrigen Tiefenhorizonten die Beob-
achtungen aus sämtlichen Monaten zusammengefaßt wurden, Die Tabelle zeigt,
daß der Salzgehalt anfangs rasch, dann langsamer nach unten hin zunimmt‘).
Soveit das vorhandene Beobachtungsmaterial ausreicht, soll versucht werden
die Salzgehaltsverteilung in verschiedenen Tiefenhorizonten durch Horizontal-
schnitte darzustellen.
Die Salzgehaltsverteilung an der Meeresoberfläche (Abb. 6) gilt für die
Sommermonate Juli-August-September, Auf eine ausführliche Diskussion dieser
Karte muß hier verzichtet werden, obwohl der Verlauf der Isohalinen an einigen
Stellen bemerkenswerte Einzelheiten zeigt, Die aussüßende Wirkung der Flüsse
ist nicht nur im nordwestlichen Teil des Schwarzen Meeres deutlich, sondern
auch im südöstlichen, wo verschiedene kleine, aber dafür wasserreiche Flüsse
ins Meer münden. Auch der geringe Salzgehalt an der anatolischen Küste öst-
lich des Bosporus ist wahrscheinlich auf die Süßwasserzufuhr des Flusses Sakaria
zurückzuführen; doch beschränkt sich diese Aussüßung auf ein relatiy kleines
Küstengebiet, Bemerkenswert ist der hohe Salzgehalt an der mittel- und ost-
anatolischen Küste zwischen Amasra und Rise, der einen merkwürdigen Gegen-
satz zu dem Salzgehalt im übrigen Küstengebiet bildet. Man könnte erwarten,
daß auch vor den Mündungen der Flüsse Kisil-Irmak und Jeschil-Irmak im mittleren
Nord-Anatolien ein geringerer Salzgehalt beobachtet wird. Ob in unmittelbarer
Küstennähe eine solche Aussüßung des Oberflächenwassers vorhanden ist, kann
nicht mit Sicherheit gesagt werden, da in diesem Gebiet die Beobachtungen
fehlen. Jedenfalls ist ein wenig weiter seewärts der Salzgehalt relativ hoch.
Ebenfalls hätte man südlich und südwestlich der Straße von Kertsch eine stärkere
Aussüßung des Oberflächenwassers und damit einen geringeren Salzgehalt ver-
muten können. Da dies nicht der Fall ist, muß man annehmen, daß die aus-
süßende Wirkung des ausströmenden Asowschen Wassers nicht sehr bedeutend
ist, Auffallend hoch ist der Salzgehalt im Karkinitskij Saliw. nordwestlich der
4) Einen bemerkenswerten Gegensatz zu dieser kontinuierlichen Salzgehaltszunahme mit der Tiefe
zeigt die vertikale Verieilung der potentiellen Temperatur (s. Tabelle auf S, 4), bei der in 1000 m
Tiefe eın intermediäree Maximum zu beobachten ist. Die Annahme, daß es sich hierbei um einen
Einfiuß des eindringenden Bospuruswassers handelt, scheint demnach nicht begründet zu sein. Man
könnte vielleicht an eine Wärmeiönung bei den chemischen Reaktionen in diesen Wasserschichten
denken, denn im Endprozeß verläuft die Bildung des H,S exotherm. Es erhebt sich aber dann die Frage,
warum gerade in dieser Tiefenschicht eine Anreicherung der freiwerdenden Wärme stattfinden soll.