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BSH
Ozeanographischer Zustandsbericht
modellen erst am Anfang; und auch die Adaption von für die numerische Wettervorhersage
entwickelten Datenassimilationstechniken ist bislang wenig vorangeschritten.
Obgleich eine vollständige Zustandserfassung beobachtungstechnisch aussichtslos ist, bleibt
eine umfangreiche und leicht zugängliche Datenbasis auch im Hinblick auf Modellvalidierung
und Datenassimilation erstrebenswert. Bei der Zusammenstellung des Berichtes wurde er
neut offenbar, wie unzureichend systematische und prozessorientierte Beobachtungspro
gramme für die offene Nordsee sind. Deutliche Verbesserungen hinsichtlich Datengewin
nung und Auswertung sind erzielbar durch eine optimierte nationale und internationale Koor
dination von Überwachungsfahrten und Messkampagnen, durch abgestimmte Messstrate
gien und optimierte Messnetze, sowie durch einen kostenfreien, schnellen Datenaustausch.
Ferner ist selbst eine optimale Datenbasis für ein einzelnes Jahr keine hinreichende Voraus
setzung für eine profunde Zustandsbewertung. Ohne Kenntnis der Zustandsentwicklung in
klimatologischen Zeiträumen (30 Jahre) ist lediglich eine Zustandsdokumentation ohne sub
stantiierte Bewertung möglich. Die Anomalität eines beliebigen Zustandsparameters lässt
sich nur dann feststellen und solide bewerten, wenn gleichzeitig Informationen zu Normal
zustand und Variabilität vorliegen.
Schließlich ist eine solide Zustandsbewertung undenkbar, ohne die Fertigkeiten, die Er
fahrung, den Sachverstand und nicht zuletzt das gern als Elfenbeinturmwissen belächelte
oder kritisierte Fachwissen der Wissenschaftler, die sowohl die Datengewinnung sorgfältig
planen, als auch die Rohdaten aufbereiten, analysieren und interpretieren und daraus Zu
sammenhänge hersteilen und Prozesse erschließen. Der aufwendige, aber kaum sichtbare
Prozess der Umwandlung von Rohdaten in nützliches Wissen wird ebenso notorisch unter
schätzt, wie ihm adäquate Ressourcen zunehmend vorenthalten bleiben. Die in dieser Hin
sicht inzwischen deutlich eingeschränkte Kapazität ist wesentlicher Grund für die vorläufige
inhaltliche Beschränkung des Pilotberichts auf hydrographische Zustandsgrößen und Nähr
salze sowie seine späte Herausgabe.
Aus der Notwendigkeit einer schnellen und umfassenden Zustandsbewertung, die auch
durch internationale Verpflichtungen gefordert wird, erwächst ein akuter Handlungsbedarf,
der durch die zunehmende Ressourcenverknappung weiter verschärft wird. Es ist deshalb
vorgesehen, die jährliche Zustandseinschätzung sowohl durch Informationen aus weiteren
Disziplinen, als auch durch internationale Befunde zu erweitern. Insbesondere die Ergeb
nisse der meereschemischen Überwachung des BSH werden in den Zustandsbericht für
2003 integriert werden. Um darüber hinaus vor allem den Nordseeanrainern die Möglichkeit
einer Beteiligung zu bieten, wird eine zusätzliche Edition des Berichts in englischer Sprache
erwogen, zumal die im Bericht dargestellten Befunde mindestens für den gesamten Nord
seeraum Relevanz haben.
Der vorliegende Pilotbericht zeigt, dass dieses Projekt trotz mannigfacher Schwierigkeiten
fachlich, technisch und organisatorisch realisierbar ist, und bietet darüber hinaus als hand
feste Synthese solider Fakten Ansporn zur engagierten Fortsetzung der vielfältigen Arbeiten
im BSH. An deren Anfang steht oft die sorgfältige Datengewinnung, die in ein breites Spek
trum von Aktivitäten mündet, deren Sinn sich insbesondere von außen oft erst durch den
integrierenden Effekt öffentlichkeitswirksamer Endprodukte erschließt. Selbstbild und Außen
wirkung des BSH als maritimer Dienstleister gewinnen an Konturen, je stärker es seine Basis
- Gewinnung, Archivierung und Verwaltung ozeanographischer Daten - zur Herstellung
eigener sinnvoller Endprodukte nutzt.
Der Ozeanographische Zustandsbericlt wird in Zukunft jährlich erscheinen. Wir sind deshalb
gespannt auf die Resonanzen, Anregungen, Ideen und Kommentare zu Inhalt, Form oder
Details des Pilotberichts, die sicher zur Verbesserung künftiger Ausgaben beitragen werden.
In diesem Sinne sind Vorschläge zu eigenen - aber auch weiteren BSH-externen - ergän
zenden Fachbeiträgen oder Kooperationsideen ebenfalls willkommen.