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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte. 53. Band. Nr. 2.
Tabelle 10.
Ostwelle und Westwelle in der Northumberland-Straße und deren Überlagerung.
Quer
schnitte
Ost-Welle
Hubhöhe | Phase
cm in Mondstd.
West-Welle
Hubhöhe Phase
cm j in Mondstd. j
Überlagerung
Hubhöhe Phase
cm ! in Mondstd.
1
5,5
1,04
110,0
5,0
110,0
5,0
2
16,0
0,98
113,4
5,17
104,8
4,93
3
30,2
0,91
119,7
! 5,20
103,7
4,76
4
73,2
0,86
114,3
| 5,70
68,4
4,44
5
94,1
0,74
108,1
6,58
16,5
5,60
6
115,6
0,43
106,6
i 7,03
35,1
10,22
7
130,8
0,11
99,3
! 7,62
93,1
10,47
8
144,6
11,66
93,4
i 8,16
150,1
10,43
9
143,7
11,35
87,4
1 8,81
185,2
10,44
10
139,1
10,96
80,3
9,03
194,1
10,28
11
129,3
10,50
69,8
j 9,17
188,2
10,04
12
125,1
9,70
56,4
9,25
180,4
9,56
13
128,4
9,24
34,6
9,34
162,9
9,26
14
128,7
9,04
21,5
I 9,47
149,5
9,05
15
127,8
8,81
14,0
9,35
141,3
8,86
16
122,7
8,63
9,8
9,25
132,0
8,67
17
115,7
8,40
5,4
9,26
J
120,0
8,40
wurde zum Vergleich der Gang der angenommenen Reibungsgröße graphisch aufgetragen. Die Wahl
dieser Werte für die Reibungsgröße hält sich im Rahmen der von Defant in Abhängigkeit von der
mittleren Tiefe gegebenen Wertreihe für deren Wahl*). Bei den Querschnitten 4 bis 10 wurde sie
entsprechend der geringen mittleren Tiefe besonders groß (b = 1,0) gewählt. Man sieht, daß die
Aenderung des Tidenhubs und der Phase sowohl der Ostwelle wie der Westwelle sich gerade an die
sen Querschnitten auch besonders schnell vollzieht. Die Krümmung der Kurven ist in diesem Ge
biet der Northumberland-Straße infolge der großen Reibung am ausgesprochensten. Die gegebenen
Werte der Ost- und der Westwelle werden überlagert, um die endgültige Schwingungsform der Ge
zeitenwelle in diesem beiderseits offenen Kanal zu erhalten. Die daraus sich ergebenden Werte für
Hub und Phase der Gezeit an den einzelnen Querschnitten stehen in Tab. 10 in der letzten Spalte.
Sie stellen die berechneten Tidenhübe und Hafenzeiten dar. Die Darstellung ist in Abb. 7 gegeben.
Man sieht, daß der Gang der berechneten Kurve sich dem mittleren Verlauf der beobachteten
Tidenhübe an den einzelnen Querschnitten durchaus gut anschmiegt. Nur die zwischen den Quer
schnitten 5 und 6 gelegene Knotenlinie, wo der Hub eigentlich auf Null herabgehen muß, ist prak
tisch wahrscheinlich nicht voll ausgebildet. Daß dort aber der Tidenhub wirklich sehr gering ist, be
weisen die Angaben der Küstenorte, z. B. Richibucto und Cocagne River. Ein den Beobachtungen
und der Berechnung genau gleicher Zug in der Darstellung der Tidenhübe ist dann das bei den
Querschnitten 7, 8 und 9 sehr plötzlich erfolgende Ansteigen der Amplitude, bis beim Querschnitt
10 der höchste Hub erreicht wird, nach der Berechnung nahezu 200 cm und nach den Beobachtungen
wohl etwas darüber. Vielleicht liegt dieser Umstand des größeren Tidenhubs in der Wirklichkeit
daran, daß in der Rechnung die Reibungsgröße b entweder etwas zu klein gewählt worden ist, so
daß die durch stärkere Reibung verursachte größere Wasserstauung die Amplitude vergrößert, oder
auch daran, daß sie in der Rechnung zu groß angesetzt ist und infolgedessen die Resonanz stärker
wirksam wird. Aus dem Verlauf der Rechnung läßt sich das nicht ohne weiteres ersehen. An den
weiteren Querschnitten verläuft die berechnete Kurve wieder in bester Übereinstimmung mit den
*) S : A. Defant, Denkschriften d. Akad. d. Wiss., Wien, 6. Teil S. 29.