Untersuchungsobjekt und zu bestimmende Stoffe
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Über die Einstellung von Produktion und Vertrieb in diesen Ländern liegen keine
gesicherten Erkenntnisse vor. Zudem entstehen PCB in technischen Prozessen als
ungewollte Nebenprodukte [118]. Der größte Teil der PCB ist weiterhin noch in
geschlossenen Systemen vorhanden. In Deutschland werden vom Umweltbundesamt
für den Zeitraum von 1989 bis 2000 ca. 300.000 t PCB-Sonderabfall erwartet. Für die
globale Verteilung der PCB gehen Schätzungen davon aus, daß ca. 70 % (780.000 t)
der Gesamtmenge noch in älteren Elektroanlagen und in Deponien vorhanden sind
[56]. Zudem sind PCB je nach Chlorierungsgrad sehr langlebig, wobei die biologische
Halbwertszeit stark von der Umgebung abhängt, in der sie sich befinden [119].
Die Toxizität der PCB hängt u.a von ihrem Chlorierungsgrad ab. Technische
Gemische mit einem hohen Chloranteil (60 %) verursachen bei Ratten Leberkrebs,
während dies bei niedrigerem Chlorgehalt (42 %) nicht zu beobachten ist [120].
Cancerogene Wirkungen auf den Menschen sind nicht nachgewiesen, werden aber
vermutet. Im allgemeinen läßt sich bei der toxikologischen Beurteilung der techni
schen Gemische die Wirkungsursache nicht klar auf die PCB zurückführen, weil diese
Dibenzofurane und Dioxine als Verunreinigungen enthalten und die Metaboliten der
PCB (Arenoxide, Phenole) oftmals toxischer sind als diese selbst. Bei chronischer
Vergiftung sind Chlorakne, Porphyrie, Schädigungen des Thymus, der Leber, Milz und
des Nervensystems sowie Veränderungen des Blutbildes festzustellen. Weitere
Auswirkungen sind Störungen des Immunsystems und des Reproduktionssystems, z.B.
durch Hemmung der Mobilität von Spermien.
Neben dem Chlorierungsgrad spielt die räumliche Anordnung der beiden aromatischen
Ringe eine wichtige Rolle bei der Toxizität von PCB. Die coplanare Anordnung der
beiden Phenylringe bedingt eine Ähnlichkeit der Struktur zum 2,3,7,8
Tetrachlordibenzo-(1,4)-dioxin Besonders toxisch sind die non-ortho chlorierten PCB,
die in beiden para-Positionen und in mindestens einer meta-Position an beiden Ringen
Chlorsubstituenten haben. Dies ist bei den Kongeneren PCB 77, 126 und 169 der Fall.
Auch mono- und di-ortho chlorierte PCB können eine coplanare Struktur einnehmen
und sind daher deutlich toxischer als nicht planare Kongenere. Neben der Toxizität
hängen auch die Bioakkumulation und der Metabolismus der PCB in Organismen stark
von der Struktur der Kongenere ab [121, 122]. Von diesen PCB wurden die Kongenere
105, 118, 156 (mono-ortho chloriert) und 138, 180 (di-ortho chloriert) als
Zielsubstanzen ausgewählt.