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Full text: 58, 1938

Dr. Joachim Blüthgen: Die Eisverhältnisse des Finnischen und Rigaischen Meerbusens 
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äufzuweisen hat. Nur selten zeigt sich jedoch noch im Mai Eis im Moonsund. Die Eisstärke erreicht zur Zeit der Kul 
mination etwa 40 cm im Durchschnitt, im küstenferneren Gebiet wechselt sie naturgemäß sehr. Selbst in Wintern, 
die sich allgemein durch besondere Milde ausgezeichnet haben, zeigt sieh, daß das Inselschelf gebiet bevorzugt 
zur Eisbildung neigt. Die Eisverhältnisse ähneln damit am ehesten denen binnenländischer Seen, die auf Fröste 
viel schneller reagieren als marin beeinflußte Gebiete. Dies prägt sich auch in der Karte (I) der Verbreitung der 
strengen Eiswinter aus, bei der eine Häufung strenger Eiswinter (die mit strengen Temperaturwintern keineswegs 
immer identisch sind) im Bereich der Inselschelfsee deutlich erkennbar ist. Früher strenger Frost und nachfol 
gender geringer Frost genügen hier vollkommen, um eine lange Vereisung hervorzurufen, während im Finnenhusen 
bei diesen Frostverhältnissen ein sehr milder Eiswinter entsteht, weil der Frühfrost ganz und gar von dem 
Wärmevorrat verbraucht wird, den das Wasser dort noch hat. Das gilt auch z. T. für den Rigahusen. 
7. Die Buchten von Hapsal und Pernau. 
Nächst dem östlichen Teil des Finnenbusens zeigen die Buchten bei Hapsal und von Pernau die stärkste 
Vereisung des gesamten Arbeitsgebietes. Sie vereisen in der Regel bereits Ende November, in Extremfällen auch 
schon früher. Da sie den hydrographischen Einflüssen weitgehend entzogen sind, die die Vereisung des Finnen 
busens hinausschieben, vollzieht sich die Beeisung auch schnell und ohne größere Störungen. Im Verlaufe weniger 
Tage dehnt sich das Festeis bis zum Horizont aus und nimmt im gleichen Maße von der Küste aus an Stärke zu. 
Hier werden, von Hungerburg abgesehen, die höchsten Stärkewerte der Eisdecke erreicht, ja, mitunter sogar die 
absolut höchsten des ganzen Untersuchungsgebietes, denn eine Eisdecke von 80 cm Stärke kommt nicht selten vor. 
Die Eisdecke verändert sich im Laufe des Winters wenig. Das Maximum der Eisstärke ist dementsprechend auf 
einen längeren Zeitraum ausgedehnt und mitunter noch im April anzutreffen. Stürme können keinen Einfluß auf 
die Gestaltung der Eisdecke ausüben, da ihre Wirkung von der Vereisung des vorgelagerten Eisgebietes aufge 
fangen wird. 
Im Durchschnitt der Jahre zeigt sich auch eine nur geringe Schwankung, die sich lediglich auf die Termine 
der Be- und Enteisung, vornehmlich ersterer, bezieht, nicht aber auf die Beschaffenheit der Vereisung. Es handelt 
sich in allen Fällen um starkes Festeis, das bis zum Horizont ausgedehnt ist und die Fahrbarkeit für Pferdeschlitten 
innerhalb weniger Tage erreicht. Auch im Frühjahr vollzieht sich die Enteisung ebenso rasch wie die Beeisung im 
Herbst. Innerhalb weniger Tage verliert das Eis an Stärke und bald darauf ist das letzte Festeis zerfallen. Die 
Enteisung vollzieht sich meistens ohne die Bildung von Treibeis. Die Einstrahlung über dem Festlande in diesen 
schon etwas südlicheren, von arktischen Kaltluftvorstößen weniger oft bedrohten Gebieten reguliert die Enteisung 
vorwiegend. Deshalb ist der Termin der Enteisung hier auch geringeren Schwankungen unterworfen, als der 
Beginn der Vereisung. 
Wenn auch das Festeis an sich für eine Schiffahrt mit Eisbrecherhilfe keine schweren Hindernisse bietet, 
da sich eine Fahrrinne darin gut erhält, ist dies jedoch illusorisch wegen der schwereren und unruhigeren Eis 
verhältnisse der vorgelagerten Eisgebiete des Inselschelfes und des nordöstlichen Rigabusens. 
8. Der Nordostteil des Rigaischen Meerbusens. 
Im Anschluß an die frühzeitige Vereisung der Bucht von Pernau und der angrenzenden Küstenstriche 
bildet sich im Nordostwinkel des Rigabusens auch in See Eis, das z. T. durch Abbruch des vorwachsenden Küsten 
saumes entstanden ist. Die flachen Gewässer des Busens neigen jedoch auch selbst sehr bald zu selbständiger Eis 
bildung. Die Insel Kynö bildet ein kleines Vereisungszentrum für sich, das zu der Beeisung des gesamten Nordost 
teils sehr beiträgt. 
Etwa im Dezember findet sich überall Eis, meist zunächst noch in Form beweglichen Treibeises. Erst im 
Januar wird die Eismenge so groß, daß die Eisdecke fest wird. Sie erreicht infolge der häufigen Pressungen und 
Schiebungen eine beträchtliche Dicke, ist aber im einzelnen sehr unregelmäßig. Teile des sich hier ansammelnden 
Eisvorrats treiben südwestwärts und tragen zu der Vereisung der Seegebiete bei Zerel und im Südwesten des Riga 
busens bei. 
Die Eismengen dehnen sich im Laufe des Hochwinters weiter nach Südwesten aus und beeinflussen nament 
lich im Frühjahr die benachbarten Eisgebiete durch gelegentlich schweres Eistreiben aus Nordosten. In der Haupt 
sache schiebt sich jedoch das Eis, wenn es im April aufbricht, längs der Nordküste des Meerhusens westwärts und
	        
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