Seekarten und
mehr
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Internationale Hydrographische
Organisation
Vom 15.-19. April 2002 fand in Monaco die XVI. Inter
nationale Konferenz der IHO statt - eine Generalver
sammlung, die turnusmäßig alle fünf Jahre stattfindet.
Von den insgesamt 72 Mitgliedsstaaten der IHO
waren 64 auf der Konferenz vertreten; 13 weitere
Staaten nahmen als Beobachter teil. Themenschwer
punkt war eine grundlegende Reform der IHO-
Organlsatlonsstrukturen, die noch auf die Grün
dungszeit vor mehr als 80 Jahren zurückgehen. Die
Notwendigkeit für Änderungen der IHO-Konventlon
Ist auch eine Konsequenz aus der erhöhten Verant
wortung, die der IHO durch die Im Juli 2002 eingetre
tenen Änderungen des SOLAS-Überelnkommens
zugewiesen wird. Damit werden die Küstenstaaten
erstmals völkerrechtlich verpflichtet, hydrographische
Dienste nach den Normen und Regeln der IHO zu
betreiben und Verantwortung für das Seekarten
wesen einschließlich elektronischer Seekarten zu
übernehmen.
Die Konferenz beschloss die Fortsetzung der Arbeit
durch die als Reformausschuss eingesetzte Strategie
Plannlng Working Group (SPWG), die kurzfristig Vor
schläge für eine neue Organisationsstruktur erarbei
ten wird. Deutschland, vertreten durch den BSH-
Präsldenten, wurde als Repräsentant der hydrogra
phischen Ostseekommission der IHO (BSHC) be
nannt und arbeitet In der SPWG mit. Die Reformvor
schläge sollen bis 2004 vorliegen und auf einer
Außerordentlichen IHO-Konferenz voraussichtlich im
Frühjahr 2005 beraten werden.
Intensiviert wurde die deutsche Mitwirkung Im wich
tigsten technischen Ausschuss der IHO, dem
Committee on Hydrographie Requlrements for Infor
mation Systems (CHRIS), durch die Übernahme des
Vorsitzes In zwei bedeutsamen Arbeitsgruppen, der
Symbols & Colours Standard Malntenance WG
(Darstellungsstandards für ECDIS) und der
Standardization of Nautical Publications WG (Neue
Standards für digitale, ECDIS-fählge nautische
Veröffentlichungen). Auf Ihrer Jahrestagung In
Schanghai erarbeitete CHRIS unter anderem Bei
träge zur IHO-Reform, mit dem Ziel, die technische
Kompetenz der IHO zu stärken. Daneben setzte sich
die Mitarbeit des BSH In den verschiedenen techni
schen Facharbeitsgruppen der IHO fort.
In der regionalen Zusammenarbeit im Rahmen der
IHO stand 2002 die Konferenz der hydrographischen
Nordseekommission (NSHC) in Göteborg auf dem
Programm. Es wurde die Empfehlung ausgespro
chen, die Mitgliedsstaaten darin zu unterstützen,
dass die Beschlüsse des HELCOM-Mlnlstertreffens
von Kopenhagen Im Herbst 2001 zur Intensivierung
der Seevermessung und zur Einführung von ECDIS
auch für den Geltungsbereich des Oslo-Paris-Über-
einkommens übernommen werden. Daneben ging
es um die Abstimmung von Beiträgen der Regional
kommission zur Reformarbeit der SPWG
Wenig zufriedenstellend verlief dagegen im Berichts
jahr die regionale Zusammenarbeit Im Hinblick auf
die Qualitätssicherung und den Vertrieb amtlicher
ECDIS-Daten. Seit Mitte 2002 wird die Arbeit In zwei
getrennten Zentren fortgeführt: PRIMÄR In Stavanger
(Norwegen) und IC-ENC In Taunton (Großbritannien),
dem auch Deutschland angehört. Obwohl seitdem
die Zusammenarbeit mit den hydrographischen
Diensten des jeweils anderen Zentrums deutlich er
schwert ist, konnte der ununterbrochene Vertrieb der
ENCs sichergestellt werden. Positiver Begleiteffekt
des Auseinanderbrechens des gemeinsamen ECDIS-
Zentrums war die Entwicklung neuer, effizienter und
marktkonformer Konzepte für den Datenvertrieb. Das
BSH, das den Vorsitz im Lenkungsausschuss des
IC-ENC übernommen hat, bemüht sich in Zusam
menarbeit mit dem Beirat des PRIMAR-Zentrums In
Stavanger, die aufgetretenen Schwierigkeiten zu
überwinden und eine engere Kooperation der beiden
Zentren zu erreichen