2.4 Luftdruckverteilung
System Nordsee
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Eine kritische Beschreibung der Shuell Methode, die den NCEP/NCAR MSLP-Fel-
dern zugrunde liegt, findet sich bei Mohr (2004). Die UKMO MSLP-Analysen, die bis
ins Jahr 1873 zurückreichen, beruhen auf unterschiedlichsten Quellen (Jones 1987),
so dass von einer Recherche bzgl. des oder der verwendeten Druckreduktionsver
fahren Abstand genommen wurde. Dessen ungeachtet, erscheint der Isobarenverlauf
der UKMO-Analysen im Bereich der Skanden philosophisch-physikalisch plausibler
als der gebirgsgestörte Verlauf auf Basis der NCEP/NCAR Reanalysen (Abb.2-10).
Diese Auffassung geht konform mit den Vorstellungen von Mesinger und Treadon
(1995), die »arriving at a pressure field appropriate to sea level that to the extent pos-
sible maintains directions and reflects the magnitude pattern of the surface horizontal
pressure gradients« als Ziel der Druckreduktion auf Meeresniveau konstatieren. Dass
diese Zielsetzung im Bereich der Skanden eher schlecht realisiert ist, zeigt sich in den
NCEP/NCAR Höhenverteilungen der 925 hPa Fläche (Abb.2-12), die weit besser zu
den UKMO MSLP-Verteilungen passen.
Für ein einzelnes Jahr (2005) wurden tägliche NCEP/NCAR MSLP-Werte an der Git
terposition 5 durch solche von Blindem ersetzt, um die aus dem Wetterlagenklassi
fizierungsverfahren resultierenden Muster mit solchen aus unmanipulierten Feldern
zu vergleichen. Windrichtungsabweichungen waren zu 88% (96%) auf das Intervall
±5° (±10°) beschränkt. Geschwindigkeitsabweichungen blieben zu 79% (95%) im
Intervall ±0,5 m/s (±1,0 m/s). Die Wetterlagen selbst wurden zu 93% identisch gleich
klassifiziert. Da sich die Nutzung der NCEP/NCAR MSLP-Felder hier letztlich auf Ana
lysen beschränkt, denen das Wetterlagenklassifizierungsverfahren zugrunde liegt, er
scheint ein Festhalten an den originären Feldern als unkritisch.
2.4.2 MSLP-Verteilungen 2006 & 2007
Das selbst in der belebten Natur zu beobachtende Gleichgewichtsstreben (Le Cha-
telier Prinzip, Schneider und Kay 1994) manifestiert sich in gemäßigten Breiten in
Form von mäandrierenden planetarischen Wellen und Wirbeln, die den meridionalen
Temperaturkontrast zwischen Tropen und Polargebieten auszugleichen suchen. Auf
Grund der sich irregulär ändernden Anzahl, Amplitude, und geographischen Positi
on von Wellenbergen und -tälern, müsste das Langzeitmittel eine perfekte - infolge
der Erddrehung von West nach Ost gerichtete - zonalsymmetrische Strömung anzei-
gen. Thermische (Land-Meer-Verteilung) und dynamische Störfaktoren (Gebirgsket
ten) führen jedoch zu Abweichungen, die in den klimatologischen MSLP-Feldern des
hier relevanten weiteren Nordseeraums als quasistationäre Druckgebilde - nämlich
Islandtief und Azorenhoch - sichtbar werden. Die jahreszeitlichen Veränderungen un
terworfenen Abweichungen von einer reinen Westströmung, die im Jahresgang der
Monatsklimatologien besonders deutlich hervortreten (s. a. Abb.2-22, S.89), sollen
nachfolgend kurz skizziert werden, bevor die in den Jahren 2006 und 2007 eingetre
tenen Besonderheiten erörtert werden.
Gleichförmig starke Druckgradienten über der Nordsee im Herbst und Winter stehen
in klarem Zusammenhang mit der Tiefdruckaktivität im Nordatlantik (vgl. Abb.2-10,
S. 70). Die durchweg SW-lichen Verteilungsmuster bilden dabei NE-wärts wandern
de Zyklonenfamilien ab, die in ihrer Gesamtheit bzw. im Langzeitmittel als von der La
bradorsee bis zum Karischen Meer ausgedehntes »Islandtief« in Erscheinung treten.
Zum Zeitpunkt des Frühlingsäquinoktiums kommt es gewöhnlich zu einer raschen und
starken Abschwächung der Luftdruckgegensätze, die im April an der Spreizung der
1012 und 1016 hPa Isobaren ablesbar ist (Abb. 2-14, S. 78). Die im Frühsommer im