Skip to main content

Full text: 49: System Nordsee : 2006 & 2007 : Zustand und Entwicklungen

2.3 Wetterlagen 
System Nordsee 
57 
k = {1,2, ...} die jeweils nötige Anzahl von Bernoulliversuchen bis zum Eintreten des 
Abbruchereignisses bedeutet. Die Sterbewahrscheinlichkeit p ergibt sich schlicht als 
Kehrwert zum Erwartungswert der Lebensdauer E(L), der bereits weiter oben für den 
Zeitraum 1971 -2000 mit 2,02 Tagen abgeschätzt wurde (vgl. Tab. 2-10). Somit liegt 
der Lebensdauerverteilung der anonymen Wetterlage eine faire oder echte Münze 
zugrunde (p = 0,5). Von 100 Episoden erreichen 50, 25, 12,5 ... ein Lebensalter von 
1,2, 3 ...Tagen. 
Wie aus Tab. 2-10 unmittelbar hervorgeht, haben manche Wetterlagen größeres »Ta 
lent«, im Spiel zu bleiben, als andere. Jede von ihnen spielt offenbar mit eigener 
Falschmünze (p*0,5), oder - was dem tatsächlichen Hergang näherkommt - mit 
eigenem manipulierten Würfel, dessen Flächen jeweils den 6 Wetterlagen zugeordnet 
sind. Das Abbruchereignis wird dabei realisiert, sobald der Würfel eine andere als die 
eigene Seite zeigt. Um welche Seite es sich tatsächlich handelt, ist allenfalls insofern 
von Belang, als es den nächsten Spieler bestimmt. Was zählt, sind auch hier die 
dichotomen Ereignisse Sterben und Überleben, so dass die Eintrittswahrscheinlich 
keiten für die 5 Abbruchergebnisse nicht im Einzelnen, sondern lediglich in Summa 
Relevanz haben. Die wetterlagenspezifische Sterbewahrscheinlichkeit p ist der Kehr 
wert der in Zeile 7100 der Tab. 2-10 angegebenen mittleren Lebensdauer. 
Zur Einschätzung der Brauchbarkeit der so festgelegten individuellen Geometrischen 
Verteilungen wurde für jede Wetterlage eine sog. P(robability)-P(robability)-Graphik 
erstellt (Abb.2-7). Die anhand der Stichprobe (1971 -2000) zu den Lauflängen k er 
mittelten Überlebensprozentsätze der Episoden sind darin gegen die theoretischen 
Überlebenswahrscheinlichkeiten aufgetragen, die sich aus der Überlebensfunktion 
S(L>k;p) = 1 -CDF = (1 -p) k , dem Komplement der Geometrischen Verteilungs 
funktion (CDF), ergeben. Die laterale Position eines Fadenkreuzes entspricht dem 
nach der k-ten Potenz von 1 - p, wobei der höchste Wert zu k = 1 gehört und den Pro 
zentsatz der Episoden angibt, die theoretisch ein Mindestalter von 2 Tagen erreichen. 
(Natürlich erreichen alle Episoden (S = 1) ein Mindestalter von 1 Tag, welches für den 
Bruchtteil p das Höchstalter darstellt.) Bei perfekter Übereinstimmung von Theorie und 
Beobachtung würden offensichtlich sämtliche Wertepaare auf der Diagonalen y = x zu 
liegen kommen. Tatsächlich reichen 90 - 98% der Episoden mit Lebensdauern bis zu 
5-7 Tagen recht nahe an dieses Ideal heran. 
Die schlechteste Übereinstimmung ergibt sich für lange antizyklonale Episoden (A), 
die mit weiter zunehmendem Alter einen wachsenden Hang zur Langlebigkeit entwi 
ckeln und gewissermaßen vergessen, zu sterben. Diese Art von »Gedächtnislosig- 
keit« steht natürlich im Widerspruch zu derjenigen, die der Geometrischen Verteilung 
zugrunde liegt. Ursache hierfür sind vermutlich persistente Blockierungen, die den 
gewöhnlichen Wetterwechsel u. U. wochenlang durcheinanderbringen. Das in ähnli 
cher Weise abweichende Verhalten alter NW-Episoden steht mutmaßlich ebenfalls 
mit (antizyklonalen) Blockierungen im Zusammenhang, die dazu eine mindestens 
zeitweilig gegenüber der Nordseeregion dezentrale, nach SW verschobene Lage ein 
nehmen müssten. Als beispielhafte Belege für derartige Situationen, die durchaus ein 
langsames Hin- und Herwabern des Hochdruckzentrums zwischen beiden Positionen 
beinhalten können, lassen sich die Perioden 28. Mai - 11. Jun. 2006 (Tab. 2-6, S. 48), 
25. Jan. - 5. Feb. oder 24. Aug. - 15. Sep. 2007 anführen (Tab. 2-8, S. 49).
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.