4 Meereschemie
232
System Nordsee
4.4 Metalle
<•> 5. Schmolke
4.4.1
Einführung ... 232
4.4.2
Bewertungskriterien
... 234
4.4.3
Oberflächenwasser
.. 238
4.4.4
Sediment ... 252
4.4.5
Zusammenfassung
.. 261
4.4.1 Einführung
Metalle kommen natürlich in der Umwelt vor. Durch Verwitterung, Vulkanismus und
Ausgasungen werden sie im geochemischen Kreislauf mobilisiert. Die natürlichen
Elementgehalte in den verschiedenen Umweltkompartimenten werden als Hinter
grundwerte bezeichnet. Der Nachweis von Metallen in der Umwelt ist somit auf kei
nen Fall zwangsläufig als Verschmutzung zu werten. Es gibt zahlreiche essenzielle
Elemente wie Eisen oder Zink. Ihre Bioverfügbarkeit ist innerhalb gewisser Konzen
trationsgrenzen Voraussetzung für biologisches Wachstum. Organismen sind in der
Lage, sich in einer bestimmten Bandbreite an veränderliche Elementkonzentrationen
anzupassen. Wird diese Bandbreite zu höheren Konzentrationen verlassen, tritt eine
toxische Wirkung ein. Andere Elemente wie Quecksilber, Cadmium oder Blei haben
keine bekannte vitale Funktion.
Durch menschliche Aktivitäten gelangen z. T. erhebliche zusätzliche Mengen einzel
ner Elemente in die Umwelt, wodurch die natürlichen Hintergrundkonzentrationen re
gional deutlich überschritten werden können. Maßnahmen zur Emissionsminderung
führten in den vergangenen Jahrzehnten jedoch zur kontinuierlichen Abnahme vieler
Schadstoffe in Luft, Wasser, Sediment und Biota (OSPAR 1998).
Generell werden die Metallgehalte des Meerwassers durch die Struktur, Dynamik und
Stärke der Quellen, die großräumige Zirkulation der marinen Wassermassen und die
Effizienz ihrer Senkenprozesse bestimmt. Wesentliche Quellen für das anthropogen
verursachte Metallsignal in marinen Ökosystemen sind die Abflüsse kontaminierter
Süßwassermassen über die kontinentalen Flusssysteme, der Schadstofftransport
über die Atmosphäre sowie die Wechselwirkung mit dem Sediment. Weitere Einträge
werden durch Offshore-Aktivitäten wie Rohstofferkundung und Förderung sowie Ver
klappung von Baggergut verursacht. Dem stehen die Sedimentation mit ihren komple
xen vorgelagerten Gleichgewichten zwischen Schwebstoff, Biota und Wasserphase
und in Ausnahmefällen die Wechselwirkung mit der Atmosphäre als Schlüsselprozes
se zur Entfernung der Metalle aus dem Meer gegenüber.
Im Detail unterscheidet sich das Verhalten der verschiedenen Metalle erheblich. Schon
die Quellmuster und damit die Bedeutung der unterschiedlichen Eintragspfade vari-