4.3 Organische Stoffe
System Nordsee
211
Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass in der Deutschen Bucht eine Grundbe
lastung durch Reste von Erdölkohlenwasserstoffen nachweisbar war. Nur auf wenigen
Stationen wurden deutlich erhöhte Konzentrationen gemessen (Summe C 20 bis C 30
>40 ng/L) und ein Muster gefunden (Abb. 4-28, S. 208), das eindeutig auf akute Ver
schmutzung durch Öl hinweist (CPI < 1,2). Alle anderen Fälle höherer Alkangehalte
waren von Algen verursacht. Von Land wurden zusätzlich über die Flüsse weitere
biogene Kohlenwasserstoffe eingetragen. Außerhalb von akuten Ölverschmutzungen
können somit biogene Guellen einen markanten Beitrag zur Gesamtkonzentration ali
phatischer Kohlenwasserstoffe leisten.
Aufgrund der hohen Variabilität waren bisher keine zeitlichen Tendenzen in den Kon
zentrationsverteilungen der Aliphaten erkennbar. Das Überwachungsprogramm des
BSH sieht gegenwärtig keine Bestimmung von Aliphatenkonzentrationen im Sediment
vor, so dass zur Sedimentbelastung durch Ölreste keine Aussagen möglich sind.
4.3.4.3 Polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe
Die PAK sind einander zwar strukturell ähnlich, unterscheiden sich jedoch in ihren phy
sikalischen, chemischen und toxikologischen Eigenschaften erheblich. Unter den PAK
finden sich sowohl relativ flüchtige Vertreter wie Naphthalin, als auch schwerflüchtige
Homologe. Ebenso gibt es relativ gut wasserlösliche, aber auch sehr lipophile Verbin
dungen in dieser Schadstoffklasse (log K ow Bereich von 3,3-8, s. Fußnote, 5.202).
Unterschiedliche Konzentrationsverteilungen sind sowohl in der Verschiedenheit phy
sikalisch-chemischer Eigenschaften als auch durch unterschiedliche Eintragspfade
begründet.
a) PAK-Gehalte des Meerwassers
Eine Dokumentation der Konzentrationsverteilungen und Verhaltensweisen aller vom
BSH überwachten PAK würde den Rahmen dieses Berichts sprengen. An anderer
Stelle wurden deshalb Cluster- und Regressionsanalysen durchgeführt (Loewe et al.
2006, Theobald und Loewe 2009), die Aufschluss über ähnliches und eigenständiges
Verhalten gaben, und so eine sinnvolle Auswahl von PAK-Verbindungen erleichterten.
Die nachfolgende Untersuchung konzentriert sich daher auf wenige typische Verbin
dungen, nämlich Naph, Fl, Phen, Flu und BaP, die sich entweder sehr eigenständig
oder repräsentativ verhalten.
Die Konzentrationen dieser PAK-Verbindungen variierten bei den vier Beprobungen der
Jahre 2006 und 2007 in der Elbe bei Stade zwischen 0,62 ng/L (Fl) und 13,6 ng/L (Flu).
In der Deutschen Bucht lagen alle Konzentrationen im Intervall < 0,005 - 2,75 ng/L,
während Mediankonzentrationen zwischen 0,025 ng/L (BaP) und 0,48 ng/L (Naph)
rangierten (Tab. 4-3). Sowohl in der Elbe als auch in der Deutschen Bucht entsprechen
diese Konzentrationen dem beobachteten Bereich von 2005.
Mit Ausnahme der Naph-Verteilung zeigten alle PAK-Verteilungen einen mehr oder
minder starken Konzentrationsabfall von den Küsten (Flüssen) zur offenen See hin
(Abb. 4-31). Für die hochkondensierten 5- und 6-Ring-Aromaten war dieser Gradient
am stärksten ausgeprägt; die Verhältnisse der Konzentrationen in der Elbe zu den Mi
nimalkonzentrationen in der Deutschen Bucht und Nordsee waren > 1000. Für die 2-
und 3-Ring-Aromaten fiel der Gradient weniger steil aus (Konzentrationsverhältnisse
<20). Der Unterschied rührt hauptsächlich daher, dass die hochkondensierten poly
zyklischen Aromaten - im Gegensatz zu den besser wasserlöslichen, niedrig konden
sierten 2- und 3-Ring-Aromaten - eine große Affinität zu Schwebstoffen zeigen. Die