4.3 Organische Stoffe
System Nordsee
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Tafel 4-4: Kohlenwasserstoffe
Erdöl wird weltweit In großen Mengen gefördert, transportiert und verarbeitet, so dass eine besondere
Umweltbeobachtung vor allem aufgrund der großen Mengen angezeigt Ist. Die Hauptbestandteile des
Erdöls, das aus einem Gemisch tausender verschiedener Stoffe besteht, sind Erdölkohlenwasserstoffe
(EKW). Mengenmäßig Ist die Untergruppe der Aliphaten (n-Alkane) am Bedeutendsten, während aus to
xikologischer Sicht die Aromaten am Relevantesten sind. EKW sind wenig wasserlöslich und werden an
Schwebstoffen und In Sedimenten starkangerelchert. EKW sind sehr stabil, jedoch werden n-Alkane relativ
leicht biochemisch abgebaut. Kohlenwasserstoffe werden aus der Luft, durch die Flüsse, von Schiffen und
Offshore-Förderanlagen Ins Meer eingetragen.
Die früher zur Untersuchung der Umweltbelastung durch EKW verwendete summarische Größe >Gesamt-
kohlenwasserstofh wurde seit 2001 nicht mehr bestimmt. Stattdessen wurden ausgewählte Elnzelkompo-
nenten, wie n-Alkane und Aromaten, erfasst. Einige der Im Erdöl vorkommenden Kohlenwasserstoffe (z.
B. n-Alkane) können auch durch pflanzliche oder tierische Organismen gebildet werden. Eine Unterschei
dung zwischen biogenem und petrogenem Ursprung Ist durch Betrachtung der relativen Konzentrationen
der einzelnen Kohlenwasserstoffe zueinander möglich. Bel den Alkanen weist eine Verteilung mit Bevor
zugung ungeradzahllger Kettenlängen auf Landpflanzen als Ursprung hin. Als Maß für den Anteil an bio
genen Alkanen wird der >Carbon Preference lndex< (CPI: Summe der ungeradzahllgen n-Alkane dividiert
durch die Summe der geradzahligen Im Bereich von n-C 2 o bis n-C 30 ) verwendet, der für petrogene Muster
etwa 1 und für biogene Muster > 4 Ist. Auch Algen sind Produzenten bestimmter n-Alkane; von diesen
werden vor allem n-C 17 , n-C lg und n-C 15 gebildet.
Von der Küstenwache (Bundesgrenzschutz See, Zoll, Vollzugsorgane der Wasser- und
Schifffahrtsverwaltung, Fischereiaufsicht), der Marine, der Wasserschutzpolizei sowie
durch private Dritte wurden im Jahr 2006 insgesamt 127 Gewässerverunreinigungen
in der Deutschen Bucht (AWZ) gemeldet, im Jahr 2007 wurden 82 Vorfälle beobachtet
(2005: 98). In der Regel handelte es sich um Ölverschmutzungen (74 bis 80%). Die
räumliche Verteilung der beobachteten Verschmutzungen ist in Abb. 4-27 dargestellt.
Die zahlreichen Ölverschmutzungen nördlich der ostfriesischen Inseln sowie im Nord
westen der AWZ fallen mit den Hauptfahrwassern zusammen.
3°E 4°E 5°E 6°E 7°E 8°E 9°E
56 °N
55°N
54°N
53°N
Abb. 4-27: Beobachtete Wasserverunreinigungen in der Deutschen Bucht in den Jahren 2006
und 2007.
Fig. 4-27: Pollution sightings in the German Bightin 2006 and2007.
Im Rahmen laufender Strafverfahren wurden im BSH 2006 in 8 Fällen und 2007 in 16
Fällen vergleichende Analysen zwischen Proben aus Ölfilmen und von verdächtigten
Schiffen durchgeführt. Insgesamt wurden dazu 71 Proben untersucht.