3 Meeresphysik
154
System Nordsee
3.5.4 Meereis
Hinsichtlich der Eisverhältnisse an der deutschen Nordseeküste war der Winter
2005/06 nur schwach. Die flächenbezogene Eisvolumensumme - eine Maßzahl für
die Stärke des Eiswinters (Koslowski 1989) - betrug 0,33 m; die als reduzierte Eis
summe bezeichnete mittlere Anzahl von Tagen mit Eis (Büdel 1947, Nusser 1948)
erreichte 5,9 Tage. Die Berechnung beider Maße stützt sich auf Beobachtungen an
den 13 eisklimatologischen Stationen der deutschen Nordseeküste. Im 110-jährigen
Zeitraum 1897 bis 2006 waren 64 Eiswinter stärker und 45 schwächer als dieser.
Im November 2005 lag die Temperatur der vertikal homothermen Deutschen Bucht mit
11,9 °C auf Rekordhöhe und 2,8 K über dem Klimamittel (1971 - 1993). Trotz verstärk
ter winterlicher Abkühlung (AT Feb. minus Nov.: -8,3 K) bei ab Dezember schwacher
Zonalzirkulation (Abb. 2-13, 5. 77) blieb das für starke Vereisung typische Mindestni
veau von ca. 1,5 °C (Feb.) unerreicht (Loewe 2009). Das erste Eis an der Nordseeküs
te bildete sich Anfang Januar 2006 in geschützt liegenden Bereichen und kleineren
Häfen der nordfriesischen Küste, in der dritten Januardekade auf der Unterelbe und
Ende Januar an einigen Stellen der ostfriesischen Küste und im Nord-Ostsee-Kanal
{Abb. 3-21). An der nordfriesischen Küste wurde das Eis etwa drei Wochen lang beob
achtet. Am längsten trat das Eis im Hafen Tönning (25 Tage) und im Seebereich Ei
derdamm (30 Tage) auf. Die Eisdicke erreichte im Mittel Werte zwischen 5 und 20 cm.
Im Winter 2006/07 (AT DB F - N: 5,8 - 11,5 °C) blieb die Nordseeküste eisfrei.
Abb. 3-21: Eisverhältnisse an der deutschen Nord- und Ostseeküste am 27. Januar 2006, dem
Zeitpunkt maximaler Vereisung im Winter 2005/06.
Fig. 3-2i: Sea ice conditions at the German coasts on January 27,2006 when ice coverage was
at its peak seasonal extent.
Eine umfassende Dokumentation beider Eiswinter bieten Schmelzer und Holfort
(2009). Weiterführende Informationen zur langzeitlichen Entwicklung der Eisverhält
nisse wurden in einer früheren Ausgabe dieses Berichts veröffentlicht (Loewe 2009).