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Full text: 49: System Nordsee : 2006 & 2007 : Zustand und Entwicklungen

3 Meeresphysik 
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System Nordsee 
3.1 Einführung 
<•> P. Loewe&H. Klein • • 
Die Nordsee ist ein flaches Schelfmeer, das über die enge Straße von Dover im Süd 
westen und eine weite Öffnung im Norden mit dem Nordatlantik verbunden ist. Die 
komplexen hydrographischen Verhältnisse sind einerseits durch den Einstrom salz 
reichen Atlantikwassers, andererseits durch erhebliche Süßwasserzuflüsse und den 
Einstrom salzarmen Ostseewassers über das Kattegat und das Skagerrak bedingt. In 
der geographischen Salzgehaltsverteilung, die relativ geringen jahreszeitlichen Ände 
rungen unterliegt, bildet sich die mittlere zyklonale Nordseezirkulation ab. 
Während die gesamte Nordsee in der kalten Jahreszeit vertikal durchmischt ist, bildet 
sich im Sommerhalbjahr in weiten Seegebieten, in denen sich die am Meeresbo 
den erzeugte Gezeitenstromturbulenz nicht bis in die winddurchmischte Oberflächen 
schicht auswirkt, eine thermische Schichtung aus. Im Übergangsbereich zwischen 
Oberflächen- und Bodenschicht werden starke vertikale Temperaturgradienten beob 
achtet. Tiefe und Ausprägung dieser Temperatursprungschicht bilden in der »Vegetati 
onsperiode« wichtige Randbedingungen für biogeochemische Prozesse, die oberhalb 
(Produktion von Biomasse) und unterhalb der sperrenden Sprungschicht (Abbau) 
komplementärer Natur sind. 
Das BSH erfasst über sein marines Umweltmessnetz >MARNET< mit 6 Messstationen 
in der Deutschen Bucht, über eine Vielzahl von Küsten- und Hochseepegeln und Eis 
beobachtungsstationen, aber auch durch Nutzung der Fernerkundung für den Nord 
seezustand relevante Messdaten. Unverzichtbar für die interdisziplinäre Interpretation 
und Bewertung ist die schiffsgebundene räumliche Umweltüberwachung, bei der viele 
physikalische und chemische (auch biologische) Variablen gleichzeitig an identischen 
Positionen bestimmt werden. Zentrale Bedeutung kommt dabei der seit 1998 in den 
Sommermonaten zum Zeitpunkt maximaler Schichtung durchgeführten Beprobung 
der gesamten Nordsee zu. Durch solche quasi-synoptischen und systematischen Be 
obachtungen wird eine Datenbasis geschaffen, die nicht nur die raumzeitlichen Ver 
änderungen des Nordseezustands dokumentiert und interpretierbar macht, sondern 
auch für die Validierung hydrodynamischer und ökologischer Modelle Relevanz hat. 
Für die Jahre 2006 und 2007 werden die Besonderheiten der wesentlichen ozea- 
nographischen Zustandsvariablen - nämlich Strömung, Temperatur und Salzgehalt - 
dokumentiert und eingeordnet. Ferner werden Seegangs- und Meereisverhältnisse, 
aber auch integrale Zustandsgrößen wie Volumentransporte durch ausgewählte Quer 
schnitte in der Nordsee und Zirkulationsmuster in der Deutschen Bucht behandelt. 
Großer Wert wird dabei stets auf prozessorientierte Interpretationen gelegt, indem 
ursächliche Zusammenhänge sowohl zwischen den diversen ozeanographischen Zu 
standsanomalien selbst, als auch mit externen Anomalien des atmosphärischen Zu 
stands aufgezeigt werden. Auch die Ausführungen zu Wasserstandsschwankungen, 
Gezeiten, Windstau und Sturmfluten an der deutschen Nordseeküste zielen auf ein 
systemisches Verständnis ab.
	        
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