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Marine Ölverschmutzung
MARINE ÖLVERSCHMUTZUNG AUS SICHT EINER
UMWELTORGANISATION
Nadja Ziebarth, BUND-Projektbüro Meeresschutz
Nadja.Ziebarth@bund.net, www.bund.net/meer
Nach Prognosen reichen die uns bekannten Ölvorkommen noch 46 Jahre. Aber selbst wenn noch weitere
Ölvorkommen gefunden werden, ändert das nichts an der Tatsache, dass Öl nur endlich vorhanden ist.
Eine weltweite Energiewende Ist deshalb unerlässlich. Eine Reduktion des Energieverbrauchs bis zum
Jahre 2030 um 50% - unter anderem durch Energieeinsparung bei Altbausanierung, sparsame Fahrzeuge
sowie effizientere Stromnutzung - ist möglich. Bis 2050 könnte der Energiebedarf vollständig durch erneu
erbare Energien gedeckt werden. 1
Darüber hinaus sollte bei der Perspektive der Ölvorkommnisse Im Sinne des Vorsorgeprinzips erwogen wer
den, auf Ölförderungen in sensiblen Meeresgebieten, wie der Tiefsee und den Polregionen, zu verzichten.
Aber auch in der Nord- und Ostsee sind schützenswerte Lebensräume und Arten. Tiere orientieren sich
bei Ihren Reisen nicht an Länder- oder Schutzgebietsgrenzen. Bestes Beispiel sind die vielen Zugvögel,
die sogar den Kontinent wechseln. Das erschwert den Vogelschutz und hat bei der Europäischen Union zu
der Einsicht geführt, dass ein länderübergrelfender Ansatz notwendig Ist. So wurde 1995 das Projekt eines
EU-weiten Schutzgebietssystems mit dem Namen NATURA 2000 Ins Leben gerufen. Das Schutzkonzept
schließt Land und Meer gleichermaßen ein. Das große Ziel Ist der Erhalt der biologischen Vielfalt In Euro
pa und die Vereinheitlichung der Schutzregeln in diesen Gebieten. Gemeldet wurden die NATURA-2000-
Geblete von den EU-Staaten selbst. Als Kriterium gelten Verbreitungsgebiete von als besonders schüt
zenswert klassifizierten Arten oder Lebensräumen. Für den Lebensraum Meer sind es vor allem Gebiete,
in denen Meeressäuger oder seltene Vögel und Fische Vorkommen oder auch empfindliche Habitate wie
Riffe und Sandbänke. In Deutschland gehören 31 Prozent der Meeresfläche zu diesem Netzwerk. Sie gilt es
besonders vor jeglicher Ölverschmutzung zu schützen.
EU-Meeresstrategie-Rahmenrichtlinie
Die EU-Mitglledsstaaten haben in der Meeresstrategie-Rahmenrichtlinie 2 die „Umweltsäule“ ihrer zukünfti
gen nachhaltigen Meerespolitik formuliert. Inzwischen ist die Richtlinie auch formal In das deutsche Was
sergesetz aufgenommen worden. Ziel der Richtlinie Ist die Erreichung bzw. der Erhalt des „guten Umwelt
zustandes“ der Meeresgewässer bis zum Jahre 2020. Das bedeutet konkret den Schutz und den Erhalt der
Meeresumwelt, die Verhinderung einer Zustandsverschlechterung und die Wiederherstellung einer intakten
Meeresumwelt In Gebieten, in denen sie geschädigt wurde.
Die europäische Richtlinie gibt dabei, wie der Name schon sagt, einen Rahmen vor - in diesem Fall das
Ziel und einen einzuhaltenden Zeitplan für den Weg dorthin.
Zur Festlegung des „guten Umweltzustandes“ wurden sogenannte Deskriptoren definiert.
Folgende Deskriptoren behandeln die Thematik der Ölverschmutzung:
D 1: Die biologische Vielfalt wird erhalten.
D 6: Keine nachteiligen Auswirkungen auf den Meeresgrund.
1 BUND Position 48 “Zukunftsfähige Energiepolitikwww.bund.net
2 RL 2008/56/EC