Annalen der Hydrograpbie und Maritimen Meteorologie, Januar 1939,
u.
Um diese Methoden kurz zu charakterisieren, sei folgendes erwähnt:
1, Arealberechnung. Zur Erzielung von Volumwerten und mittleren Tiefen
ist die Vornahme von Arealberechnungen nicht unbedingt erforderlich. Für die
vom Verfasser in der genannten Arbeit gewählte Methode dagegen sind sie
Voraussetzung.
a) Der ganze Ozean ist in Viertelgradfelder eingeteilt worden, Isobathen
und Küstenlinien sind dementsprechend in schematisierite Viertelgradfeldgrenzen
oder Viertelgradfelddiagonalen umgezeichnet, Das Viertelgradfeld ist also das
gewählte kleinste Flächenelement; es besitzt am Äquator eine Fläche von etwa
770 qkm, in 40° Breite eine solche von 590 qkm, Für jedes ganze oder halbe
Viertelgradfeld ist ein Stufenwert in Tabellenform eingetragen, also z.B. 10, d.h.
mittlere Tiefe == 4000 m bis 4500 m, 18, d.h. mittlere Tiefe über 8500 m usw.
Viertelgradzonenweise sind dann die Summen der Flächen der einzelnen Stufen
gebildet worden, alsdann eingradzonenweise usf, ;
b) Diese Art der Auszählung hat trotz ihres großen Zeitaufwandes große
Vorteile. Erstens macht sie unabhängig von der Projektion der Karte, kann
also auch auf jeder nicht flächentreuen‘ Karte vorgenommen werden, Zweitens
umgeht sie die durch Papierverzerrungen auftretenden Fehler, Mit diesen Voraus-
setzungen muß das Planimetrieren rechnen, das jedoch, je komplizierter das
Kartenbild ist, mit weiteren wachsenden Schwierigkeiten zu kämpfen hat. Je
kleiner und zahlreicher nämlich isolierte Erhebungen und Vertiefungen, desto
häufiger muß das Planimeter angesetzt werden, desto leichter können sich aber
auch Fehler einschleichen. Schon Kossinna®) bat 1921 nicht planimetriert,
obwohl er nur eine 1000 m-Äquidistanz und in weiten Gebieten eine verhältnis-
mäßig einfache Isobathenführung hatte,
ec) Flächentreue und Maßhaltigkeit der Kartengrundlage setzt auch die
Feldermethode voraus, die z.B. von Kossinna verwendet worden ist; man
bedeckt die Karte mit einer Quadratmillimetereinteilung und zählt die auf die
einzelnen Stufen entfallenden Quadratmillimeter, In der neuen Untersuchung,
über die hier berichtet wird, ist dieses Verfahren aus naheliegenden Gründen
nur auf das Nordpolar-Becken angewendet worden,
2. Berechnungen von Volumen und mittlerer Tiefe. Auch hier kann man auf
verschiedenen Wegen vorgehen, entweder mit oder ohne vorherige Arealberechnung,
a) Die graphische Methode, durch Penck*) erstmalig angeregt und von
Kossinna verwandt, benutzt die hypsographischen Kurven bzw, die von ihnen
eingeschlossenen Felder zum Auszählen der Volumina; in der Abszisse werden
die Flächen, in der Ordinate die Tiefen in einem entsprechenden Maßstab auf-
getragen, und die Zahl der von der Kurve eingeschlossenen Quadratmillimeter
ist dem Volumen proportional.
b) Rechnerisch ist diese Methode zur Erlangung der unten besprochenen
neuen bathymetrischen Grundwerte des Atftlantischen Ozeans verwendet worden.
Multiplikation der Areale der einzelnen Stufen mit der mittleren Tiefe der Schicht
argibt das Volumen der Wassersäule über ihr, und durch Summierung erhält
man das Gesamtvolumen. Diese beiden Methoden setzen die Arealberechnung
der einzelnen Tiefenstufen voraus.
o) Ohne vorherige Berechnung der Areale der einzelnen Tiefenstufen gelangt
man zum Volumen z.B. durch die Feldermethode, indem man etwa für ein
Viertelgrad-, Halbgrad-, Eingrad-, Fünfgradfeld (je nach der Lotdichte) die mittlere
Tiefe bestimmt und mit der Fläche des Feldes multipliziert. Die Summe der
Einzelvohumina der Felder ergibt das Gesamtvolumen, Randanteile lassen sich
ebenso abschätzen, So ist K. Karstens®) verfahren, der bereits vor 40 Jahren
zu sehr guten Ergebnissen damit gelangt ist,
% E, Kossinna, Die Tiefen des Weltmeeres. Veröff, des Instit, für Meereskde. an der Univ.
Berlin, Neue Folge, Reihe A, Heft 9, Berlin 1921. — *) A. Penck, Die Volumberechnung von
Höhen und Tiefen der Erdoberfläche, Pet, Mitt. 1890; vgl. ferner F. Heiderich, Miıtlere Höhe
Afrikas, Pet. Mitt, 1888, S, 209; ders,, Die mittleren Erhebungsverhältnisse der Erdoberfläche, Geogr.
Abhandl. Wien 1891, Heft 1. — *) K, Karstens, Eine neue Berechnung der mittleren Tiefen der
Ozeane, Dissertation Kiel 1894,