Skip to main content

Full text: 62, 1934

Thorade, H.: Die Gezeitenwelle des Atlantischen Ozeans, 
Dadurch ergab sich z. B. für die Nordkomponente der Ausdruck (bezogen auf 
den Monddurchgang in Greenwich), em/sec 
—35+50 cos SF (t— 43) 481 cos At — 11.0) + 17,5 cos 2 (t— 4.5) +... 
Man erkennt, wie stark die rätselhafte 5.6-Stunden- Welle entwickelt ist gegen- 
über den schwachen Gezeitenströmen; in den tieferen Schichten verschwindet 
sie übrigens. Das erste, nicht periodische Glied des Ausdrucks gibt die Nord- 
komponente des Reststroms an. Durch einen ähnlichen Rechenaufwand sind die 
Ströme in den übrigen Tiefen ermittelt; hier war jedoch zum Teil nur alle 
3 Stunden beobachtet worden, so daß eine Berechnung oft nicht mehr möglich 
war, weil der Vermutung ein zu breiter Spielraum blieb. Um in solchen zweifel- 
haften Fällen sicherzugehen, hat auch Defant, wie er in der Einleitung 
bemerkt, die sehr langwierigen Rechnungen selbst ausgeführt und davon ab- 
gesehen, ‚sie Hilfskräften zu überlassen. Z. B. war gelegentlich der Reststrom 
selbst veränderlich, was sich darin zeigte, daß die der Nr. 1 entsprechenden 
Diagramme eine langsame Zu- oder Abnahme der Stromkomponenten erkennen 
ließen; die Scheidung in Reststrom und Gezeitenstrom war dann ganz dem aus 
Vertrautheit mit den Zusammenhängen erworbenen VFeingefühl des Bearbeiters 
äberlassen, Es mag daher wohl sein, daß ein anderer in manchen Fällen zu 
einem anderen Urteile gekommen wäre; aber dem ist entgegenzuhalten, daß &s 
sich hier zunächst um eine Entscheidung in großen Umrissen handelt, und daß 
für ein weiteres Eingehen auf Einzelheiten schon die Anzahl der Meßstellen 
viel zu klein ist, 
Nur auf eine Einzelheit sei noch hingewiesen: Es kam vor, daß das Schiff 
ins Treiben geriet, ohne daß man es am Kurse merkte; aber die Strommessungen 
von diesem Zeitpunkte an zeigten ein völlig anderes Bild und ließen sich auch 
nicht durch eine Korrektion mit den vorhergehenden in Einklang bringen. Danach 
ist der Wert von Strommessungen vom treibenden Schiffe aus, wie man es 
gelegentlich versucht hat, recht zweifelhaft, Übrigens konnte sich beim Treiben 
auch gelegentlich Temperatur und Salzgehalt plötzlich ändern. 
3. Ergebnisse der Strombeobachtungen. — Überblickt man das Verzeichnis der 
gemessenen Gezeitenströme, das noch durch einige Beobachtungen Pillsburys 
and Heilland-Hansens vervollständigt wird, so fällt zuerst auf, daß im Gegen- 
satz zu der bisher verbreiteten Meinung die Ströme in verschiedenen Tiefen 
recht verschieden untereinander sind. Eine Erklärung hierfür erscheint vorder- 
hand noch unmöglich; zum Teil mögen auch Unvollkommenheiten der Beobachtung 
zugrunde liegen (s. jedoch unten). Behält man indessen im Auge, daß es sich 
zunächst nur um eine grundsätzliche Klärung handeln kann, so vermag man 
Defant zuzustimmen, wenn er z. B. die verschiedenen Eintrittszeiten (Phasen) 
einer Station zu einem Mittel vereinigt (Nr. 2, Tafel 1). Die Phasen verlaufen 
dann durch den ganzen Ozean ziemlich gleichförmig; nur im Nordwesten treten 
grundsätzliche Abweichungen auf, Mit Hilfe dieser etwas groben Vereinfachung 
ist es möglich, das Kartenbild Nr. 3, Tafel 1 des Gezeitenstroms im Atlantischen 
Ozean zu entwerfen, in das sich die meisten Beobachtungen einordnen, und das 
die alte Whewellsche Vorstellung der von Süden kommenden Flutwelle wieder 
erstehen läßt. Wenn diese aber eine einfache fortschreitende Welle ist, so muß 
zunächst, wie dies Sverdrup nachwies, der Gezeitenstrom ein cum sole!) um- 
laufender Drehstrom sein, Und das ist tatsächlich fast überall der Fall; die 
einzige wesentliche Ausnahme bietet die nahe der Küste von Oberguinea (s. Nr. 3) 
gelegene Station 229, und hier sind die Gezeiten wahrscheinlich durch Reflexion 
an der Küste beeinflußt, 
Umgekehrt aber darf man Defant nicht dahin mißverstehen, als ob der 
Drehsinn cum sole schon genügte, um auf eine fortschreitende Welle zu schließen, 
und es mag hier wegen der Bedeutung des Gegenstandes eine nähere Begründung 
‘) Der Ausdruck „cum sole“ wurde von V, W, Ekman eingeführt, um damit für beide Halb- 
kugeln den antizyklonalen Drehsinn (auf der Nordhalbkugel rechtsherum) zu kennzeichnen. Der um- 
vekehrte Sinn (zyklonal, auf der Nordhalbkugel linksherum) heißt „contra solem“,
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.