Die Küste, 75 MUSTOK (2009), 71-130
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3.2 Rekonstruktionen
Zu jedem der acht ausgewählten Zieltermine (Februar 1964, November 1970, Dezember
1971, Februar 1983, 4. und 17. November 1995, Oktober 2003 und Januar 2005) wurden
ausgehend von konstruierten Wasserständen und klimatologischen Monatsmitteln für hy
drographische Felder Simulationen über 18 bis 30 Tage durchgeführt, angetrieben von
Re-Analysen (1964-1995) und Archivdaten der Wettervorhersage (2003, 2005).
Diese Rekonstruktionen dienen primär der Konstruktion sinnvoller Anfangszustände
für die zum Teil sehr kurzen EPS-Simulationen (Tab. 4). Deren Starttermine sind in den
Abb. 5 a-g jeweils durch eine rote Linie markiert. Die minimale Simulationszeit bis zum Start
beträgt 12 Tage. Damit ist die Einstellzeit auf den Windantrieb gut abgedeckt. Als Hinweis
auf die Güte der Wasserstandssimulation in der westlichen Ostsee ist jeweils ein Vergleich
des Wasserstands am Pegel Wismar mit Messungen angegeben. Der Pegel Wismar wurde hier
gewählt, weil er einerseits deutlich die physikalischen Besonderheiten der flachen westlichen
Ostsee zeigt (z.B. Gezeiten, Windstau), andererseits durch die Lage in der Mecklenburger
Bucht Einflüsse aus der zentralen Ostsee, bedingt durch die großräumige Wetterlage, wie
dergibt.
Unter dem Einfluss der Diskussion um den Beitrag, den ein erhöhter Füllungsgrad der
Ostsee auf Sturmhochwasser an der deutschen Ostseeküste haben kann, wurde besonders für
den Januar 2005 eine sehr lange Simulationszeit gewählt (Abb. 5g). Als Indiz für die Güte der
Reproduktion des Füllungsgrades (Müller-Navarra et ah, 2003; Janssen, 2002) ist jeweils
der Wasserstand in Landsort im Vergleich zu gemessenen Wasserständen angegeben. Abb. 4
zeigt den Wasserstand in Landsort zum Startzeitpunkt (vergleiche Tab. 4) der jeweiligen
Realisation im Vergleich mit gemessenen Werten. Die größte Abweichung ergibt sich bei
beiden Realisationen der Kategorie „Füllung“ mit -0,20 m für 1983_47 und -0,13 m für
2005_45.
□ Rekonstruktion
□ Daten (SMHI)
□ Rekonstruktion minus Daten
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Abb. 4: Wasserstand in Landsort zu Beginn aller simulierten Realisationen (rot; Messung blau; Differenz
gelb)