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Full text: 18, 1890

Aus dem Reiseberichte der deutschen Bark „Elisabeth“. 
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mit kleinen Steinen besäet und besteht keineswegs aus weichem Mudd. 
Glücklicherweise war es Niedrigwasser, als unser Schiff festgerieth, und die 
Strömung bald zu Ende. Schon eine halbe Stunde später kam es wieder von 
dem Steine frei, ohne Wasser zu machen. Wie es sich später zu unserer Freude 
herausstellte, hatte das Schiff keinen nennenswerthen Schaden erlitten, nicht die 
kleinste Beule zeigte sich in der Platte zwei bis drei Fufs vor dem Hintersteven, 
auf welcher Stelle es durch den Stein den stärksten Druck erhielt, und nur die 
Farbe war an einigen Stellen von der unteren Kante des Kiels abgescheuert. 
Die Thatsache, dafs wir im Hafen von Isabela bei unserer Ankunft bis 5 ühr 
Nachmittags Ebbe hatten, während auf unserem Ankerplätze unter der Insel 
Malanipa zwei Tage zuvor die Fluth schon um 12 Uhr Mittags eintrat, ist mir 
nicht recht erklärlich; vielleicht ist dieses nur ein Ausnahmefall, hervorgerufen 
durch unbekannte Einflüsse, wobei in Lee der Insel und in der Strafse gleich 
zeitig entgegengesetzte Strömungen auftraten. In der Strafse scheinen Fluth 
und Ebbe regelmäfsig zu wechseln, obwohl die Stärke der Strömung bedeutend 
vom Winde beeinflufst wird. Zur Springzeit läuft die Strömung bedeutend 
stärker in der Nacht als am Tage. In der ersten Nacht nach unserer Ankunft 
erreichte der Strom, nach den sehr zuverlässigen Messungen eines anwesenden 
holländischen Kriegsschiffes, eine Geschwindigkeit von 6‘/s Kn, wodurch unsere 
Vertäuungen am Lande brachen und das Schiff in die Mitte des Kanals ge 
trieben wurde. Mit den hiesigen Verhältnissen unbekannt, beging ich auf An 
rathen des Lootsen den Fehler, das Schiff mit dem Bug und den schweren 
Ankern nach Osten zu vertäuen. Meiner Ansicht nach bedingt die Form des 
Kanals, dafs ein grofser Theil des Fluthstromes an seiner nördlichen Einfahrt 
vorbeifliefst, während der trichterförmige südwestliche Eingang für die Auf 
nahme der vollen Ebbe günstig ist. Deshalb erreicht die Fluth nie eine solche 
Stärke als die Ebbe, und sollte deshalb das Schiff stets mit dem Kopfe west 
wärts festgemacht werden. Der zur Zeit hier angestellte Lootse ist unfähig 
für seinen Posten, was schon der Umstand beweist, dafs er das Schiff in der 
angegebenen Weise verankerte und dabei behauptete, die Lage sei eine ganz 
sichere. In dieser Ansicht wurde er indessen durch den Steuermann des hier 
stationirten Kriegsschiffes, der uns mit einigen Leuten zur Hülfsleistung an Bord 
gesandt war, unterstützt. Die starke Strömung soll nur in den Monaten Sep 
tember bis November, der Zeit der vorherrschenden, oft steifen bis stürmischen 
Westwinde und des Regens, Vorkommen. Zu bemerken ist noch, dafs auch häufig 
von Mai bis Juli starker Regen fällt. Das Hochwasser tritt zur Zeit des Neu- 
und Vollmondes in Isabela etwa um 10 Uhr ein, doch setzt die Strömung noch 
bis lO 1 /^ Uhr in südwestlicher Richtung. Das Stauwasser dauert stets nur 
kurze Zeit. 
Die Schiffe liegen in Isabela mit vier Ankern vertäut, von denen zwei, 
im Gewicht von je 750 kg, die man am Lande eingegraben, von der Behörde 
geliefert werden. 
Die der Ansiedelung recht gegenüber belegene Brücke hat nur eine sehr 
geringe Länge, nämlich 10 bis 12 m (35 bis 40 Fufs), und ist deshalb und weil 
sie durch eine hervorspringende Landzunge verdeckt wird, beim Einsegeln nicht 
eher zu sehen, als bis man sich ihr auf einen ganz geringen Abstand genähert 
hat. Die Schiffe liegen nicht unmittelbar an derselben, sondern bis 2 bis 8 m 
davon entfernt. 
In Isabela leben etwa 700 Menschen, einschliefslich der Garnison und 
der Besatzung der Kriegsschiffe, und nicht 5—6000, wie es im „Findlay“ heifst. 
Unter den Bewohnern sind ungefähr 20 Europäer und 10 bis 12 Chinesen; der 
Rest besteht zur Hälfte aus Eingeborenen der Philippinen und zur anderen 
Hälfte aus Malayen. Rindfleisch kostet zur Zeit 10 Cts. pro */2 kg; Grün- 
waaren sind sehr knapp, süfse Kartoffeln und Yams kosten etwa l 1 /* Doll, pro 
Picul. Früchte sind dagegen billig und Fische von guter Qualität reichlich 
vorhanden zum Preise von 5 bis 6 Cts. pro i /s kg. Das Trinkwasser wird in 
Kanoes zum Preise von 10 Doll, für 1850 Gallonen an Bord geliefert. Ballast, 
den man sich jetzt auch liefern lassen kann, kostet die spanische Tonne V* Doll. 
Der Arbeitslohn, für den noch dazu wenig geleistet wird, ist ziemlich hoch, 
nämlich ‘/2 Doll, den Tag; ich hatte für das Uebernehmen von 400 Tonnen 
englischer Steinkohlen, die als Ballast dienten, 190 Doll, zu zahlen. Schiffs-
	        
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