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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 10 (1882)

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Wir gewinnen danach im Allgemeinen das Bild einer Fluthwelle, welche 
aus dem Ocean eintretend sich auf den Golf von Tongkin zu fortbewegt und 
(vielleicht hervorgerufen durch Interferenz transversal mitschwingender Reflcxious- 
wellen) bei ihrer Ausbreitung im tiefen Becken der nördlichen China-See eine 
sehr schnelle Abnahme der halbtäglichen, dagegen Zunahme der täglichen 
Periode erfährt. 
Die für einzelne Orte veröffentlichten Beobachtungsdaten haben haupt 
sächlich den rein praktischen Zweck im Auge gehabt: die Zeit und Höhe des 
höchsten und niedrigsten Wassers für jeden Tag im Voraus fest 
zustellen. 
Diese Daten lassen für die Untersuchung des ganzen Verlaufs bedeutende 
LückeD, denn es bleibt ungewifs, welche geringen Hebungen und Senkungen als 
unwesentlich aufser Betracht geblieben sind. Aus solchen Zusammenstellungen 
kann man zwischen wirklich eintäglich auftretenden Fluthen und grofsen täg 
lichen Ungleichheiten keine Grenze finden. Die halbstündlich augcstellten 
Pegelbeobachtungen deutscher Kriegsschiffe bei den Paracel - Inseln und bei 
Pack hoi tragen daher wesentlich zur Aufhellung des Verlaufs dieser Gezeiten bei. 
Wenn man mehrere Tage lang Wasserstandsbeobachtungen in so kurzen 
Zwischenräumen regelmäfsig angestellt hat, dafs sich eine fortlaufende Kurve 
für den Verlauf von Ebbe und Fluth entwerfen läfst, so kann man diese Kurve 
durch ein einfaches Verfahren nach dem A T organge des Grafen Pourtales so 
behandeln, dafs die tägliche Periode von der halbtäglichen getrennt zur An 
schauung gebracht wird. 1 ) 
Das Pourtales’sche Verfahren wurde bei den vorliegenden Beobachtungen 
in folgender Weise zur Ausführung gebracht. Es waren Tabellen angefertigt, 
in welchen der Wasserstaud für jede halbe Stunde nach der Kulmination des 
Mondes (mittlere Ortszeit) eingetragen war, und zwar getrennt für obere und 
für untere Kulmination, so dafs jede Reihe die Ordinaten eines halbon Mond 
tages enthielt. 
Diese Ordinaten waren bezogen für jedeu ganzen Mondtag auf das Mittel 
wasser dieses einen Tages. Es wmrden nun immer die Ordinaten eines halben 
Mondtages unterer Kulmination mit den darauf folgenden eines halben Mond 
tages oberer Kulmination kombinirt und die halben Summen als die Ordinaten 
der halbtäglichen Fluthwelle angenommen. Diese Ordinaten der halbtäglicbcn 
Fluthwelle von denen der beobachteten Wasserstände abgezogen, ei’gab die 
tägliche Welle (Kurve der täglichen Ungleichheit). Aus je einem positiven und 
dem darauf folgenden negativen Maximum wurde die Amplitude für jeden Tag 
erhalten. Auf diese Weise sind die folgenden beiden Tabellen entstanden: 
erreicht das höchste Niedrigwasser fast dieselbe Höhe wie die beiden Hochwasser, zwischen denen 
es liegt; es kann stattfinden, dafs man in vierundzwanzig Stunden nur ein Niedrigwasser und ein 
Hochwasser beobachtet“. 
Für den Crtwfo//-FIufs findet sich wiederholt die ungenaue Bemerkung, dafs bei Nipjtzi'it zu 
weilen nur ein Hoch- und ein Niedrigwasser auftritt. Bei Whampoa scheinen wegen der Trocken 
docks die besten Beobachtungen gemacht zu sein. „Im März steigen Tag- und Nachtfluth zu der 
selben Höhe. Von April bis Oktober sind die Tagfluthen die höheren, von November bis Februar 
die niederen.“ „China Sea Directory“, III, 1874. 
*) Die Trennung der Fluthkurven von Fimne in 12stündige und 24stündige ist von Stahl- 
berger in ähnlicher Weise ausgeführt. Pourtales wendete das Verfahren graphisch an, indem er 
die Fluthkurven zweier halben Mondstage übereinandersehob und die Ordinaten des Zwischenraums 
zwischen beiden abrnafs.
	        
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