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Dachbalken sind weit fortgeweht und vernichtet. Die Häuser der weifsen Be
völkerung sind mehr oder weniger alle zerstört. Ein grofses neues Kopra-Haus,
Speicher und die hauptsächlichsten Anlegebrücken in Vavau sind nicht mehr
vorhanden. Der verursachte Schaden ist sehr grofs, und Mancher ist nach
jahrelanger Arbeit innerhalb weniger Stunden durch Wind, Kegen und Seegang
an den Bettelstab gesunken. Von den Hütten der Eingeborenen sind 2000
zerstört, auch die Kokospalmen haben sehr gelitten; viele derselben sind um
geweht, andere sind zwar stehen geblieben, aber vollständig entblättert, so dals
Jahre erforderlich sind, ehe die Bäume wieder erti-agsfähig sind. Der Wind
mufs jedoch strichweise geweht haben, denn oft sieht man wenige Meter von
den umgewehten und entblätterten Bäumen entfernt andere unversehrt stehen.
Die Brodfrucht- und Orangenbäume sind fast alle zerstört. Von Schiffen sind
mehrere hoch auf das Land geworfen worden, andere stark beschädigt, aber
das gröfste Unglück unter allen hat die Deutsche Bark „Don Guillermo“
betroffen. Dieselbe lag vor zwei Ankern, uud als der- Sturm am heftigsten war,
brachen die Ketten; sie trieb infolge dessen durch die westliche Einfahrt nach
See zu, konnte jedoch nicht unter Segel gehen, da diese abgeschlagen waren.
Um 12 h 30 m p. m. flüchtete die ganze Mannschaft in die Boote, das Schiff lag
zu dieser Zeit platt auf der Seite, uud das Wasser stürzte in die offenen Luken.
Der Orkan war so plötzlich aufgetreten; das Barometer hatte, bis der Orkan
seine gröfste Kraft erreicht hatte, einen gleichmäfsigen Stand, so dafs Niemand
auf einen Orkan vorbereitet war. Auch die Barometer am Lande hatten sich
beim Beginn des Orkans nur wenig verändert, so dals sie denselben nicht eine
Minute vorher anmeldeten; aber desto rascher begannen die Barometer zu fallen,
als der Sturm seine höchste Stärke erreicht hatte. Obgleich es Mittags war,
so konnte das Land von Bord des „Don Guillermo“ nicht gesehen werden, denn
die graue Nebelluft liefs nicht einmal den Himmel vom Wasser unterscheiden.“
Der „ John Wesley“ setzte am 7. April um 7 h p. m., nachdem er vier von
den fünf Geretteten der Bark „Don Guillermo“ aufgenommeu hatte, die Reise
nach Samoa fort. Das Wrack derselben liegt nördlich vom Hafeneingang in
10—15m Wasser, dicht am Ufer; bei dem Mangel an geeigneten Apparaten ist
kaum eine Chance für das Abbriugen desselben vorhanden.
Ucber die während dieses Orkans auf der Insel Vavau beobachteten
Barometerstände hat der Kommandant S. M. S. „Carola“, Korv.-Kapt. Karelier,
nachstehende Aufzeichnungen von Mr. Parson in Ilifo (au der SW-Seite von
Vavau) uud eines Verwandten desselben in Haalufi, nördlich von Nia/u auf
der Ostseitc der Insel, welche ihm bereitwillig zur Verfügung gestellt wordeu
sind, cingcscudet. Die Origiualaugabcu sind nach dem Vergleich der an-
gewendeteu Barometer mit dem Normalbarometer an Bord S. M.S. „Carola“
korrigirt uud auf mm rcducirt.
1. Ilifo, Marz 25.
| Stunde
Luftdruck
Stunde
Luftdruck i
'
6 h a. m.
758,7
lO'/ti 1 ' a.m.
753,3
7h „
757,2
n*A h .
720,S
9h ,
755,9
Mittag
725,2
6^ p. m.
755,9
_ _ l|
Am Abend des 24. März wehte der Wind heftig aus Nord mit Regen.
Von 7 Uhr des Morgens am 25. März nahm der Wind an Stärke zu bis Mittag
und wuchs zum Orkan aus NE; zu dieser Zeit trat für kurze Zeit Stille ein,
worauf der Wind aus West zu wehen begann uud unter Gewittererseheiuuugeu
nach SW herumging. Am 26. März wehte er aus derselben Richtung mit
ziemlich klarem Wetter.