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Stärke 2 aus Westen. Zur Durchsegelung der zwischen 30° S-Br und Linie
liegenden Strecke waren 23 Tage erforderlich gewesen, und auf derselben hatte
man 20° S-Br in 2,5° W-Lg am 17. März und 10° S-Br in 13,8° W-Lg am
23. März geschnitten.
Der NE-Passat, der in gröfster Stärke zwischen 8° und 24° N-Br auf
trat, endete am 16. April in der Nähe von 25,5° N-Br und 53,4° W-Lg. Bei
einem höchsten Luftdrucke von 768,4 mm sank dort der Wind für kurze Zeit
zum ganz leisen Zuge herab. Später traten veränderliche Winde auf, und ex-st
nördlich von 35° N-Br herrschte kräftiger beständiger Westwind. Bei diesem
konnte der letzte Theil der Reise dann in rascher Weise zurückgelegt werden,
und am 5. Mai gelangte „Humboldt“ in die Nähe von Lizard. Es waren dann
98 Tage nach dem Abgänge von der Su«da-Strafse verflossen. In nördlicher
Breite waren von dieser Zeit 36 Tage zugebracht, und hatte man dort 10* N-Br
in 35,5° W-Lg am 9. April, 20° N-Br in 40,5° W-Lg am 13. April, 30° N-Br
in 41,8° W-Lg am 20. April und 40° N-Br in 33,5° W-Lg am 25. April geschnitten.
Aus den Reiseberichten des Kapt. Fr. Reiners von der deutschen
Bark „Aeolus.“
(Mittheilung von der Deutschen Seewarte)
1. Kugelblitz. Auf der Reise von Hamburg nach Valparaiso am 24. Mai
1881 in 57° 34' S-Br und 69° 40' W-Lg (SW'/>S 124 Sm von Kap Horn). Um
8 Uhr Abends hatten wir einen dichten Schneeschauer. Ich befand mich gerade
in der Kajüte, als ich mit einem Male an Deck einen hellen Schein bemerkte.
Gleichzeitig fühlte ich mich wie elektrisirt in allen Gliedern. Ich sprang so
fort an Deck und kam noch gerade früh genug, um zu sehen, wie eine glühende
Kugel von etwa einem halben Meter Durchmesser an B. B.-Seite zwischen Grofs-
und Besanmast, etwa 2,5 m vom Schiff ins Wasser fiel, worauf ein furchtbarer
Knall erfolgte. Diesem folgte unmittelbar ein dumpfer Dounersehlag.
Der Untersteuermann und der Mann am Ruder klagten sehr über ihre
Augen; beide waren für einige Minuten geblendet. Zwei Matrosen, welche
sich auf dem Vorderdeck befunden hatten, kamen erschrocken nach hinten
gestürzt und berichteten, dafs sie so eben beide an Deck vom Blitze getroffen
worden seien.
Die Kugel kam gerade aus dem Zenith und fiel etwas nach Osten. Der
Wind war zur Zeit W, Stärke 7. Eben vorher, als ich die Temperatur beob
achtete, sah ich im Zeuith trotz des Schnees auffälligenveise einige Sterne
durchschoinen. Während des Fallens der Kugel wurde eine auffallende Wärme
wahrgenommen. Zwei Minuten nach dem Knall sahen wir auf allen drei Toppen,
sowie auf den Nocken der Bram- und Reuelraaen St. Elmsfeuer. Nach der
Erscheinung nahm der Wind bis zur Stärke 8 zu, und der Schnee ging in
Regen über.
Dem meteorologischen Journal zufolge befand sich „Aeolus“ bei der Urn-
segelung des Kap Horn längere Zeit nahe dem centralen Baume einer tiefen
barometrischen Depression. Das Barometer fiel an mehreren Tagen sehr tief,
am 17. Mai in 58° S-Br und 67° W-Lg bis 725,5 mm, am 21. Mai in 58° S-Br
und 70° W-Lg bis 727,5 mm. An anderen Tagen erreichte es in den Schwan
kungen einen etwas höheren Stand, blieb jedoch im Allgemeinen niedrig, vom
19. bis zum 25. Mai fast immer unter 740 mm. Am 17. Mai wehte es orkan
artig aus NW. Während der übrigen Zeit traten eigentliche, d. h. anhaltend
schwere Stürme nicht auf, doch war das Wetter, wie gewöhnlieh im zentralen
Raume stationärer Depressionen, sehr unruhig und sehauerig. Der Wind, vor
herrschend aus nordwestlicher Richtung, veränderte sich mehrere Male, doch
immer nur für kurze Zeit nach SW. Am 19. und 22. herrschte bei niedrigem
Luftdruck anhaltende Windstille. Am letzteren Tage folgte darauf ein plötzlich