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welches bei anhaltendem Frost die ganze Wasseroberfläche bedeckt, ein viel
gröfseres, wie das des flüssigen Wassers, wodurch eine weitere Schwächung
der Bewegung an der Oberfläche bewirkt wird.
5) Direkt nachweisbare Einflüsse des Eisgangs auf die Tiefenverhältnisse
des Jade-Fahrwassers sind nicht festgestellt. Mit anhaltendem und starkem
Eisgang sind im Allgemeinen günstige Veränderungen in den Tiefenverhältnissen
verbunden, so namentlich im Winter 1858/59. Diese Erscheinungen dürften aber
wohl mehr auf die bei dem Eisgang gewöhnlich vorherrschenden östlichen Winde
zurückzuführen sein. Es kann Vorkommen, dafs der Strom durch Eisstauungen
auf den Untiefen neben dem Fahrwasser mehr auf das Fahrwasser verwiesen
und auf dasselbo eine günstige Wirkung hervorruft.
Im Allgemeinen ist zu bemerken, dafs die Eisverhältnisse der Jade in
der Regel keinen Schlufs der Schiffahrt für längere Zeitperioden bedingen. In
kürzeren Perioden kann jedoch das Befahren des Reviers erschwert resp. un-
thunlich gemacht werden. Die früheste Jahreszeit, zu der die Schiffahrt durch
Eis gestört worden, ist Mitte November, die späteste, in der noch Störungen
eintraten, war Ende März.
So lange Ostwind ist, findet man im Fahrwasser bis hinauf zur Genius-
Bank hauptsächlich nur Schlammeis, wenn nicht das Wessr-Eis so weit weser-
abwärts getrieben ist, dafs es in die Jade hineingesetzt wird. Das Stromeis
wird durch den Stofs eines Schiffes nicht zerbrochen, sondern nur zur Seite
geschoben. Hierbei sind Raddampfer im Vortheil gegen Schraubendampfer,
denn bei jenen ist das ganze Hinterschiff von dem Radkasten an eisfrei, während
der Schraubendampfer in seiner ganzen Länge bis zur Schraube vom Eise ein
geschlossen ist. Bei einer für das Forciren des Eises unzulänglichen Kraft
können Schraubendampfer unter Umständen vom Eise vollständig bekniffen
werden. Der einzige Hafen in der Jade, welcher nach Eintritt von Eisgang
überhaupt noch erreichbar ist, ist Wilhelmshaven. Bei östlichen Winden ist
von dor Rhede bis zu don Molen auf dicht zusammengedrängtes Eis zu rechnen.
Oft ist der Einlauf zum Hafen wegen Eissehiebungen, welche durch SO-
Winde verursacht sind, schwer zu forciren. Sobald der Wind aus einer Richtung
zwischon SW über West und Nord bis NE mit nur mäfsiger Stärke weht, kann
man zur Hochwasserzeit auf theilweise eisfreies Wasser in der Nähe der Molen
rechnen. Wenn nach anhaltendem Frost westlicher Wind eintritt und das Ab
treiben des Watteises verursacht, mufs das Befahren der Jade mit besonderer
Vorsicht geschehen.
Fahrzeuge, welche während des Eisgangs genöthigt werden, auf Strand
zu setzen, thun gut, an der Westseite des Fahrwassers — trotzdem das Leeseite
ist — Schutz zu suchen. An dieser Seite sind sie am wenigsten dem Watteis
ausgesetzt und liegen auf dem Luvwall, sobald der gefährlichste Eisgang ein
tritt. Es sind Fälle bekannt, in denen an der Wattkante sitzende Fahrzeuge
wochenlang vom Eise eingeschlossen wareü, ohne dafs ihnen auch nur der
äufsere Anstrich beschädigt wurde.
6. Emden: Lotsenkommandeur Graefenhain.
1) Der Frost tritt selten vor Mitte Dezember ein und dauert zuweilen
bis März. Die Zeit des völligen Zufrierens und des Aufthauens hängt von der
Beschaffenheit des Wetters und der Bewegung im Wasser ab. Bei ruhigem,
schlichtem Wasser friert dasselbe leicht zu und verschwindet bei bewegter See
ebenso bald.
2) Das Eis bildet sich zuerst an der Leeseite, dann an der Luvseite
und zuletzt mitton im Fahrwasser. Der stärkste Eisgang ist zwischen der
Binnen-Emshorn-Foona, östlich vom Emshorn, bis zum AuJ'hen-Emshorn und dann
in westnordwestlicher Richtung bis zur Au/sen-Watt-Tonne.
3) Der Wind treibt das Eis nach der Leeseite, so dafs die Luvseite des
Fahrwassers zuweilen ganz frei von Eis ist. Ebbe und Fluth werden durch die
Stärke des Windes beeinflufst, und nur bei flauer Briese treibt der Strom das
Eis gegen den Wind. In Lee schiebt sich das Eis auf den Bänken manchmal
zu Bergen zusammen. Ist die Eisdecke erst in Flufs gerathen, so ist der Stand
des Eises fortwährend Veränderungen unterworfen. Bei westlichen und süd
westlichen Winden ist der östliche Theil des Dollart mit Eis angefüllt. Von