wusste, wie weit ich in dem Strom tiefes Wasser haben würde und fürchtete
auch zu viel Fahrt über den Grund zu laufen, wenn ich hinausdampfte.
[ch liess mich deshalb rückwärts hinaustreiben. Um diesmal auf der tiefsten
Stelle die Barre zu passiren, hatte ich zwei Boote vorausgeschickt, die
an Stelle von Bojen mir das Fahrwasser bezeichnen sollten. Doch konnten
dieselben sich in dem starken Strom und bei der hohen Dünung, die
jetzt dort stand, nicht halten. Eines derselben nahm ich vorher an Bord
und liess das andere draussen längsseit kommen. Ich fand auf der Barre dies-
mal auch nur etwas über 5.6 Met. Wasser und eine sehr hohe Dünung, trotz-
dem es fast ganz still war; des Nachts hatte es frisch aus Nordost geweht.
Bemerkenswerth ist diese hohe Dünung, wohl entstanden aus der See und dem
dagegen laufenden starken Strom, indem sie stets den Schiffen dort mindestens
anbequem sein wird,
Die Schiffahrt auf dem Magdalenenfluss, und ob derselbe überhaupt
sich wird schiffbar machen lassen, spielt in Columbien eine grosse. Rolle
und ist für dies Land eine Lebensfrage, denn nur zu Wasser kann das reiche
grosse Hinterland seine Waaren zum Meere schaffen. Der jetzige Weg über
Barranquilla und von dort per Eisenbahn nach Salgar und dann zu den über
3 Seemeilen vom Lande liegenden Schiffen ist äusserst umständlich und kost-
spielig. Dass nach den von uns gemachten Erfahrungen die Schifffahrt auf dem
Magdalenenstrom als schon geöffnet betrachtet werden kann, kann ich nicht ganz
zugeben, und ebenso den Ansichten des Capt.-Lieut. Chüden darüber nicht völlig
beitreten, Ich habe die Barre zu der günstigsten Zeit passirt, das heisst, bei
sehr starkem Strom und hohem Wasser und leichten Winden. In den Monaten
Dezember, Januar, Februar, März weht aber der Passat fast sturmartig und
treibt die See recht gegen die Mündung, und in diesen Monaten hat der Fluss
gerade das wenigste Wasser und den geringsten Strom, um etwaige gegen die
Mündung geworfene Landmassen wegzuspülen und ehe man grossen Dampfern
wird zumuthen können, den Fluss zu befahren, wird es nothwendig sein, nach
sorgfältigen, mehrjährig gemachten Beobachtungen der Flussmündung, Bojen und
Landmarken zu errichten und einen Lootsendienst zu organisiren. Dann sind
im Fluss selber die Bauten zu Brücken ete. vorzunehmen, die in dem starken
Strom sehr stark sein müssen und voraussichtlich sehr kostspielig werden wür-
den, da der Grund weich und lose ist. Ob Segelschiffe diesen starken Strom,
selbst bei steifer Brise, werden todtsegeln können, ist zweifelhaft, und das
Hineinschleppen von draussen und schon das in Schlepptau nehmen derselben
bei hoher See wird seine grossen Schwierigkeiten haben ; dagegen glaube
ich, dass es leicht sein wird, auf der Barre tieferes Wasser zu schaffen, da es
nur nothwendig ist, Hindernisse, die sich dort festsetzen, wegzuräumen; dies
könnte etwa durch schleppende Draggen geschehen.“
Wir geben nachstehend noch zur Vervollständigung dieser Mittheilung den
Bericht des Commander Rodney M. Lloyd von I. Br. M. S. „Bullfinch“ über
die Beschiffung der Mündung des Magdalenenstromes nach der „Hydrographie
Notice“ Nr. 35 (vom 22. November 1875) wieder.
„Die Barre des Magdalenenflusses, welche bisher, mit Ausnahme für
Schiffe mit geringem Tiefgang als unschiffbar gehalten worden ist, wurde von
[. Br. M. S, „Bullfinch“ mit 3.2 Met, Tiefgang am 21. August 1875 passirt; die
zeringste Wassertiefe, welche dabei gefunden wurde, betrug 8.5; Met. Das Schiff
batte einen einheimischen Lootsen an Bord und ging den Strom bis nahe
Barranquilla aufwärts.
Die Mündung des Flusses wurde 1!/2 Seem. breit geschätzt (s. 8. 16), aber
die Breite des Fahrwassers für Boote beträgt nur ungefähr %/4 Seem. und
1’ Kblg. für Schiffe,
Zur Zeit als der „Bullfinch“ einsteuerte, lief die Fluth, und der Wind
wehte frisch von Nordost. Dadurch stand hohe Brandung auf beiden Seiten
der Einfahrt, auf der Barre war jedoch verhältnissmässig ruhiges Wasser,
auch hat sie nur eine geringe Längenausdehnung. Das Fahrwasser war leicht
erkennbar, das Schiff steuerte ungefähr !/s Kblg. von der östlichen Brandung
SSO, wobei 9.1 Met. und einmal 8.5 Met. Wasser gelothet wurden. Eine gute
Kinsegelungsmarke für das Passiren der Barre ist der weisse Abhang an der