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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 4 (1876)

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anglischen Kbt. „Bullfinch“ von mir gefundenen Länge des Leuchtthurms von 
Zabanilla in 74° 59‘ W.*). Die Chronometer S. M. S. „Augusta“ waren 6 Tage 
vorher in Barbadoes, die des „Bullfinch“ kurz vor der Aufnahme des Magda- 
lenenstromes in Jamaica regulirt worden,“ 
Der Commandant S. M. S. „Augusta“, Capitain zur See Freiherr 
v. d. Goltz, berichtet ferner über die Fahrt auf dem Magdalenenstrom 
zon seiner Mündung bis Barranquilla Folgendes: 
„Am 15. September dampfte ich, ohne Lootsen, bei sehr schönem Wetter 
von Sabanilla nach der Mündung des Magdalenenstromes. Die in dem Bericht 
des Capitain - Lieutenant Chüden (s. S. 15) gegebene Segel- Anweisung fand 
ich gut und zweckmässig. Die in dem Bericht genannten Punkte fand ich 
3ehr leicht erkennbar und werden für eventuelle spätere Beschiffung des 
Magdalenenflusses sehr wichtige Landmarken gein. Die Einfahrt in den Fluss 
markirte sich, da die See vollständig still und keine Brandung war, nicht so 
gut, als an den Tagen, an denen Capt.-Lieut. Chüden lothete. Mit sehr wenig 
Fahrt gegen einen mit 3—4 Seem. Geschwindigkeit laufenden Strom wurde über 
die Barre gesteuert, Doch fand ich an einigen Stellen nur 5.6 Met. Wasser, wahr- 
scheinlich weil ich zu nahe an der östlichen Seite war. Ich hatte vorn und hinten 
Lothe im Gange, einen Anker klar, so dass keine Gefahr für das Schiff war. 
Die Barre selbst ist in der Richtung des Flusses nur sehr schmal, ich glaube, 
kaum mehr wie 47 Met. breit, und scheinen die flachen Stellen sich nur aus 
Baumstämmen, die sich im Grunde festsetzen, und an die sich der herausgerissene 
Sand festsetzt, gebildet zu haben; sobald diese flachen Stellen etwas grösser 
geworden sind, werden sie wieder von dem Strom weggeschwemmt. So fand ich, 
zu gleicher Zeit lothend, im Gross-Rüst an Backbord 5.6 Met., im Fock-Rüst 
7.5 Met. und an Steuerbord in den Rüsten je 9.4 und 11.3 Met. Sobald die 
Barre passirt ist, findet man bis nach Barranquilla hinauf mindestens immer 
ll.s, 15.1, 18.3 Met. und selbst noch mehr Wasser. 
Beim Hinaufgehen muss man sich an der linken Seite, also der west- 
lichen Seite des Flusses halten und findet die genannten Wassertiefen unmittel- 
bar am Ufer. Auf der rechten Seite des Flusses und in der Mitte sah ich 
verschiedene Schlammbänke und Inseln, gebildet durch Baumstämme , die sich dort 
festgesetzt hatten. Ich ankerte vor einem kleinen Nebenfluss, der nach Barran- 
quille hinaufführt, etwas nördlich von der Stadt, da querab von der Stadt lie- 
gend man keine Wasserverbindung mit Barranauilla hat, sondern immer bis zu 
ldiesem Nebenfluss rudern muss. 
Während der Anwesenheit der „Augusta“ im Strom fing derselbe, da 
die Regenzeit im Innern des Landes begann, zu steigen an und lief mit einer Ge- 
schwindigkeit von 3—4 Seoem., grosse Baumstämme und losgerissene Uferecken 
mit sich herunterführend. Ebbe und Fluth wurde nicht beobachtet, doch soll 
das Wasser regelmässig etwas steigen und fallen, ohne dass jedoch der Strom 
dadurch alterirt wird. Die Ufer sind auf beiden Seiten niedrig, aber mit einer 
äppigen tropischen Vegetation bewachsen und mit zahlreichen Vögeln und 
Gethier bevölkert, das, noch nicht durch Menschen aufgescheucht, eine präch- 
tige Jagdausbeute gewährte. Alligatoren sonnten sich am Strande längsseit 
des Schiffes und waren kaum durch Gewehrschüsse zu vertreiben. Von Mus- 
quitos hatte ich in den ersten Tagen wenig zu leiden, doch kamen dieselben 
nach einigen Tagen in solchen Schaaren, dass die Leute nicht schlafen konnten 
and gegen Morgen noch vor Reveille Officiere und Mannschaft auf und munter 
waren. Am 18. September verliess ich den Fluss, dampfte nach Sabanilla 
zurück und setzte an demselben Tage meine Reise nach Colon fort. Beim 
Hinausgehen riskirte ich nicht. mit dem Schiffe zu drehen, da ich nicht 
*) Die Länge des Leuchtthurmes zu Sabanilla ist in den neuesten officiellen Leuchtfeuer- 
verzeichnissen, wie folgt, angegeben: 1) In dem amerikanischen (1874) zu 75° 1‘ 50“ W., 
2) in dem französischen (1874) zu 75° 1‘0“ W., 3) in dem englischen (1875) zu 74° 570” W. 
Nach der i, J. 1873 von dem deutschen Geschwader unter dem Commando des damaligen Capi- 
tain zur See, jetzigen Admiral, Werner aufgenommenen Karte der Bucht von Sabanilla ist die 
Länge des Leuchtthurms zu Sabanilla 74° 55‘ 46“. Dieser Mangel an Uebereinstimmung zeigt 
das Bedürfniss neuerer und genauerer astronomischer Ortsbestimmungen an den Küsten Süd- 
Amerikas und in Westindien, welche bis jetzt noch sehr mangel- und lückenhaft sind (8 Ss. 32).
	        
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