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Aas dem Archiv der Deutschem Seewarte und des Marineobservatoriums — 62. Band Nr. 6
Flugzeugaufstiege. Denn ein Teilergebnis der Arbeit besteht gerade darin, die Klartexte der Flug
zeugaufstiege zu vergleichen mit Ergebnissen, die mit — noch zu erläuternden — dynamischen
Methoden gewonnen werden. Eben diese Tatsache ist der eine Grund, weshalb die aerologische Be
arbeitung nur bis zur Gipfelhöhe der Flugzeugaufstiege durchgeführt wird. Andererseits reichte
das synoptische Radiosondenmaterial auch nicht aus für eine Feinanalyse der Stratosphäre, wie sie
bis zur 500 mb-Fläche durchgeführt wird.
Im ganzen stehen zur Verfügung etwa 30 Flugzeugaufstiege und Radiosonden pro Tag, die sich
allerdings nicht gleichmäßig über Gesamtcuropa verteilen. Am dichtesten ist das aerolo
gische Netz in Mitteleuropa, während die Aufstiege in den übrigen Teilen Europas teilweise schon
erhebliche Lücken aufweisen. Aus dieser Tatsache ergibt sich, daß eine aerologische Feinanalyse
z. Zt. nur in Mitteleuropa möglich ist. In diesem Gebiet befindet sich die Zyklone von 9. 12. 1937
früh, wo der Kern am Boden über Lyon liegt, bis zum 10. 12. 1937 mittags, während welcher Zeit
sich der Bodenkern bis zur mittleren Ostsee bewegt (Karten 2—7).
Methode: Im wesentlichen handelt cs sich bei der vorliegenden Bearbeitung um eine aerologische
Analyse, wobei jedoch die Arbeitsmethoden grundlegend andere sind als die im synoptischen
Wetterdienst üblichen. Das Prinzip der im täglichen Dienst gebräuchlichen Arbeitsweise kann
etwa so formuliert werden, daß in gewissen zeitlichen Abständen Boden- und Höhenwetterkarten
oder Aufstiege vorliegen, in denen die Luftmassen nach bestimmten Merkmalen festgelegt werden.
Eben diese Merkmale dienen dazu, Rückschlüsse zu ziehen auf die Bewegung der Luftmassen. Kurz:
es wird von Zuständen auf einen Vorgang geschlossen.
Hauptgegenstand der vorliegenden Untersuchungen hingegen sind die aerologischen Luft
bahnen (Trajektorien), die mit Hilfe allgemein gültiger physikalischer Gesetze gewonnen werden.
Während jede einzelne Luftbahn Aufschluß gibt über die Bewegung eines Ltiftteilchens, dient
eine große Anzahl solcher Luftbahnen zur Deutung der Gesamtbewegung von Luftmassen. Kurz: es
wird aus einer Menge von Einzelvorgängen auf den Gesamtvorgang ge
schlossen.
Soweit bekannt, sind Luftbahnen trotz ihrer Wichtigkeit bisher nur wenig gezeichnet worden.
Die ersten Untersuchungen gehen zurück auf Shaw' und Lempfert (1906) und auf Meinardus
(1913) etwas später. Bei diesen Bearbeitungen handelt es sich aber ausschließlich um die Kon
struktion von Luftbahnen am Boden. An weiteren Arbeiten über Luftbahnen sind unter anderen
zu nennen die Veröffentlichungen der Frankfurter Schule, bei welchen gerade die aerologischen
Luftbahnen eine wesentliche Rolle spielen.
Wenn auch in vorliegender Untersuchung gewisse Abweichungen von den Methoden der
Frankfurter Bearbeitungen vorhanden sind, so wurde immerhin das Grundsätzliche zur Konstruk
tion der aerologischen Luftbahnen übernommen, nämlich die Gültigkeit der Grundgleichung für
reibungslose und beschleunigungsfreie Bewegung, ferner die Gültigkeit des ersten Hauptsatzes der
Wärmetheorie und der Gasgleichung und schließlich eine Annahme über Stetigkeit. Wie die Anwen
dung dieser Gesetze im einzelnen gemeint ist, wird im folgenden eingehend beschrieben.