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Full text: 62/63, 1942/43

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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte und des Marineobservatoriums — 63. Band Nr. 2 
Auf S. 32 heißt es: „So wird sich im Allgemeinen überhaupt die Transport• bzw. Absatzlinie 
des Meeresdetritus eng an die Niedrigwasserlinie anschmiegen und hier bei genügender Schuttzu 
fuhr zur Bildung eines Strandwalles und schließlich einer Nehrung Veranlassung geben.“ 
Diesen Anschauungen vermögen wir nicht beizupflichten. Der Ausgang einer Nehrung ist kein 
Strandwall. Eine Nehrung liegt nicht am Strande, sondern sie wird unabhängig von der Niedrig 
wasserlinie auch in tiefem Wasser von einer seitlichen Strömung aufgeschüttet, ein Strandwall 
aber am Strande und durch die Brandung. Primäre Lücken gibt es in einer Nehrung nicht, die seit 
liche Sandzufuhr läßt dies nicht zu. Selbst vor den Gatts sind keine Lücken vorhanden, sondern 
die Firstlinie der Gattbarre stellt nur eine überflutete, wegen des höheren Potentials des Ebb 
stromes bogenförmig seewärts vorverlegte Fortsetzung der Nehrung dar, siehe S. 27. 
W. Ordemann hat aber sehr richtig die Abhängigkeit der Gatts von der Tide und damit 
die Entstehung einer Inselreihe an Stelle einer Nehrung erkannt. Auf S. 33 schreibt er: „Um diese 
Be- und Entwässerung des Wattenmeeres zu ermöglichen, müssen sich in dem Strandwall (gemeint 
ist Nehrung) Lücken erhalten, zumal wenn dieser eine große Längsausdehnung besitzt.. . Die An 
zahl der Öffnungen im Inselgürtel muß in inniger Beziehung stehen zu der zu- und fortgeführten 
Wassermenge . . 
Wenn Ordemann aber weiterhin meint, die Insellänge müßte abhängig sein von der Größe 
des Tidenhubes, so geht er irre. Hätte Ordemann recht, so müßten alle ostfriesischen Inseln nahe 
zu gleich groß sein. G a y e und Walther haben nachgewiesen, daß der Inhalt des zu einem Gatt 
gehörigen Überflutungsbeckens einer der Faktoren ist, die die Länge der Inseln bedingen. 
Wir bezweifeln also mit Hannemann (1928), daß ein Lido aus einem Strandwall oder aus 
einem Küstenriff hervorgehen kann. Der bogenförmige Verlauf bezeugt eine von der Brandung 
unabhängige, von der Seite wirkende, d. h. durch einen oder zwei Küstenvorsprünge gelenkte 
Strömung. An Küsten aus lockeren Gesteinen ist unseres Erachtens ein Unterschied zwischen 
Barren- und NehrungskÜ6ten nicht berechtigt. Die vermeintlichen Barrenküsten sind Nehrungs 
küsten mit Druckausgleichdurchlässen in Mehrzahl. Es ist also grundsätzlich zu unterscheiden: 
Strandwall 
vom Meere an einer Festlands- oder Inselküste durch Brandung parallel zur Küste aufgeworfener 
Wall. 
In Hebungsgebieten entstehen absteigende Folgen paralleler Strandwälle mit dem jüngsten 
am Meere. 
In Senkungsgebieten ist nur ein einziger, weiter landwärts als seine verschütteten oder zer- 
spülten Vorgänger gelegener Wall vorhanden. 
Nehrung 
vom Küstenstrom in Fortsetzung eines Landvorsprunges in offene See oder vormals offene Sec 
aufgeschüttet. 
Im gezeitenfreien Gebiet als ununterbrochene oder typische Nehrung ausgebildet. Das zuge 
hörige H a f f ist ein freies Wasser, das langsam biogen und vom Lande her verfüllt wird 4 ). Im 
Gezeitengehiet zum Ausgleich der Wasserstände unterbrochene Nehrung = Neh 
rungsinselreihe. Zugehöriges Haff, dem Wachstum der Nehrung vorausgehend, vom Meere her 4 ) 
zum Watt auf gefüllt. 
4. Die Gattbarren 
Das vom Watt zur Ebbezeit abströmende Wasser schafft sich zunächst kleinere Rinnen, die 
sogenannten Priele, die vereint in tiefen Rinnen, den sogenannten Gatts oder Tiefs, zwischen den 
vorgelagerten Nehrungsinseln hindurch in die freie See hinausführen. Aber auch vor großen, unge- 
*) Von eingewehtem Dünensand abgesehen.
	        
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