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Aus dem Ardiiv der Deutschen Seewarte und des Marineobservatoriums — 63. Band Nr. 1
die Sonden selbst dicht über der Wasseroberfläche schwebten. So brauchten zum Start die hinter
einer Persenning gefüllten Ballone, an deren Füllansatz das obere Ende der Antenne bereits fest
gebunden war, nur kurzzeitig über die Reeling der Brücke gestoßen zu werden. Die Ballone waren
so einer längeren Einwirkung des Windes entzogen. Alle Starts gingen glatt von statten. Auch für
die Auswertung erwies sich diese Startmethode als vorteilhaft, weil nämlich die Betriebserwärmung
des Senders durch den Heiz- und Anodenstrom unberücksichtigt bleiben konnte, die sich in einer
kleinen Verstimmung der ausgesandten Welle äußert. Diese Verstimmung wächst nach dem Ein
schalten zunächst ziemlich schnell, nähert sich dann aber, wie Figur 2 zeigt, einem konstanten
Endwert. Bei den Starts vom Motorschiff „General Osorio“ war dieser Endw r ert der Betriebser
wärmung bereits nahezu erreicht. Die verbleibende kleine Verstimmung konnte unberücksichtigt
bleiben gegenüber der wesentlich größeren Verstimmung, die durch die atmosphärische Abküh
lung des Senders beim Aufstieg hervorgerufen wird.
Das Auswertverfahren war sonst das gleiche wie bei der ersten Reise. Es gelang, nachträglich
noch eine Radiosonde der auf dem M.S. „General Osorio“ verwendeten Bauserie zu erhalten, deren
Sender im Laboratorium und Aufstiegsbetrieb verschiedenen Temperaturen ausgesetzt wurde,
um die thermische Frequenzabhängigkeit des Senders und der Batterien und ihre thermische Träg
heit zu bestimmen.
Verstimmung und Temperaturverlauf eines Radiosenders b. Probeaufstieg 22.7.41
Figur 11
Am 22. 7. 1941 wurde diese Radiosonde bei einem Registrierballonaufstieg bei Saarmund ge
startet. Dabei blieb das Bimetall der Radiosonde abgeschaltet. Die am Empfänger festgestellte Ver
stimmung während des Aufstiegs war also lediglich die Folge der Abkühlung des Senders und seiner
elektrischen Zubehör-Teile. Die w T ahren Temperaturverhältnisse der Atmosphäre waren dabei von
einem zweiten Radiosondenaufstieg mit „Lang“-Sonde her bekannt, so daß den einzelnen Punkten
der Verstimmungskurve eine bestimmte Lufttemperatur zugeordnet werden konnte. Da der Tempera
turkoeffizient der Senderfrequenz bereits bekannt war, konnte für jeden Punkt derVerstiminungs-
kurve die Sendertemperatur angegeben werden (Figur 11). Aus dem Unterschied zwischen der
Lufttemperatur und der Sendertemperatur und der Abkühlungsgeschwindigkeit des Senders ließ
sich der thermische Trägheitskoeffizient des Senders berechnen.
Aus der bereits im Bericht „Über eine Forschungsfahrt mit A. Wigand nach Spitzbergen“ ver
öffentlichten Abkühlungskurve (Figur 3, Kurve B) ergab sich die Verstimmung von 0,26 Normal-