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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte und des Marineobservatoriums — 63. Band Nr. 1
die Wandung der Röhrchen (0—3 mm) geraten. Die Rechnung wurde für diese zwei verschiedenen
Sauggeschwindigkeiten durchgeführt, um den Einfluß der Geschwindigkeit kennen zu lernen.
Für diese Rechnung ist die Kenntnis der Strömungsform in den Röhrchen von Bedeutung.
Nach den Erfahrungen der Hydrodynamik ist laminare Strömungsform zu erwarten. Allerdings
stellt sich diese Strömungsform mit dem parabolischem Geschwindigkeitsprofil nicht sofort ein,
sondern erst 1—3 cm nach dem Eintritt. An den Umlenkungen der Röhrchen sind Verwirbelungen
und Störungen der laminaren Geschwindigkeit zu erwarten. Darum wird das Verhältnis der abge
fangenen Tropfen zur Gesamtzahl der Tropfen, der „Wirkungsgrad“ des Kondensators, zwischen
den Werten liegen, die sich für reine laminare Strömung errechnen und den Werten, die sich für
eine konstante Geschwindigkeit im Rohr ergeben.
Für die Berechnung wurde der Rohrquerschnitt in mehrere Kreisringe unterteilt, für die die
Geschwindigkeit konstant angenommen wurde. Für jeden Kreisring und für jeden Tropfenradius
ergibt sich eine andere Wegkomponente senkrecht zur Strömung. Für jeden Kreisring muß einzeln
der Flächenanteil ausgemessen werden, dessen Tropfen bis zur Rohrwandung gelangen können.
Das Ergebnis ist in Figur 10 für zwei aufeinanderfolgende Umlenkungen dargestellt. Die aus
gezogenen Kurven ergeben den Wirkungsgrad für die parabolische Geschwindigkeitsverteilung, die
gestrichelten Linien gelten für kon
stante Geschwindigkeit im ganzen Rohr
querschnitt. Da die Elektrode nicht nur
2, sondern 7 Umlenkungen besaß, wie
derholt sich der Abfangvorgang, ohne
daß die hohe Zahl der in den ersten
Umlenkungen abgefangenen Tropfen
wiedererreicht wird. Die durch Kreuze
dargestellte Kurve dürfte dem wahren
Gesamtwirkungsgrad des Kondensators
nahekommen. Man erkennt aus den
Kurven, daß der Wirkungsgrad nach
kleinen Tröpfchen zu schnell sinkt.
Durch Ändern der Sauggeschwindigkeit
muß es möglich sein, festzustellen, oh
die kleinen Tropfen noch wesentlich als Ladungsträger in Frage kommen. Die an der Sichttrübung
beteiligten und als Wasserträger in Frage kommenden Tröpfchen werden im Nebelkondensator
abgefangen.
Am 12. 8. wurden um 14.00 und um 15.30 MGZ Ladungsmessungen angestellt. Um 14.00 blieb
der Nebelkondensator ohne Aufladung.
Um 14.30 MGZ wurde während einer Saugezeit von 4(4 min eine Aufladung des Elektro
meters von 2 Skt gemessen. Da die Isolationsprobe bei 18 SKt Ausschlag einen Verlust von 1.5 Skt
in 2 min ergab, entspricht der gemessenen Aufladung von 2 Skt eine wahre Aufladung von 2.3 Skt
bei vollkommener Isolation.
Die Empfindlichkeit des Elektrometers betrug 6 Skt pro Volt. Die Kapazität der Meßanord
nung betrug etw T a 30 cm. Die beobachtete Aufladung entspricht also 0.032 CGS- Einheiten, d. s.
6.6.10 T Elementarladungen e.
In 4(4 min wurden 3.1 . 10‘ ccm Nebelluft durch die Elektrode gesaugt. Bei der wahrschein
lichen mittleren Tropfenzahl von 1.7 . 10 3 pro ccm wurden also 5.3.10 7 Tropfen abgefangen.
Demnach kommt durchschnittlich eine Elementarladung auf den Tropfen. Die elektrische
Tropfenladung war also bei diesem Polarnebel wesentlich kleiner als bei den Hamburger Groß
nebeln.
Es ist mir eine angenehme Pflicht, zum Schluß des Reiseberichtes, der HAPAG zu danken,
daß sie die Reise ermöglichte, für die Teilnehmer und die empfindlichen Instrumente günstig ge
legene Räume zur Verfügung stellte und die Versuche in jeder Weise unterstützte.
%
100
90 J-
80 -
70
60
SO
40
30
20
10
0
Figur 10