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Full text: 62/63, 1942/43

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Aus dem Ardriv der Deutschen Seewarte und des Marineobservatoriums — 63. Band Nr. 1 
So tritt z. B. in dem Gebiet, in dem ein örtliches Druckgefälle von 2. 6 mb/3 Std liegt, statt der 
zu erwartenden Westkomponente des Windes ein Ost-Nord-Ost-Wind von 200 kmh auf. Für 
diese Betrachtungen wurde das an Bord beobachtete Druckgefälle von 3.8 mb/3 Std nach dem zeit 
lichen Druckgang der benachbarten Bäreninsel zur Berechnung einer nord-süd gerichteten Kompo 
nente des Druckgefälles benutzt. Wenn auch das ost-west gerichtete Druckgefälle weniger genau 
bekannt ist, so bleibt doch der Widerspruch zwischen dem beobachteten Druckgang und der starken 
Ostkomponente des Windes bestehen. 
Wir müssen also annehmen, daß die kalte nebelhaltige Luft zu starken Abweichungen des 
Windes vom Druckfeld Anlaß gab. 
Auch im Wetterverlauf zeigt sich die Wirkung der schweren Kaltluft. Auf ihrer Südseite 
kommt es im Konvergenzgebiet der SE- und NE-Strömung zur Nb- und Regenhildung, auf der 
Nordseite dagegen zur Verdichtung des Nebels in den untersten Schichten und zur Aufhellung 
von oben. 
Aus der Tatsache, daß gegen 08.00 Uhr die Lufttemperatur dicht unter der Wassertemperatur 
liegt, ist zu schließen, daß die Grenze des Kaltwassergebietes hier ost-westlich gerichtet ist. 
Der Gehalt des Nebels an Tropfen und flüssigem Wasser. 
An Bord eines Schiffes lassen sich nur schwer zuverlässige Temperatur- und Feuchtemessun 
gen anstellen, wenn nicht ein stärkerer Wind dafür sorgt, daß die vom Schiff ausgehenden Wärme 
schlieren abgetrieben werden. Bei den Nebeluntersuchungen vom 12. 8. lief das M.S. „Monte Rosa“ 
mit dem Winde. Nur die an besonders günstigen Meßstellen beobachteten Temperaturen sind zu 
Schlüssen über den Wassergehalt des Nebels geeignet. 
Am Vormittag des 12. befanden sich auf der benachbarten Bäreninsel etwa 8 gr Wasserdampf 
im cbm Luft. Beim Erreichen der Nehelgrenze wurden an Bord etwa 7.3 gr Wasserdampf im cbm 
Luft festgestellt. An der nördlichen Nebelgrenze betrug der Wasserdampfgehalt 7.9 gr im cbm. Da 
der Lufttransport im Nebel von Süden nach Norden erfolgte, muß angenommen werden, daß — 
vermutlich wegen des Austausches von oben her — eine Abnahme des Wassergehaltes nicht statt 
gefunden hat. Der Gehalt des Nebels an flüssigem Wasser kann deshalb als Differenz des Wasser 
dampfgehaltes der gesättigt-feuchten Nebelluft gegen den zwischen 7.3 und 7.9 zeitlich zu inter 
polierenden Höchstwasserdampfgehalt berechnet werden. 
Der Nebel w r ar bis 13.15 sehr stark nässend und mit größeren Tröpfchen untermischt. Von 
13.30, das ist von der nördlichen Grenze des Kaltwassers ah, wird der Nebel weniger stark nässend. 
Der Nebel hat seine größte optische Dichte nicht dort, wo die Lufttemperatur am niedrigsten war, 
wo sich also am meisten flüssiges Wasser ausscheiden mußte, sondern erst gegen 15.00, also in einer 
Zone, in der kältere Luft über wärmeres Wasser strömte. Erst dann nahm die Dichte des Nebels bis 
zur Auflösung gegen 17.00 gleichmäßig ab. Später zeigten sich noch einzelne Nebelschwaden. 
Als Gehalt des Nebels an flüssigem Wasser ergab die Rechnung für 13.00 etwa 1 gr/cbm, für 
15.00 etwa 0.6 gr/cbm und für 17.00 Uhr etwa 0.2gr/cbm. 
Wigand versuchte, im Nebel nach der von G. Boijahn (Ann. d. Hydr. 62. 429, 1934) erweiter 
ten Methode der Sichtmessung mit dem Sichtmesser von Wigand die Kimm als Sichtziel zu be 
nutzen. Es zeigt sich aber, daß dazu sehr niedrige Standorte über dem Wasser gewählt werden 
müßten, bei denen die Genauigkeit der Methode gering und vertikale Dichteunterschiede des Nebels 
von Einfluß sind. Es scheint auch so, als ob die Sichtbarkeitsgrenze der Wasserfläche dem Auge 
leicht als Kimm erscheint, wenn die Kimm selbst durch Nebel verdeckt ist. Bei größeren Nebel 
dichten waren auch an Bord befindliche Sichtziele zur Messung geeignet. Die in der Figur 8 ange 
gebenen Sichtweiten sind auf diese Weise gemessen oder von den geübten Schiffsoffizieren geschätzt. 
Zur Messung der Tropfengröße und Tropfenzahl war keine Gelegenheit. Einen Anhalt für 
diese Werte kann man aus der Formel von Konrad und Wagner (Met. Z. 18. 52, 1901) gewinnen. 
Danach ergibt sich im Gebiet der größten optischen Nebeldichte bei einer Sichtweite von 100 m und 
einem Wassergehalt von 0.6 gr/cbm ein mittlerer Tropfenradius von 4.5 u. Die mittlere Zahl der 
Nebeltropfen beträgt also etwa 1700 pro ccm.
	        
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