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Full text: 62/63, 1942/43

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Kurt Gebauer: Die Erschließung Afrikas und die dabei erzielten wissenschaftlichen Ergebnisse. 
Tin ne (1839—1869) zusammen, die den oberen Nil bis Gondokorro befuhr und einen Ab 
stecher zum unteren Sobat machte. Sie war dann im Gebiet des Bahr-el-Ghasal und Dschur. 
Als sie von Mursuk nach Bornu zum oberen Nil Vordringen wollte, wurde sie, wenige Marsch 
tage von Mursuk entfernt, von den Tuaregs ermordet. 
Naditigal war der auf gezwungenen Untätigkeit müde und unternahm unter unglaublidien 
Gefahren und Entbehrungen einen Vorstoß in die noch völlig unbekannte Felswildnis von 
Tibesti, die bis zur Eroberung durch die Franzosen im Jahre 1917 kein Europäer wieder be 
trat. Von den verrufenen Tibbus wurde er völlig ausgeplündert und mißhandelt. In ständiger 
Lebensgefahr wurde er durch eine tollkühne dreiwöchige Flucht gerettet und kam in trost 
losem Zustande, völlig entkräftet, in Mursuk an. Er mußte sich neu ausrüsten, um im April 
1870 mit einer großen Handelskarawane den Weitermarsch nach Bornu vorzunehmen. Kuka 
wurde für 3 Jahre sein Standquartier. Er konnte ungehindert die Tsdiadsee-Länder bereisen 
und gelangte als erster Europäer nach Kanem, Borku und den Schari aufwärts nadi Bagirmi. 
Dabei stellte er widitige Beobachtungen über Land. Volk und Sprache an. Er stellte fest, daß 
der Bahr-el-Ghasal oder Soro ein zeitweiliger Abfluß des Tschadsees ist. 
Der Weg führte weiter über den Fittrisee ins gefürchtete Land Wadai, w t o Vogel und 
der preußische Offizier Moritz von Beurmann ermordet waren. Nachtigal konnte sich fast 
ein Jahr lang ziemlich unangefochten im Lande bis nach Dar Runga bewegen. Er durchzog 
die Länder Darfur und Kordofan. Im Sommer 1874 erreichte er den Nil und Khartun, wo er 
seine nahezu 6 Jahre dauernde Expedition abschloß. Im November kam er nach Kairo, wo er 
krank den Winter verbrachte und kehrte im Sommer 1875 nach Deutschland zurück. 
In Berlin beschäftigte sich Nachtigal mit der Ausarbeitung seiner Reiseberichte und war 
als Vorsitzender der Gesellschaft für Erdkunde und der Afrikanischen Gesellschaft tätig. 
1882 trat er in den deutschen Konsulardienst (Konsul in Tunis). Trotz größter gesundheitlicher 
Bedenken ließ er sich im Lrühjahr 1884 als kaiserlicher Kommissär nach der Küste von Ober 
guinea schicken und pflanzte am 5. Juli 1884 die deutsche Flagge in Kamerun auf. 1885 verließ 
er Kamerun,' starb aber am 20. April 1885 an Bord der ..Möwe“ am Tropenfieber. Er wurde 
am 21. April 1885 auf Kap Palmas begraben. Im Januar 1888 wurden seine Gebeine nach 
Kamerun übergeführt. 
Das Reisewerk von Gustav Nachtigal „Sahara und Sudan. Ergebnisse sechsjähriger Reisen 
in Afrika“ (3 Bände Berlin 1879—1881, Leipzig 1889. 1 Porträt, 95 Holzschnitte, 7 Karten, 
6 Schrifttafeln) gehört zu den klassischen Reiseberichten über Afrika, und es wäre anregend, 
die einzelnen Bände nach ihrem Inhalt, besonders ihrer wissenschaftlichen Ausbeute, zu be 
handeln. Besondere Abschnitte behandeln das Klima. Sie bringen eingehende meteorologische 
Untersuchungen, und erstrecken sich auf den ! uftdrnck, die Temperatur, die Feuchte und 
Winde und sind in so großer Zahl gemacht wo den, daß sie trotz mancher Unzulänglichkeiten 
zur allgemeinen Beurteilung der meteorologischen Verhältnisse berechtigen. 
Im Anhang befinden sich 19 Tabellen. Sie enthalten die während der Jahre 1869 bis 1873 
angestellten und aufgezeichneten Beobachtungen. 
Gewiß fehlten auch Gustav Nachtigal sowie Heinrich Barth mancherlei Vorkenntnisse für 
ihre Arbeiten, aber gleichwohl ist ihr Reisewerk zur klassischen Reiseliteratur zu rechnen und 
wird so für immer historischen Wert haben. Er sagt selbst im Vorwort zum 1. Band: „Wenn 
gleich wohl meine Arbeit nach vielen Richtungen nicht den Vorzug gewinnen konnte, den Anforderungen, 
welche man an die exakten geographischen Forderungen zu stellen berechtigt ist, völlig Genüge zu leisten, 
so liegt der Grund dieser Tatsache in dem bedauerlichen Umstande, daß ich bei Übernahme der Sendung, 
welche die Veranlassung zu meinen übrigen Reisen geworden ist, für wissenschaftliche Forderungen nicht 
genügend vorbereitet war.“ Er bedauert es, daß er. als Arzt in Tunis lebend, keine Gelegenheit 
gehabt hat, sich die Kenntnisse der astronomischen Beobachtungsmethoden für geographische 
Ortsbestimmungen anzueignen, ,.ohne welche in neuester Zeit kaum noch ein Reisender ausgeschickt 
wird.“ 
„ln allen Ländern, welche zu besuchen mir vergönnt war, bin ich bestrebt gewesen, über die abseits 
von meinen Reisewegen liegenden Gegenden möglichst viele Erkundigungen zu sammeln, deren Einziehung
	        
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