28 Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte usw. — 62. Band Nr. 8b. Semmclhack-Reilie: Abhdlg. 4.
1878 war er Gouverneur der Äquatorialprovinz. 1883 schnitt ihn der Mahdi-Aufstand von allen
Verbindungen ab. x\ls ihn Stanley 1888 am Albert-See getroffen hatte, gingen beide zu
sammen mit Casati zur Ostkiiste. Emin Pascha kehrte wieder in seine Provinz zurück,
gewann aber seine volle Autorität nicht wieder und ging mit Stanley über den Eduard- und
Viktoria-See nach Bagamojo. Seit 1890 war er in deutschen Diensten. Er hißte am 4. August
1890 in Tabora die deutsche Flagge, errichtete am Viktoria-See die Station Bukoba und zog
mit Stuhlmann zum Eduard- und Albert-See. Er wollte nach der Kamerunküste Vor
dringen, wurde aber auf Befehl des Sultans von Kibonge in Kinena, nur noch 150 km von
Kirundu am Kongo entfernt — krank und halberblindet •—, am 23. Oktober 1892 ermordet.
Seine Tagebücher wurden später der deutschen Regierung ausgeliefert. Die Ergebnisse seiner
Studien wurden von Schweinfurth und Ratzel 1888 veröffentlicht. Emin Pascha war
viel weniger Entdecker als Einzelforscher und Sammler, namentlich auf meteorologischem,
zoologischem und völkerkundlichem Gebiet.
Die klassische Periode der Sahara- und Sudanforschung wird durch Deutschlands hervor
ragendsten Afrikareisenden, den „großen Meister der Sudanforschung“ Heinrich Barth
eingeleitet. Er brachte über die Tschadseeländer und den westlichen Sudan, wo er bis zum
Benue und bis nach Timbuktu am Niger gelangte, die ersten zuverlässigen, zum Teil noch
heute nicht überholten Nachrichten.
Heinrich Barth ist am 16. Februar 1821 in Hamburg geboren und wurde durch Karl
Ritter, von dem Curtius sagte, daß er ein Ereignis in der geistigen Welt bildete, und der
als Begründer der neuzeitlichen Erdkunde anzusehen ist, mit dieser damals noch wenig geach
teten Wissenschaft vertraut. Als Student durchstreifte er 8 Monate lang Italien, befaßte sich
in London mit dem Studium des Arabischen und unternahm von 1845 an eine dreijährige
Forschungsreise durch die Küstenländer des Mittelmeeres, besonders durch seine nordafrika
nischen Randländer („Wanderungen durch die Küstenländer des Mittelmeeres“ 1849). Tm Ahr
wort zu seinem großen Hauptwerk geht er noch einmal auf seine Reise ein und schildert, wie
er als einzelner Reisender fast seine ganze Zeit mit den Arabern zugebracht und sich in jenes
Leben eingebürgert hat, „wo das Kamel und die Dattelpalme die charakteristischen Züge bilden“.
Er umkreiste den weiten Saum der großen Syrte (Tafel 5) und durchzog die Cyrenaika und die
Libysche Wüste nach Ägypten, wo er in den Gebirgstälern zwischen Assuan, Berenika und
Kosser zu Kamel umher reiste und ein ganzes Jahr lang durch Syrien und Kleinasien streifte.
Als Privatdozent an der Berliner Universität fand er nicht viele Hörer, „weil ihm — wie das
auch bei aller Sachlichkeit sein großes Sudanwerk zeigt —- die Gabe lebendiger Darstellung
fehlte“. Durch Vermittlung des Geographen Aug. Petermann und des Preußischen Ge
sandten in London, Freiherrn von Bunsen, wurde ihm die Teilnahme an der englischen
Borno-Expedition ermöglicht, wiewohl Alexander von Humboldt Bedenken äußerte, weil
Barth kein Naturwissenschaftler war und nur unvollkommen mit den astronomischen Instru
menten umgehen konnte. Er selbst bedauert das: „Ich bin kein Naturforscher und ebenso auch
kein Astronom“, deshalb wurde ihm zuerst der Geologe Adolf Overweg beigegeben, der
nach Barths Urteil zwar voll offenen Sinnes für Lebens- und Naturverhältnisse, aber zu ein
seitig Geologe war. An seine Stelle trat später Eduard Vogel. Durch den vorzeitigen Tod
dieser beiden Reisebegleiter Barths hat die Kenntnis über Afrika einen großen Verlust er
litten.
Die Reise, deren Leiter der in Marokko und der Sahara erprobte James Richardson
war, dauerte von 1850 bis 1855, 5% Jahre, führte zuerst nach dem Ghariangebirge, dann über
Mursuk und Ghat nadi der von den Tuaregs bewohnten Air und Asben. Es ging weiter nach
Tintellust und Agades. Vor dem Erreichen des Tschadsees trennten sich Barth und Overweg,
um in Kuka wieder zusammenzutreffen. Overweg zog über Tessaua und Sinder nach Kuka.
Ridiardson schlug den direkten Weg ein. starb aber vor dem Ziel. Barth drang in Sokoto ein
und gelangte über Kano und Katsena nach Kuka, wo bald auch Overweg landete. Nachdem
beide den Tsdiadsee befahren hatten und Overweg in Kuka zurückblieb, zog Barth nach Ada-
maua und der Hauptstadt Jola. wodurch er wesentlich zur Kenntnis des Benue beitrug. Er