Skip to main content

Full text: 62/63, 1942/43

Kurt Gebauer: 
Die Erschließung Afrikas 
und die dabei erzielten wissenschaftlichen Ergebnisse. 
Nachdem die großen Reiseschilderer des 16. Jahrhunderts fast keine Leser mehr fanden, 
machten sich im 17. Jahrhundert Spuren eines tieferen Naturgefühls bemerkbar, und die Be 
obachtungen der Reisenden zogen die Folgerungen aus dem Aufblühen der Wissenschaft. Die 
Regierungen gingen mit der Entsendung wissenschaftlicher Forschungsexpeditionen 
voran, und in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts wurde der wissenschaftliche Reisende gefor 
dert. Kant wandte sich gegen das Überwuchern eines breiten aber nicht tiefen sentimentalen 
Reisegeplauders. Ludwig Burckhardt sagte: „Um einen Roman zu schreiben, habe ich mich 
nicht so manchen Gefahren und Beschwerden bloßgestellt.“ 
Besonders die Afrikaforschung hat der Welt Literaturwerke geschenkt, die zu den vorzüg 
lichsten im Fache der Reisebeschreibung, der Länder- und Völkerschilderung gehören. Das 
große fünfbändige Werk von Bruce über Abessinien und Nubien ist in England dreimal auf 
gelegt und vollständig und im Auszug ins Deutsche und Französische übersetzt worden, ln 
den fünfziger Jahren des 19. Jahrhunderts wurde die Missionsreise von Livingstone von 
jedem Gebildeten gelesen, aber die Werke von Barth. Sch weinfurth, Nachtigal 
und Rohlfs charakterisierten die Verbindung von wissenschaftlicher Gründlichkeit mit lite 
rarischer Befähigung und Sorgfalt, ohne daß ihnen das Spannende zahlreicher Abenteuer fehlte. 
Auch der Franzose Duveyrier und der Elsässer Binger haben sich wahre Verdienste er 
worben. „Die meisten englischen Reisenden sind nicht so gründlich vorgebildet und so bedacht 
gewesen, der Geographie zu nutzen“ (F. Ratzel), wenn auch z. B. Darwin, Hooker und 
Wallace eine ausgezeichnete Beobachtungs- und Darstellungsweise besaßen. 
Es soll in den folgenden Ausführungen versucht werden, einige der hervorragendsten 
Afrikaforscher aus der großen Zahl von verdienten und bedeutungsvollen Männern herauszu 
greifen, ihr Leben kurz zu schildern und danach die Ziele ihrer Forschungsreisen, ihre Reise 
wege und ihre wissenschaftlichen, besonders ihre meteorologischen Ergebnisse zu kenn 
zeichnen. Die beigegebenen Karten sind von Frau Rautenberg nach den Originalen ge 
zeichnet. 
Die Auswahl der Forscher ist dabei recht schwer gewesen, da nur einige der ganz großen 
Afrika-Reisenden herausgegriffen werden konnten, deren Leistungen und Entdeckungen für 
immer höchst erhebend bleiben werden und auf das tiefste unser Mitgefühl erregen. Die ganze 
Arbeit bleibt deshalb mehr ein Entwurf. 
Unter H ein rieh dem Seefahrer haben die Portugiesen im 15. Jahrhundert die 
Westküste Afrikas bis zum Golf von Guinea erforscht, um auf diesem Wege Handels 
beziehungen mit Indien anzubahnen. Im Aufträge der portugiesischen Regierung unternahm 
Diego Cäo zwei Reisen. An der zweiten nahm auch der junge Nürnberger Kaufmann 
Martin Behaim, ein Schüler des großen Astronomen Johannes Müller (Regiomontan), teil. 
Diego Cäo und Martin Behaim waren 1484 in der Guineabucht. 1485 an der Mündung des Kongo, 
den sie ein Stück aufwärts fuhren, und am Kap Croß, wo sie nahe dem 22°S.Br. den südlich 
sten Punkt ihrer Fahrt erreichten und nach einer Abwesenheit von 19 Monaten nach Portugal 
zurückkehrten. 
Als Martin Behaim, der sich mit einer angesehenen Portugiesin verheiratet hatte, und auf 
der Azoreninsel Faval lebte, in den 90er Jahren ein Jahr lang in Nürnberg weilte, stellte er 
seinen berühmten „Erdapfel“, den ersten wirklichen Erdglobus, her. 
Ein älterer Vetter des Großen Kurfürsten, Herzog Jakob von Kurland, muß als 
der Begründer der deutschen Kolonialpolitik bezeichnet werden. 1659 hatte er die Regent 
schaft von Kurland übernommen und wurde 3 Jahre später nach dem Tod seines Oheims 
Herzog von Kurland. Er baute systematisch eine Seemacht auf. und schon 1645 fuhren seine
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.