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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte und des Marineobservatoriums — 61. Band Nr. 5
bestimmung viele Einzelheiten unterdrückt haben dürfte; man denke auch an die Schwierigkeiten der Rein
haltung der Wasserschöpfer und der Gewinnung von einwandfreien Wasserproben im Betrieb einer Wal
kocherei, besonders bei einem so empfindlichen Element wie dem Phosphatgehalt.
b) Typen von Vertikalkurven.
Diese allgemeinen Verhältnisse soll die Darstellung einzelner Serien unterstreichen. Serie 16 (Abb. 25)
ist der Typus einer durchweg kalten Serie. Die Oberfläche zeigt erst eine schwache Erwärmung, und das
Winterwasser ist noch deutlich ausgeprägt mit einer Temperatur von —1,79 0 von 75 bis 100 m. Von dort
steigt die Temperatur nur langsam zu der warmen Zwischenschicht an, die auch in sämtlichen anderen Serien
festgestellt wurde. Das Temperaturmaximum liegt vergleichsweise tief bei 552 m und 0,44 es sei betont,
daß diese niedrige Temperatur nicht jahreszeitlich bedingt ist, sie wurde auch noch am Ende des Sommers
gefunden und entspringt rein örtlicher Verteilung. Der Salzgehalt steigt ebenfalls langsam von einer durch
Schmelzwasser nur schwach verdünnten Oberfläche mit der Tiefe an und hat bei 500 m den Wert von 34,68 °/#o
erreicht, den Salzgehalt des Tiefenwassers. Die Dichtekurve verläuft analog der des Salzgehaltes, da die geringen
Temperaturänderungen die Dichte nur schwach beeinflussen. Der Sauerstoffgehalt fällt entsprechend der
Temperaturzunahme von 7,5 ccm in 20 m auf rund 4,4 ccm in 700 m Tiefe, wobei der stärkste Abfall im
Bereich der Temperatursprungschicht erfolgt. Die Phosphatkurve gibt die allgemeinen Verhältnisse einer Zu
nahme mit der Tiefe wieder.
Den gegensätzlichen Typ verkörpert Serie 45 (Abb. 26). Die warme Zwischenschicht ist kräftig ausgebildet.
Das Temperaturmaximum mit 1,68 0 liegt bei 410 m, doch reicht die warme Schicht mit über 1,0 0 bis 150 m.
Der Übergang zu dem darüberliegenden Winterwasser erfolgt in einem scharfen Sprung. Das Winterwasser
selber ist stark zusammengeschmolzen, das Minimum liegt mit —0,26 0 bei 75 m, da von der Oberfläche eine
starke sommerliche Erwärmung eingesetzt hat, die das Winterwasser bis über 50 m abgebaut hat. Das kommt
sehr deutlich im Salzgehalt zum Ausdruck, der bis zu 50 m nur 32,82 °/oo aufweist,* dann mit einer scharfen
Sprungschicht in das Winterwasser überleitet und von da wie üblich langsam weiterhin ansteigt. Dieselben
Verhältnisse und dieselbe scharfe Sprungschicht zeigt sich auch im Sauerstoffgehalt.
Die vollkommen andere Lage in der westlichsten Seriengruppe zeigt die Serie 61 (Abb. 27). Sie liegt
bereits auf der Flachsee des Grahamlandes und weist eine Tiefe von 466 m auf. Die Temperatur der ganzen
Wassersäule liegt unter 0 °. Eine letzte Andeutung der warmen Zwischenschicht ist bei 300 m zu erkennen;
daß sie in diesem Gebiet tatsächlich vorhanden ist, zeigt die Serie 59, wo das Maximum 0,50 0 in 300 m
erreicht. Das Temperaturminimum des Winterwassers finden wir bei 158 m mit -—1,07°. Darüber erfolgt
ein Temperaturanstieg, der von der sommerlich warmen Oberflächenschicht zurückgeblieben ist. Inzwischen
hat aber schon wieder Abkühlung von der Oberfläche her eingesetzt, — wir haben bereits den 25. März, also
spätherbstliche Verhältnisse und Temperaturen von -—7,0 0 bei stürmischen Winden (s. Tabelle A) -—, die
bereits bis 75 m tief cingedrungen ist. Bei den ausgeglichenen Salzgehalten der Oberflächenschicht ist dieses
schnelle Eindringen nicht verwunderlich, da schon eine geringe Dichtezunahme genügt, um Konvektion her
vorzurufen. Der Salzgehalt bewegt sich in der ganzen Wassersäule zwischen 34,45 °/oo bis 34,65 °/ 00 . Der
Sauerstoffgehalt nimmt von 90 % auf 66 % in der Tiefe ab, was auf Beimischung von sauerstoffarmem Wasser
der warmen Zwischenschicht deutet. Der Phosphatgehalt ist stark ausgeglichen, und zeigt die übliche Abnahme
in der Oberflächenschicht.
c) Seriengruppen.
Haben wir oben den Schwankungsbereich im gesamten Beobachtungsgebiet betrachtet, so wollen wir hier
die Veränderungen zwischen benachbarten Serien untersuchen. Es ist ja denkbar, daß bei engabständigen Serien,
die sich über einen größeren Beobachtungszeitraum erstrecken, die jahreszeitlichen Schwankungen die regionalen
Unterschiede überdecken. Nach früheren Untersuchungen (D e a c o n 1933, 177, M o s b y 1934, 29) erstrecken
sich die stärksten jahreszeitlichen Schwankungen bis zu rund 150 m Tiefe, während in größeren Tiefen die
Schwankungen meist klein und unperiodisch sind. In Abbildung 28 sind einige benachbarte Serien im t/S-
System dargestellt. Serie 55 ist der „Deutschland“-Station 168 gegenübergestellt, deren Positionen 50 km aus
einanderliegen. Es ist eine Frühjahrs- und eine Sommerstation, von denen Serie 55 die sommerliche Erwärmung
und Verdünnung durch Schmelzwasser zeigt. In den oberen 150 m sind die Unterschiede beträchtlich, ab 200 m