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Full text: 61, 1941

Gerhard Neumann: Eigenschwingungen der Ostsee 
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selnder Richtung. Im Finnischen Meerbusen und in der nördlichen Ostsee werden nördliche bis westliche 
Winde beobachtet (Stärke 2—4). Vom 11. bis 12. Dezember vollzieht sich in der Luftdruckvertei 
lung eine wesentliche Umgruppierung: Das finnische Tief ist gewichen und das Hoch vom Nordatlantischen 
Ozean hat sich nach SO verlagert. Vom 12. bis 14. Dezember steht nun der ganze Ostseerapm unter dem 
Einfluß dieses hohen Druckes, und es herrscht beständiges Wetter mit schwacher Luftbewegung. 
Die starken Luftdruckstörungen in der nördlichen Ostsee und im Finnischen Meerbusen beim Durchgang 
des finnischen Tiefs lösen in der Ostsee Eigenschwingungen aus. In Abb. 17 ist der Gang des Luftdrucks für 
Helsinki und Mariehamn (Aalandsinseln) für die Zeit vom 10. Dezember 0 Uhr bis 15. Dezember 10 Uhr mit 
der Wasserstandskurve von Koivisto dargestellt. Am 10. Dezember fällt über dem Finnischen Meerbusen der 
Luftdruck bis etwa 18 Uhr und verursacht eine schwache Hebung des Wasserspiegels. Nach 20 Uhr fällt der 
Wasserstand im Finnischen Meerbusen wieder und durch den inzwischen erneut ansteigenden Luftdruck wird 
Abb. 17: Luftdruck p in Helsinki und Maric- 
hamn (Maßstab auf der Ordinate: 1 cm = 
10 mm Luftdruck) und Wasserstand h in 
Koivisto (Höhenmaßstab 1 :20) für die Zeit 
vom 10. Dezember 1932 0 Uhr bis 15. De 
zember 1932 10 Uhr. 
Schwingung des Ostseebeckens sprechen darf, 
zu beobachten sein. 
dieses Fallen noch verstärkt. Der Wasserstand er 
reicht bei seinem Minimum am 11. einen noch tieferen 
Stand als am Tage davor. In der Ostsee sind bereits 
Schwingungen erregt, die durch die nachfolgenden 
Luftdruckschwankungen weiter aufgeschaukelt wer 
den, und denen ein letzter und kräftigster Impuls 
durch den starken Luftdruckanstieg vom 11. De 
zember 19 Uhr bis 12. Dezember 13 Uhr um 16 mm 
erteilt wird. Nach diesem Impuls bleibt der Luft 
druck über dem Finnischen Meerbusen bis zum 
14. Dezember ziemlich konstant. Die Wassermassc 
der Ostsee ist durch die Luftdruckschwankungen in 
kurzer Zeit zu Schwingungen mit einer Doppel 
amplitude von 105 cm am östlichsten Ende des Fin 
nischen Meerbusens aufgeschaukelt-worden und kann 
nun, nach dem Aussetzen der erregenden Kraft, un 
gestört in freie Schwingungen abklingen. 
In sehr seichten Seen findet man regelmäßig ab 
klingende Schwingungen nur selten; im allgemeinen 
wirken dort neue Störungskräfte, besonders der 
Wind, sehr stark auf die dünne Wasserschicht ein. In 
obigem Fall erfolgt aber das Ausschwingen der Ost 
see bei der ruhigen Wetterlage und dem konstanten 
hohen Luftdruck so ungestört, daß man wohl mit 
Recht von einer reinen, gedämpften einknotigen 
dieser Art werden in der Natur sicher nicht häufig 
III. THEORETISCHE ERMITTLUNG DER PERIODEN UND DER HUBHÖHENVERTEILUNG. 
Von einer ausführlichen Darstellung der Theorie freier Schwingungen in Seen kann an dieser Stelle ab 
gesehen werden. Man findet eine zusammenfassende Übersicht über die bekanntesten Seichestheorien und ein 
reichhaltiges Literaturverzeichnis bei Thorade (36). Im Hinblick auf das von uns später anzuwendende, 
auf der Ritz sehen Methode (30) der Variationsrechnung basierende Verfahren bei der Lösung der 
C h r y s t a 1 sehen Differentialgleichung, scheint es jedoch nötig, kurz die Grundlagen der Theorie zu streifen. 
Gegeben sei ein längliches Becken von veränderlicher Breite und Tiefe. Das Koordinatensystem sei so 
gelegt, daß die x-Achse in der ungestörten Oberfläche des Sees liegt und die Richtung des Talweges angibt. 
Die y-Achse stehe senkrecht dazu, ebenfalls in der ungestörten Oberfläche, und die z-Achse vertikal nach oben. 
Vernachlässigt wird die ablenkende Kraft der Erdrotation, und es wird weiter vorausgesetzt, daß keine zum 
Talweg senkrechte Komponente der Horizontalbewegung auftritt, so daß die Bewegung der Wassermasse
	        
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