Fr. Model : Pegelstalionen des Kriegsmarine-Pegelnetxes der Ostsee.
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Der Bandmaßpegel dient zur Ablesung des herrschenden Wasserstandes und übernimmt
die Rolle, die dem Lattenpegel bei Binnenstationen zukommt. Er wird zur Kontrolle der Re
gistrierung täglich einmal abgelesen. Da es sich um Fernablesungen handelt, muß der Zeitpunkt
der Ablesungen nach den Sichtverhältnissen gewählt werden und kann nicht auf 12 Uhr, wie
bei den meisten Binnenstationen, festgesetzt werden. Die Ablesezeit wird auf 2 Minuten genau
bestimmt, eine Genauigkeit, die bei der täglich mehrfach erfolgenden Zeitansage durch den
Rundfunk ohne Schwierigkeiten eingehalten werden kann.
DerFernpegel. Das wichtigste Gerät jeder Pegelstation ist der elektrische Fernschreib
pegel. Soweit vier Kabeladern zur Verfügung stehen (bzw. drei und als gemeinsame Rück
leitung der Kabelmantel), wird der elektrische Ruhstrompegel der Fa. R. Fueß, Berlin, bei nur
drei Adern (bzw. zwei und dem Kabelmantel) wird der Arbeitsstrompegel der Fa. A. Ott,
Kempten/Allgäu, benutzt. Das Arbeitsprinzip beider Apparate wurde auf S. 25 ff. beschrieben.
Wir beschränken uns bei der ausführlichen Beschreibung auf die Verhältnisse, wie sie beim
Ruhstrompegel maßgebend sind.
Der Geber des Fernpegels wird im Pegelbrunnen auf ein beim Bau mit vorgesehenes Podest
aufgeschraubt. Diese Konsole wird in der Nähe der Kabelzuführung über clem Bohlenbelag
angebracht und muß — außer der Berücksichtigung des unten enger werdenden Brunnen
schachtes — etwa 40 cm von der Brunnenwand entfernt sein, damit cler Schwimmer von 350 mm
Durdimesser frei hängt. Außerdem dürfen die Steigeisen nicht gerade unter dem Podest an
gebracht werden. Es besteht im wesentlichen aus zwei 4 cm breiten Trägern, die einen lichten
Abstand von 1? cm haben*’). Auf diese Träger wird dann eine Grundplatte bzw. cler Geber so
aufgeschraubt, daß die Schwimmer- und Gegengewichtsseile freikonimen. Das Gerät arbeitet
nur dann einwandfrei, wenn es genau horizontal steht; je besser die Träger in der Waage
stehen, desto geringere Schwierigkeiten ergeben sich später bei der Montage.
Der Gegengewichtsweg beträgt für jeden Meter Wasserstandsänderung 0.088 m. Das Po
dest muß mithin also mindestens 60 cm über clem Bohlenbelag angebracht werden, doch wird
das Ablesen und die Handhabung bei der Montage durch ein Aufstellen in etwa 1 m Höhe am
bequemsten.
Der Schwimmer arbeitet unter dem Bohlenbelag. Dieser muß demnach über clem höchsten
Hochwasser, in der Kieler Bucht also mindestens 2.50 m über MW, liegen. Mit dieser Bemerkung
ist eine wichtige Pegelbrunnengröße festgelegt. Das Schwimmerseil wird durch eine Aus
sparung des Bohlenbelages geführt, die zweckmäßigerweise erst bei der Montage eingepaßt wird.
Die Kabelzuführung zum Geber erfolgt vom wasserdichten Kabelendverschluß aus durch
vier dünne Gummiadern, die erst bei der Aufstellung des Gerätes verlegt werden.
Der Geber besitzt ein Zählwerk — bei den alten Konstruktionen eine Zeigereinrichtung —,
das den augenblicklichen Wasserstand angibt. Zugleich mit cler Aufstellung des Bandmafipegels
wird diese Anzeigevorrichtung eingestellt. Der Pegelwärter liest bei jedem Pegelbrunnen
besuch die Höhe des Wassers am Fernpegelgeber ab. wodurch Fehler in der Registrierung auf
gedeckt werden können (siehe S. 38 und 48). Die Anzeigevorrichtung kann ferner als Latten-
bzw. Bandmaßpegelersatz dienen, falls diese durch besonders ungünstige Verhältnisse auf
kürzere oder längere Zeit ausfallen sollten.
Der Empfänger des Fernpegels ist clas Hauptregistriergerät. Es ist in einem Metallschrank
untergebracht, der 40 kg wiegt und 98 cm hoch. 43 cm breit und 26 cm tief ist. Das Ganze wird
im Stromincistereigehöft, im Maschinenhaus des Leuchtturmwärters o. dgl. entweder an der
Wand aufgehängt oder besser auf einen passend gezimmerten Tisch gestellt. Der Tisch besitzt
ein Schubfach zum Aufbewahren der Pegelformblätter (S. 46), der Anweisung für clen Pegel
beobachter (S. 50) usw.. ein herausziehbares Ablegebrett und knapp über dem Fußboden ein
Brett zum Aufstellen cler Akkumulatorenbatterie (24 bis 36 Volt). Falls das Registriergerät
nicht in einem heizbaren Raum steht, müssen die Akkus im Winter nötigenfalls durch eine
Torfmull- oder Strohpackung geschützt werden, meist wird aber schon ein Holzkasten genügend
8 ) Konstruktionsänderung können andere Maße mit sich bringen.