Skip to main content

Full text: 59, 1939

Martin Rodewald: Das Dreimasseneck als zyklogenetischer Ort. 29 
statt; die Vertiefung des Zyklonenzentrums kommt auf Konto des von ihm Vorgefundenen — tieferen — 
Druckfeldes. Das erste Problem ist also die Entstehung des Druckfallgebiets vom 16. zum 17. Januar. 
Betrachten wir dazu die Wetterlage vom 16. Januar, 0 h MGZ (Abb. 42, Tafel 17), so bietet sich wieder 
ein eindrucksvolles Beispiel der Dreimasseneck-Konstellation! Nördlich des atlantischen Rossbreitenhochs 
finden wir die Polarfront annähernd in „Normallage“; sie erstreckt sich von der Biskaya über die Azoren 
nach dem Seegebiet südlich Bermuda und weiter über die Bahamas nach der Halbinsel Yukatan. Die 
Tropikluft südlich der Front ist auf der Linie Bahamas —Yukatan im Vorstoß 
nach Norden begriffen. Im nordamerikanischen Sektor sieht man das nun schon bekannte Bild: 
Hoch vor der Ostküste, Hochdruckrücken Texas bis Kanada hinauf, dazwischen Tief über der Region der 
Großen Seen. Frische kontinentale Polarluft stößt auf der Rückseite des Tiefs 
gegen die Südoststaaten und den Golf von Mexiko vor. 
Westlich Florida liegt der neutrale Punkt zwischen atlantischem Rossbreitenhoch und Texashoch, 
Yukatan-Tief und Huronsee-Tief, auf den sieh die Tropikluft und die kontinentale Polarluft zubewegen. Die 
heterogenen Fronten sind sich westlich Florida bereits ziemlich nahegekommen, während sie weiter nord 
östlich breit auseinanderklaffen, zwischen sich das Ostküstenhoch mit der alternden Polarluft lassend. Noch 
ist von einem Tief südlich Kap Hatteras nichts zu sehen als nur eine leichte Andeutung zyklonaler Luft 
bewegung von Stärke 1 bis 2, ohne Regen, über dem Golfstrom nördlich der Bahamas. Wir können aber 
vorweg nach der Frontenlage die Stelle markieren (vgl. Abb. 42), wo die Zyklogenese 
stattfinden muß — und vergleichen damit die Wetterkarte vom 16. Januar mittags, Abb. 43, Tafel 18. 
Die Entwicklung ist erstaunlich: in 12 Stunden ist ein Tief von 1005 mb, fast schon ein kleines Sturm 
tief, entstanden! Der Luftdruck ist bis zum Mittag südöstlich Kap Hatteras um 17 mb in 12 Stunden gefallen. 
Vor der Warmfront der Tropikluft meldet jetjt ein Schiff anhaltenden Starkregen, der weiter nördlich in 
der „neutralen Luft“ in Regen und an der Küste nördlich Kap Hatteras in Schnee übergeht. Die kontinentale 
Kaltluft aus Nordwest hat die Südostküste der USA überschritten, vielleicht auch schon Südflorida. Jedenfalls 
hat sich das Dreimasseneck gebildet; seine Nordfront liegt in der schmalen, sehne,efaHumsäumten Tiefdruck 
rinne, die bis nach Westlabrador hinauf reicht. 
Nach weiteren 12 Stunden ist aus dem Dreimasseneck-Tief jenes Orkan tief von 975 mb ent 
standen, dessen Bahn wir in Abbildung 41 schon verfolgt haben. Abbildung 44, Tafel 19, mit der Wetterlage 
vom 17. Januar, 0 11 MGZ, zeigt es an der Stätte des westatlantischen Hochs vom Vortage; auf 36° N Br., 
69° W Lg. ist der Druck in 24 Stunden u m 4 7 mb gefalle n. Bemerkenswert ist wieder das extreme 
Druckgefälle auf der Westseite des Tiefs und seine asymmetrische Form, ganz ähnlich wie beim 
vorigen Beispiel (Februar 1937) und wie bei diesem verknüpft mit relativ langsamer Fortbewegung des 
Tiefzentrums in den vorangegangenen 12 Stunden.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.