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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte und des Marineobservatoi-iums. —- 59. Band. Nr. 10.
der Anteil der Horizontalströmungen an der Frontogenese am leichtesten ablesbar. Da der fiir die vorliegende
Untersuchung bestehende Mangel an serologischem Material eine Diskussion der Vertikalbewegungen über
haupt kaum zuläßt, beschränken wir uns im wesentlichen auf die Betrachtung der Horizontalbewegungen, der
advektiven Vorgänge.
Ohne die Luftbewegung in der Höhe im einzelnen durch Messungen zu kennen, läßt sich dabei nun aus
dem Nebeneinander von Warmluft und Kaltluft, wie wir es in der Frontalzone vor uns haben, wenigstens
angenähert auch etwas über die Horizontalströmung in größerer Höhe (obere Troposphärenhälfte) anssagen.
Da in Warmluft der Luftdruck mit der Höhe langsamer abnimmt als in Kaltluft, so fallen die Isobar
flächen in der Höhe von Warm gegen Kalt ein, wenn am Boden kein Luftdruckunterschied zwischen warmem
und kaltem Gebiet bestellt. Tatsächlich sind ja um einen neutralen Punkt des Bodendruckfeldes die Druck
unterschiede unten zwischen Warmmasse und Kaltmasse außerordentlich gering. Ein Vertikalschnitt durch
die Isobarflächen ergibt hier demnach schematisch das Bild der Figur 4, wo F ü — F 4 die Frontfläche zwischen
Warmmasse und Kaltmasse darstellt.
Abb. 4: Schematische Druckverteilung an einer Front
im Vertikalschnitt
Abb. 5: Lage und Richtung der frontalen Höhen-
strömung mit Bezug auf die (Boden-) Fronten
Der Neigung der Isobarflächen entsprechend, würde hier hei stationären Verhältnissen also ein in die
Bildebene hinein gerichteter Gradientwind in der Höhe herrschen.
In Projektion auf die Horizontalebene stellt sich demnach die Höhenströmung über Frontalzonen so
dar, wie es Abbildung 5 schematisch zeigt: Die Strömung ist frontparallel mit dem Warmgebiet zur
Rechten, und sie liegt über der Kaltluft, also bei einer Warmfront (Abb., rechts) vor der Front und bei
einer Kaltfront (Abb., links) hinter der Front.
Diese schematisch dargestellten Verhältnisse erfahren in der Natur im wesentlichen zwei Einschrän
kungen: einmal durch das Bestehen von Bodendruckunterschieden, zum zweiten dadurch, daß für gewöhnlich
nicht eine strenge Frontparallelität der Isothermen besteht. Bezüglich des ersten Punktes zeigt sich jedoch
die überragende Abhängigkeit des Höhendruckes von der Temperatur der unterlagernden Luftschichten schon
in den hohen positiven Korrelationen (r — -f- 0.9) zwischen Höhendruck und troposphärischer Mitteltempe
ratur (Dines, Sehedler), die Rao auch für niedere Breiten fand (20). Bezüglich des zweiten wie des
ersten Punktes braucht man nur in den Höhenkarten der Deutschen Seewarte (21) die Karten der relativen
Topographie der 500 mb-Fläelie mit denen der absoluten einerseits, denen der Fronten andererseits zu ver
gleichen, um zu sehen, wie sehr das Flöhendruckfeld (absolute Topographie) von der Mitteltemperatur der
darunterlagernden Schichten (äquivalent der relativen Topographie) und wie sehr wieder das „Mitteltempe-
ratur“-Feld (relative Topographie) von der Frontenlage abhängig ist. [Vgl. auch etwa (22, Tafel 2).] Hierfür
bieten besonders Scherhags aerologisch-synoptische Untersuchungen Belege (23) (24), und G. Roedigcr
machte schon 1933 den Versuch, die Höhenströmung nach der Frontenlage zu bestimmen (25).
Die Höhenströmung über Frontalzonen hat zumindest immer eine starke front parallele
Komponente, und in den meisten Fällen wird eine ausgeprägte Frontalzone von einem
gleichgerichteten Höhensturm überweht derart, daß das Warmluftgebiet zur Rechten liegt,
das Kaltluftgebiet zur Linken.
3. Die zum Dreimasseneck führende Fronten- und Strömungsanordnung
B e r g e r o n geht hei seinen Deformationsbetrachtungen davon aus, daß die Deformation in einem
Entropiefehl wirkt, wo die Isentropen im Anfang gleichen und relativ weiten Abstand haben (Frontlosigkeit).