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Full text: 58, 1938

G. Schinze und R. Siegel: Die großräumige Höhenströmungskartc 
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ihrer größten vertikalen Mächtigkeit. Selbstverständlich kann sie als Darstellung einer 
Fläche an einem Punkte nur einer von zwei übereinanderliegenden Strömungen gerecht 
werden, jedoch macht sich dann die Strömungsrichtung der in einem anderen Punkt nicht 
erfaßten Luftmasse in der Nähe ihrer größten vertikalen Ausdehnung geltend. 
Insbesondere wird über die Fortbewegung der den einzelnen Luftmassen zu* 
gehörigen Wolken» und Niederschlagsfelder Aufschluß gewonnen werden können. Da 
die Gültigkeit der Strömung in diesem Bereich mindestens die Gipfel der hauptsächlichsten 
europäischen Gebirgszüge erfaßt, können auch gute Schlüsse auf Stau» und Lee»Wirkung 
aus der Karte gezogen werden. Lediglich für sehr flache und kalte Luftmassen (z. B. 
winterliche cAK) wird das Bodenströmungsfeld und die Winde der niederen Bergstationen 
als repräsentativ heranzuziehen sein, während die 750 mb»Fläche in diesem Falle die 
Strömung der darüberliegenden Luftmasse gibt. 
Zusammenfassend kann gesagt werden: 
In der Europakarte bekommen wir, von ganz flachen Massen abgesehen, einen klaren 
Überblick über die Strömungsrichtung aller im Wolken» und Niederschlagsfeld wirk 
samen Luftmassen. Auf der Zirkumpolarkarte werden die „steuernden“ Gebilde zwar 
nicht dargestellt, aber die große Bewegungstendenz ist wesentlich klarer erkennbar 
als in der Bodenkarte. 
Die bisher ausgearbeiteten Karten deuten auf eine hohe prognostische Bedeutung 
gewisser Besonderheiten der Zirkumpolarhöhenströmungskarte hin, da diese, einmal bis 
zur Erkennbarkeit ausgebiidet, auf Tage hinaus eine eindeutige Wirksamkeit zu besitzen 
scheinen (Bildfolge IV, 1—5). Am regelmäßigsten haben sich bisher die folgenden Zu» 
sammenhänge zwischen typischen Strömungsbildern und Wetterentwicklung über dem 
Atlantischen Ozean und Europa bewährt: 
1. Starker Gradient in der Höhenströmungskarte gibt die Hauptentwicklungs» 
richtung für das Wettergeschehen. Dabei ist die Richtung des Gradienten 
einer stetigen, aber verhältnismäßig langsamen Drehung und der Ort des stärksten 
Gradienten einer Verlagerung in Richtung der Höhenströmung fähig. 
2. Die Entwicklung antizyklonaler Strömungsdeförmationen mit nordsüdlicher 
Achse auf der Nordseite des großen antizyklonalen Strömungsfeldes der Roß» 
breiten weist auf ein Erlahmen der West»Ost»Bewegung der Tiefdruckgebiete 
im Bereich des Nordatlantik und der westeuropäischen Küste hin (Bild» 
folge IV, 1—5). 
3. Sind an einem Tiefdruckgebiet 2 Richtungen durch sehr starke Drängung der 
Höhenströmungslinien ausgezeichnet, so ist der Möglichkeit von Neubildungen 
besondere Aufmerksamkeit zu schenken. 
Die vorstehenden Bemerkungen dürfen infolge der verhältnismäßig kurzen Dauer 
der Erfahrungen mit der Höhenströmungskarte nicht als erprobte Wetterregeln aufgefaßt
	        
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