28 Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte und des Mariueobservatoriums. — 58. Bd. Nr. 7.
Am Südein gang zum Großen Belt verläuft die Grenzlinie zwischen Oberflächen- und Tiefen
strom ebenfalls zwischen den Tiefenstufen 10 und 15 m. Während aber bei Fehrmarnbelt-Feuerschiff der
Oberflächenstrom öfter in die 15 m-Tiefe hinübergreift, faßt hier der Tiefenstrom mehr in die 10 m-Tiefe
hinauf. Am 4. und 5. 7. ist dieses deutlich erkennbar. Am 30. 6. ist hier ebenso wie bei Fehmarnbelt-Feuer
schiff ein Hinabgreifen des Oberflächenstroms bis in die 15 m-Tiefe ersichtlich.
Eine der auffallendsten Erscheinungen, die während dieser Beobachtungszeit wahrgenommen worden
sind, ist der an dieser Meßstelle in den Tiefenstufen 15, 20 und 25 m fließende Tiefenstrom. Er setjte mit
Ausnahme der Tiefenstufe 15 m am 30. 6. während der 14tägigen Beobachtungszeit durchweg aus dem Großen
Belt in die Kieler Bucht mit Geschwindigkeiten, die größer und einheitlicher als beim Oberflächenstrom
waren. Am 4. und 5. 7. erreicht dieser Ausgleichsstrom die größten Geschwindigkeiten mit 202° 71 cm/s,
beziehungsweise 204° 85 cm/s. Tn der Tiefenstufe 25 m, d. h. über dem Boden, schwenkt dieser Strom etwas
nach links und nimmt bei abnehmender Geschwindigkeit eine fast südliche Richtung ein. Am 7. 7., dem Tage,
au dem bei Fehmarnbelt-Feuersehiff besonders auffallende Ströme mit erheblichen Geschwindigkeiten fließen,
hat der Strom am Südausgang zum Großen Belt in den oberen Schichten fast ganz nachgelassen und beginnt
erst am 8. 7. kräftig nach Osten zu sehen.
In der Gjeclser Enge läßt sich eine Grenze zwischen Oberflächen- und Tiefenstrom nicht ziehen.
Während der 7tägigen Beobachtungszeit wehten dauernd westliche Winde; der Strom setjte in allen Tiefen
stufen durchweg nordöstlich. Am 20. 7. machte sich ein Rückstrom der durch den Sturm vom 16. 7. nach
Osten verseljten Wassermassen bemerkbar.
Auf der Meßstelle IV, Kleiner Belt, ist eins Grenze zwischen Oberflächen- und Tiefenstrom auch
zwischen den Tiefenstufen 10 und 15 m erkennbar. Auch hier hat ebenfalls am 7. 7. ein Richtungswechsel
des Oberflächenstromes stattgefunden, und zwar von NW- auf NO-Strom.
Bei der Betrachtung des Tiefenstroms auf der Meßstelle II, Südausgang zum Großen Belt, entsteht die
Frage nach dem Verbleib der durch diesen Strom in die Kieler Bucht hinein versetjten Wassermassen. Sie
kann aus den Beobachtungsergehnissen nicht ohne weiteres beantwortet werden. Vergleicht man die Tafeln 10,
11 und 12 miteinander, so ist zwar ersichtlich, daß auf der Meßstelle I, Fehmarnbelt-Feuerschiff, in den
tieferen Schichten ein dauernder Abfluß des Wassers aus der Kieler Bucht nach Osten stattfindet, jedoch mit
bedeutend geringerer Stärke als cler Einfluß auf der Meßstelle II; auf der Meßstelle IV, Kleiner Belt,
wiederum sind die Tiefenströme schwach und uneinheitlich, so daß auf einen Abfluß durch den Kleinen Belt
nicht geschlossen werden kann. Berechtigt ist vielleicht die Annahme, daß dieses eindringende Tiefenwasser
sich in der Kieler Bucht verteilt und teilweise an die Oberfläche dringt. Die Klärung dieser Frage muß aber
weiteren Untersuchungen Vorbehalten bleiben.
IX. Schluß
Die Ergebnisse dieser Beobachtungszeit sind zwar aufschlußreich, aber noch nicht ausreichend. Es geht
aus den Ergebnissen deutlich hervor, daß Richtung und Stärke des Reststroms in den oberen Schichten von
dem vorherrschenden Winde maßgebend beeinflußt werden, jedoch sind die Beziehungen zwischen dem Ende
des Windes und dem Ende des Stromes sowie zwischen dem Anfang des Windes und dem Anfang des
Stromes während dieser Beobachtungszeit noch nicht genügend geklärt worden und bedürfen weiterer Be
obachtungen. Auch sind die errechneten harmonischen Konstanten wegen der Kürze des Beobachtungszeit
raums nicht sicher genug. Weitere zu anderen Jahreszeiten durchgeführte Beobachtungen müssen noch be
arbeitet werden, um die Kenntnis der Strömungen in der Ostsee voranzubringen.