22
Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte. — 51. Bd., Nr. 2
einer Düse austretend, in Sturmesstärke über die Gandobucht hinweg, Sand und selbst Geröll
steine hochreißend.
Am 16. November mittags verließ die „Wigbert“ Las Palmas mit dem Kurs auf Cap
Finisterre. Der letzte Abschnitt der Reise im Passatgebiet war charakterisiert durch die Cu-
Bewölkung in der Nähe der Kanarischen Inseln, die am 17. November über der offenen See
einer hohen Stcu-Decke Platz machte, ähnlich wie auf der Ausreise. Damit verließen uns die
günstigen Bedingungen, die wir seit den Tropen für unsere Pilotballonaufstiege gehabt hatten.
2. Die Heimreise durch die Westwindzone (19. bis 26. November 1930).
Am 18. November fuhr die „Wigbert“ noch in den östlichen Passatwinden, die 1200 m
Mächtigkeit hatten und von Nordostwinden bis in 4 km Höhe hinauf überweht waren. Der in
der folgenden Nacht stattfindende Übergang zum SW-Wind und damit der Eintritt in die West
windzone kündigte sich bereits am 18. November an.
Ein Druckfall vom 18. auf 19. November an der marokkanischen Küste, den die Wetter
karten im Betrage von etwa 5 mbar zeigen, deutet auf eine Störung hin, die dort und noch weiter
südwärts auf die Witterung Einfluß gewann. Am Schiffsort machte sie sich in einer chaotischen
Ci-Bewölkung und in dem Auflösen der Passat-Cu bemerkbar. Am 19. November hatte der
Bodenwind von E über S auf SW gedreht, und diese SW-Strömung, welche nach dem Mittags
aufstieg (Nr. 64) bis mindestens zu der vom Ballon erreichten Höhe von 3000 m hinaufging,
führte eine seltene Bewölkungsform mit sich.
Tiefliegende Stcu waren zu großen Wolkenfeldern dicht zusammengeschoben. Die einzelnen
Felder aber waren scharf voneinander getrennt; die wolkenfreien Zwischenräume wurden
bereits in größter Entfernung sichtbar — die Sichtweite betrug bei scharfer Kimm über 30 See
meilen — und brachten, später den Zenit von SW nach NE überschreitend, zeitweise heiteres
Wetter.
An jedem Stcu-Feld war auf der nach NE gerichteten Vorderseite der Prozeß der Wolken
bildung oder der Wolken
auflösung sichtbar: ent
weder bildeten sich plötz
lich Cu, sogleich in fetziger
Form, also in der Bildung
schon windzerrissen, oder
die Cu lösten sich auf.
Gegen den hinteren Rand
zu schienen die Felder
an Dichte und vertikaler
Mächtigkeit der Wolken
massen zuzunehmen. Die
Rückseite der Felder war
ganz scharf begrenzt. Die
Grenzlinie war über den
ganzen Himmel von
Kimm zu Kimm sichtbar.
Sie hatte ausgesprochene
Wulstform; sah man dem
nach NE abziehenden
November 1930
Geographische Breite
I ■ ■ ■ ■ I i ■ i d l. i.J 11 1 1 -LJ I i . i i i I III LjU i i I I—L.
15° 20° 25° 30° 35° 40” 45” 50°
Abb. 10. Terminbeobachtungen im 3. Reiseabschnitt: Heimreise,