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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte. — 49. Bd. Nr. 3.
des heiteren Vormittags stark erwärmten Tal, vielleicht mit herbeigeführt durch die Aspiration im
Rücken des den Wind nach oben ablenkenden Berges. Immerhin ist auffällig und beweist die starke
Ablenkung des kräftigen N-Windes durch die sehr wechselreiche Bodengestaltung, daß die cu-Wolke
noch bedeutend über der Höhe des im Bild sichtbaren Berges keinen Windeinfluß zeigt. Wir beobachten
über der Nordspitze der Insel Kalsö eine typische Hangwolke, darüber ci-str aus SW, die den Zenit be
reits überschritten haben. Am 1 e e seitigen Ende der Hangwelke konnte deutlich Wirbelbewegung (Lee-
wirbel) beobachtet werden. Die Hangwolke lief in Lee deutlich in zwei Wirbelzöpfen aus, wie sie aus
aero- und hydrodynamischen Versuchen bekannt sind. Bild 7a Taf. 2 zeigt, daß die gleiche Erscheinung
ganz ausgezeichnet am Schornsteinrauch des „Meteor studiert werden konnte (beide Wirbel sind gegen
läufig). Dieses Bild zeigt zugleich, daß in Lee des „Meteor“ in dieser Höhe eine besondere Turbulenz als
Schiffseinfluß nicht erkennbar ist. Ein Blick auf Abb. 2 (S. 22) zeigt, daß durch Düsenwirkung im Kalsö-
sund die Windstärke um 2 Einheiten der Beaufortskala (cv>4mps) verstärkt worden ist gegenüber dem
Wind auf offener See. Außerhalb des Fjordes auf See nur hohe Bewölkung.
Wie Abb. 2 (S. 22) zeigt, wurde auf See nach Verlassen des Kalsösundes NNW 4—6 angetroffen, mit
starker Dünung aus N. Es handelt sich hierbei um die Rückseite eines vom Bottnischen Meerbusen bis
zum Meer westlich von Norwegen ausgedehnten Tiefdrucksystems. Die starke Dünung beweist die
Stetigkeit der Luftströmung weiterhin nach Norden. Bei der Beschreibung der Wolkenbeobachtungen
wurde bereits darauf hingewiesen, daß seit dem frühen Morgen ci aus SW heraufzogen. Diese
SW-Strömung (am Boden SSW 4) treffen wir kurz vor 13 h in ganz unvermitteltem Windsprung von
NNW nach SW; die Konvergenz ist unmittelbar begleitet von einer nordsüdlich in der Ausdehnung des
Gesichtskreises ausgedehnten langgestreckten Böenwolke mit auffrischendem Wind und Regen, gefolgt
von aufbrechender Bewölkung, aber im Abstand von etwa l k von einer neuen Regenböe gleicher Art,
während die dritte und letzte Böe gegen 15 11 keinen Regen mehr brachte.
Obwohl der Luftdruck während des ganzen Tages bis 15.40 h noch langsam gestiegen war und erst
von da ab ebenso langsam fiel, auch der Verlauf der Temperatur keine Beziehung erkennen läßt, gehört
der Luftkörper westlich der Konvergenz offenbar zu der kräftigen Depression, die am 2. August den
Raum zwischen Island und den Färöer einnimmt (s. die Höhenwinde bei 16.00 h ). Es ist außerordentlich
merkwürdig, wie unvermittelt hier die Vorderseite des neuen Tiefs auf die Rückseite des alten aufprallt,