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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte. — 49. IM. Nr. 3.
Y. Ergänzungen zum Meteorologischen Tagebuch.
(Lichtbilder und Zeichnungen ohne Namenangabe stammen vom Verf.)
Freitag, 27. .Juli 1928. Ab 14 h Bordzeit (BZ) = Mitteleuropäische Zeit (MEZ) —l h .
Um 01 h hat „Meteor“ Helgoland passiert. Wetterlage 08 h : Ein ausgedehntes absterbendes Tief liegt
über Skandinavien. Die südnorwegische Küste und das Skagerrak haben Rückseitenwetter; die Nordsee
selbst steht unter dem Einfluß der Vorderseite einer offenbar sehr hohen, sich verstärkenden Depression
über England, die sich schon am Vorabend durch „Windbäume“ angekündigt hat. Zu dieser Zeit steht
„Meteor“ etwa 50 sml nordwestlich Helgoland.
Tabelle 1. Durchgang einer Front NW Helgoland.
Bordzeit
• Wind
Luft
temperatur
Bemerkungen
04.00
W 1-2
14.8° C
05.00
SSW 2
14.6
06.00
S 2
14.9
06.20
SSE
(40)
W
06.50 h Q> 1 bis etwa 07.30 b . Eine Mittelgewitterfront passiert das Schiff. Rieh-
tung der Gewitterfront N—S. Wind geht von SSE über W bis NE, dann zurück
auf SzE.
07.(00)
NE
14.8
Thermograph schreibt Stufe von U/s 0 nach unten.
09
WNW2
Etwa 10 starke Blitze.
(15)
SzE
08.00
S 1
13.7
09.00
S 2-3
14.5
10.00
Kurzdauernde Besserung, a-str und einzelne ni am Horizont.
10.20
In E @-böe, zieht quer zum NW-Kurs des Schiffes.
25
Ü 1 Beginn.
45
@--Schauer. Sicht nach NE 2 km, keine Kimm.
11.00
SSW 2-3
14.9
.
11.15-25
%
11.45
Ende des Q.
12.00
SSW 3
14.5
„Meteor“ lief während dieser Zeit und bis zum Abend anscheinend auf der Grenze der beiden Tief
drucksysteme, deren einzelne Ausbuchtungen vom Kurs geschnitten die sehr wechselnden Witterungs
verhältnisse verursachten. Das Gewitter ist der Bodenkarte nach an einer Aufgleitfront entstanden.
Tatsächlich dürfte vom skandinavischen Tief abgesprengte Kaltluft in Schüben über die Nordsee süd
wärts vorgedrungen sein, dirigiert und vielleicht veranlaßt durch die Divergenz der Warmluft über der
östlichen Nordsee.
16.20 h MEZ (15.20 h BZ) zieht eine neue Böe aus WNW mit niederem str heran. 20—21 h MEZ zwei
Wolkenschichten: Untere Schicht aus WSW 18 mps, obere Schicht a-cu S—4000 m. Nachdem anstelle des
tags vorherrschenden WSW um 22 h MEZ NNW 1 und 23 h C beobachtet wurde, erfolgt um 24 h mit NE 2
der Übergang in die Rückseite des inzwischen südwärts verlagerten Tiefdrucksystems.
Sonnabend, 28. Juli. BZ = MEZ — l h .
07 h MEZ: „Typische Einbruchsbewölkung. W- und N-Horizont cu-ni, sehr scharfe Kimm; im SW
und S noch Regenschauer am Horizont. Kimm sehr scharf. Wind NE auffrischend.“
16 h MEZ: „Nachmittags cu-Bewölkung 4/10, darüber a-cu; cu und fr-cu 900—1300 m, a-cu 4500—
5000 m gemessen. Wind dreht seit ca. 14 h von NE über N nach NW.“
20 h MEZ: In W Regenschauer in Sicht. Bewölkung besonders im cu-Niveau zunehmend. Kimm und
Sicht nach allen Richtungen gut bis sehr gut.