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Full text: 49, 1930/1931

J. G e o r g i — F. Ahlgrimm — W. Stöbe: Forschungsreise „Meteor“ nach Island—Grönland 1928. 47 
messungen zu ergänzen, um eine energische Betrachtung des Phänomens in der u. a. von W. Schmidt 17 ) 
und A. Angström 18 19 ) durchgeführten Art zu ermöglichen. 
Gleichzeitig zeigt aber der bereits auf S. 40 gewürdigte Sprung der Temperaturen zwischen 02 und 
03 h BZ einen von oben durchgreifenden, ebenfalls nicht der Sonne zuzuschreibenden Einfluß, für den 
nur die Zurückführung auf einen Föhnvorgang, also die dynamische Erklärung in Betracht kam, ohne 
daß der Mechanismus ganz klar ist. Diese beiden Vorgänge scheinen in der Nähe der grönländischen 
Küste weit zu überwiegen. Auch verglichen mit der Föhnkurve Abb. 19 wird in Abb. 17 die Natur der 
aufgesetzten Zacken als Föhnerscheinung sehr deutlich. Besonders schön spiegeln sich die Verhältnisse 
in Abb. 20 zwischen 12 und 16 h BZ am 22. August. Hier finden wir in der Mastkurve sehr heftige Zacken, 
die gerade eben noch in der Hüttenkurve angedeutet sind. Die große Übereinstimmung der beiden Abb. 
19 und 20, von denen die eine bei ruhendem, die andere bei fahrendem Schiff gewonnen ist, zeigt weiter 
hin, daß die Erscheinung nicht etwa auf das Durchfahren verschieden temperierter Luftschichten zurück 
zuführen ist. 
Den besten Beweis bietet die während der Fahrt nicht weiter beachtete Notiz im gemeinsamen Proto 
kollbuch: 22. August. 18 h MEZ (14 h BZ): „Beim Passieren eines Fjordes, in den ein Gletscher treppen 
förmig mündet, frischt der Wind bis 5 Beaufort auf.“ Wir befanden uns zu dieser Zeit 6 l A sml von der 
Küste entfernt vor dem Ausgang des 50 km langen Danell-Fjords (Ilivilik), auf dessen südlicher Seite 
das Inlandseis seine südlichste Zunge in einem 15 km breiten, erst dicht an der Küste von 1200 m bis 
zum Meer herabsteigenden Gletscher ausmünden läßt. Ein Blick auf Abb. 20 zeigt nun, daß gerade zu 
dieser Zeit die Temperatur im Mast die wildesten Sprünge nach oben ausführt und das absolute 
Maximum während dieser Periode mit 12.7° im Mast bei 6.7° in der Hütte und 3.2° Wassertemperatur 
erreicht. Und dieser Teil der Kurve war schon vorstehend, noch ohne Kenntnis dieses weiteren Zu 
sammenhanges, nur nach der äußeren Erscheinung der Kurve als Föhn angesprochen worden. Es sei 
bei dieser Gelegenheit bemerkt, daß die Registrierung der elektrischen Thermometer während der Reise 
nicht ausgewertet wurde und wegen der willkürlichen Lage der Kurven auf dem Registrierstreifen auch 
den Beschauer die Art der Temperaturverteilung nicht erkennen ließ. Hierdurch wird der Einwand ent 
kräftet, als sei die Beobachtung der Witterungserscheinungen durch Kenntnis der Temperaturverhält 
nisse subjektiv beeinflußt gewesen. 
Das Zusammentreffen von Landwind und Luftspiegelung ist bereits früher von Hergesell be 
obachtet worden 18 ). 
Mittwoch, 22. August. BZ = MEZ — 4 h . 
Wir laufen nordwärts in geringem Abstand parallel zur Ostküste. Über der Südspitze des Landes 
ist wieder der „Silberstreifen“ des Inlandföhns sichtbar. Auch hier, wie bereits am 21. nach dem Ver 
lassen Julianehaabs, greift die Aufheiterung immer weiter auf See hinaus, jedoch nicht gleichmäßig 
fortschreitend, sondern zuweilen schon weiter draußen die Wolken anfressend, obwohl näher zur Küste 
noch str-Bänke der Auflösung widerstehen, ähnlich wie auch die Eisdecke eines Gewässers zuweilen ganz 
ungleichmäßig vom Wasser her angegriffen wird. Z. B. ist um lß^O^MEZ (09.20 BZ) notiert: 3 U» a-cu in 
Auflösung, str-cu über Land. Sehr deutlich ist dieses „Anfressen“ in Bild 23 Taf. 7 zu sehen, zugleich 
dem Bild des schönsten Eisberges, den wir sahen. Nach See hin ist die schichtförmige Ausbreitung des 
Rauches innerhalb der in Abb. 20 dargestellten Inversion besonders deutlich ausgeprägt. Kurze Zeit 
darauf ist die a-cu-Decke der Abb. 23 Taf. 7 ganz aufgelöst, und es erscheint in einer langen Flur ange 
ordnet ein äußerst fein gezeichneter ci lenticularis (Bild 24 Taf. 7), der zeigte, wie hoch diese Föhn- 
Vorgänge in die oberen Schichten der Atmosphäre zu reichen vermögen. 
17 ) Strahlung und Verdunstung an freien Wasserflächen usw. Ann. d. Hydr., 1915, S. 111 u. 169. 
18 ) On the radiation and temperaturo of snow usw. Archiv of Mat., Astr. og Fysik, Bd. 13, Nr. 21; s. auch 
A. Defant, Met. Zeitsehr., 1919, S. 153. 
19 ) Hergesell. Die Erforschung d. fr. Atmosphäre üb. d. Polarmeer. Beitr. z. Phys. d. fr. Atm., Bd. II, 
1906—08, p. 98.
	        
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