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Full text: 48, 1929/1930

Dr. Heinrich Lösche: Lassen sich die diluvialen Breitenkreise usw. rekonstruieren? 
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einseitig wie die nordwestsüdöstlichen Täler. Es besteht auch hier eine Abnahme der Ungleichseitigkeit 
von den Tälern der bevorzugten Richtung über die südnördlichen nach den südwestnordöstlichen Tälern. 
Ferner ändert sich die Talungleichseitigkeit im Quellgebiet eines jeden Tales. Unabhängig von der 
Richtung, in der ein Tal liegt, wird sein Querprofil nach dem Talschlusse zu immer gleichseitiger. Aller 
dings, in den bevorzugten Richtungen scheint dieses gleichseitige Talstück etwas kürzer entwickelt zu 
sein als in den Tälern der übrigen Richtungen. Ein auffallender Unterschied in der Talungleichseitigkeit 
ist außerdem noch zu erkennen, wenn man im Erzgebirgsbecken die nördlichsten Täler mit den süd 
lichsten vergleicht. Mit der Abnahme der Höhenabstände von den Talsohlen bis zu den Wasserscheiden 
scheinen auch die Querprofile der Täler in allen Richtungen gleichseitiger zu werden. 
Es erhebt sich jetzt die Frage: „Wie ist diese Ungleichseitigkeit des Talprofils, 
die in fester Beziehung zu der ungleichseitigen Entwicklung des Flußnetzes 
und offenbar auch in Beziehung zu der Höhe der Wasserscheiden steht, zu 
erklären?“ 
V. Das Problem in der Literatur. 
Die Talungleichseitigkeit ist schon oft beobachtet und beschrieben worden. In vielen Teilen Europas 
ist sie zu finden, z. B. in Rußland (10 u. 87), Podolien (38, 40, 41, 61, 110, 111, 112), in Ungarn südlich 
des Plattensees (77), ferner in Steiermark (40, 42, 193;, Sachsen (8, 88, 89 u. 124), im Alpenvorland (85,86), 
in Unterfranken (59), Schwaben (44, 48) und im Pyrenäenvorlande (18 u. 83a). Da die ungleichseitigen 
Täler fast alle ähnlich orientiert sind, d. h. die nach Süden und Westen schauenden Hänge stets steiler 
als die gegenüberliegenden sind, scheinen sie auch nur durch regional wirkende Kräfte erklärt werden 
zu können. Auf diese Überlegung stützen die meisten Autoren das Recht, ihre Erklärung auf alle 
Gebiete mit gleichen Talverhältnissen zu übertragen. Wer über Talungleichseitigkeit in einem bestimmten 
Gebiet arbeiten will, hat sich deshalb zuerst mit allen bestehenden Ansichten auseinanderzusetzen. 
a) Das Baersche Gesetz. 
Sehr oft ist in der Literatur das Baersche Gesetz von der Ablenkung des fließenden Wassers nach 
rechts auf der nördlichen und nach links auf der südlichen Halbkugel behandelt worden. Baer (3) hat 
selbst zugegeben, daß das Gesetz nur auf große Flüsse anwendbar ist. In Europa wurde aber die 
Asymmetrie fast ausschließlich an Tälern kleiner Flüsse (im Erzgebirgsbecken kann man sie nur als 
Bäche bezeichnen) beobachtet. Da nun noch dazu die steilen Hänge bald auf der rechten, bald auf der 
linken Seite zu finden sind, scheidet das Baersche Gesetz bei der Erklärung erst recht aus. Es muß 
trotzdem erwähnt werden, weil O. Reis (85, 86) für das Alpenvorland und nach ihm J. Schnitze (99) 
für das fränkische Saalegebiet dieses Gesetz anwenden. 
Im Diluvium der Umgebung von München fand Reis, daß bis in die kleinsten Talverzweigungen 
nordsüdlicher oder südnördlicher Tälchen hinauf die nach Westen gerichteten Seiten der Talprofile 
steiler sind. In diesen Seitentälchen besteht ein starkes Gefälle. Bei reicheren Niederschlägen hat, so 
meint er, das von oben in stärkerem Gefälle niederschießende Wasser eine Fallablenkung nach Osten 
erfahren. Das nach Westen schauende Gehänge ist dadurch unterspült und abgesteilt worden. 
Reis hat sich undeutlich ausgedrückt. Höchstwahrscheinlich ist, wie J. Schultze auch annimmt, 
die Fallablenkung nach Osten identisch mit dem Baerschen Gesetz. Eine Ablenkung nach Osten, ganz 
gleich, ob die Bewegung des Wassers von Süden nach Norden oder von Norden nach Süden geht, ist 
nicht bekannt. Für die steilen, nach Westen ausliegenden Hänge der Richtung N—S müßte er eine 
zweite Erklärung suchen, so wie das J. Schultze auch tut. 
L. Henkel (36, 37) gibt uns in seinem Aufsatz „Das Baersche Gesetz dennoch richtig“ die Möglich 
keit zu beweisen, daß für Flüsse mit starkem Gefälle das Baersche Gesetz nicht in Frage kommt. Das
	        
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