Dr. Heinrich Lösche: Lassen sich die diluvialen Breitenkreise usw. rekonstruieren? 9
Die Pleiße entspringt im Kontakthof des Kirchberger Granitgebietes. Als ein kleiner Bach, erst
5/ km lang, betritt sie das Becken im Westen. Auf einer kurzen Strecke empfängt sie kurz vor Werdau
von links eine Reihe wasserreicher Nebenbäche. Von Werdau fließt sie in einem immer breiter werden
den Tal nach Norden, von Kleinhessen ab nach NNO.
Die Mulde ist bedeutend größer. Sie hat beim Eintritt in das mittlere Becken schon 78 km zurück
gelegt. In einem breiten Tale durchfließt sie das Becken an seiner breitesten Stelle in nördlicher Rich
tung. Zwischen Mosel und Glauchau wendet sie sich nach Nordosten.
Die stärksten Nebenbäche erhält die Mulde im Rotliegenden von rechts. Die zwei wichtigsten sind
Mtilsen- und Lungwitzbach. Der Mülsenbach, 17 km lang, kommt von dem höchsten Teil des Becken
randes zwischen Reinsdorf und Zschocken herab. Seine Richtung ist SO—NW. Der Lungwitzbach,
19 km lang, fließt am Nordrand des Beckens. Er sammelt die Bäche auf, die von Süden nach Norden
fließen und durch den Glimmerschieferwall nördlich von Hohenstein veranlaßt werden auszuweichen.
Er führt sie in einem breiten Tale dem Beckenrande entlang nach Westen der Mulde zu.
1Y. Das Problem der Talungleicliseitigkeit.
a) Die Ungleichseitigkeit der Wasserscheiden.
Durch den Lungwitzbach ist die Wasserscheide zwischen Mulde und Chemnitz ganz zugunsten der
Mulde verschoben. Sie ist annähernd 21 km von der Mulde und 10 km von der Chemnitz entfernt.
(Vgl. Übersichtskarte.)
Umgekehrt verhält es sich mit der Wasserscheide zwischen Mulde und Pleiße. Obwohl die Wasser
spiegel beider Flüsse durchschnittlich gleiche Meereshöhe haben, ihre Nebenbäche demnach gleiche
Erosionskraft besitzen, liegt die Wasserscheide ganz dicht an der Mulde. Sie ist stets weniger als 4 km
vom Muldental entfernt, im Minimum sogar nur 1,5 km. Von der Pleiße dagegen liegt sie im Durch
schnitt 5 km abgerückt. (Vgl. Übersichtskarte.)
Die Wasserscheide zwischen Pleiße und Weißer Elster ist geologisch bedingt durch die Becken
grenze. Doch weiter im Norden zwischen Pleiße und Sprotte in geologisch einheitlichem Gebiete ist es
auffallend, wie kurz die Nebenbäche der Pleiße im Vergleich zu denen der Sprotte sind.
Es besteht demnach bei Mulde und Pleiße, den Hauptflüssen des Erzge-
birgsbeckens, eine bemerkenswerte Ungleichseitigkeit der Wasserscheiden.
Die Ostgrenzen der Fluß Systeme liegen bedeutend weiter vom Haupttalent
fern t als die Westgrenzen. Die Flußsysteme sind ungleichseitig entwickelt.
b) Die Ungleichseitigkeit der Nebenbhche in ihrer Lage zu den Hauptflüssen.
Verfolgt man die Hauptfließrichtung der einzelnen Nebenbäche zu beiden Seiten der Flüsse, so er
kennt man auch hier eine auffallende Ungleichseitigkeit, östlich der Pleiße und Mulde bevorzugen die
Nebenbäche die Richtung SO—NW, wie man es in einem normal entwickeltem Flußnetz auch erwartet.
Die Winkel zwischen Hauptfluß und Nebenflüssen sind stets spitze. Die westlichen Zuflüsse müßten
entsprechend die Richtung SW—NO aufweisen. Man findet jedoch nur selten diese Talrichtung. Die
größte Anzahl der Bäche fließt fast im rechten Winkel dem Hauptfluß zu, entweder noch von WSW nach
ONO oder sehr oft von W nach O. Einige fließen sogar dem allgemeinen Gefälle des Beckens entgegen.
Der Winkel zwischen Hauptfluß und Nebenfluß ist ein stumpfer. Der Koberbach z. B., einer der
stärksten westlichen Nebenbäche, fließt der nordwärts gerichteten Pleiße von NW zu. Die von Norden
zufließenden Nebenbäche der westöstlichen Bäche kommen fast alle aus NW. Sie sind sehr zahlreich
und auch kräftig entwickelt. Überall ist ein Betonen der Richtung NW—SO zu erken-
n e n. (Vgl. Fig. 1.)
Zwischen der Ungleichseitigkeit der Wasserscheiden und der Ungleich
seitigkeit der Fließrichtung der Nebenbäche scheinen enge Beziehungen zu