Aerologisehe u. Hydrographische Beobacht, der deutsch. Marinestat. währ. d. Kriegszeit 1914—1918. — 1925. Heit 2. 3
I. Die Gezeiten in Ostende und Zeebrügge.
t. Vorbemerkungen.
Die Gezeiten an der flandrischen Küste wurden in Ostende vom 1. Juli 1915, in Zeebrügge vom
1. Oktober 1915 ab bis zum 2. Oktober 1918 fortlaufend beobachtet, und zwar zunächst durch Latten
pegelablesungen, nach wenigen Monaten aber mit Hilfe von zwei Selbstschreibpegeln, System Ott.
Für den gesamten Zeitraum liegen lückenlose Aufzeichnungen vor. Näheres hierüber, über die Lage
der Pegel, deren Überwachung, die Lage und Kontrolle der Nullpunkte wurde bereits im ersten Teile
der Bearbeitung der hydrographischen Beobachtungen eingehend mitgeteilt. 1 )
Die Auswertung der Aufzeichnungen der Wasserstandsschwankungen in Ostende und auch in
Zeebrügge erfolgte nach drei Richtungen.
1. w u r den fortlaufe n d die stündlichen Wasser Stands werte e n t n o m m e n ,
und zwar für Ostende für die Zeit vom 1. Mai 1915 bis 30. September 1918, für Zeebrügge vom 1. August
1915 bis 30. September 1918. Die Ostender Werte für etwa 400 Tage vom 1. August 1915 ab wurden
von K. Hessen 2 3 ) zur Ableitung der harmonischen Konstanten benutzt. Zur Ableitung der harmonischen
Konstanten nach der Börgen’schen Methode für die folgenden Jahre wurden für die Zeit von Anfang
August 1916 bis Ende August 1917 und von Anfang August 1917 bis Anfang September 1918 für
Ostende und auch für Zeebrügge fortlaufend Summenverzeichnisse hergestellt. Die Beendigung der
Ableitung wurde aber unterbrochen, als nach freundlicher privater Mitteilung von K. Hessen dem
Verfasser bekannt wurde, daß eine Neubearbeitung der Börgen’schen Methode dem Abschluß nahe sei.
Nach Erscheinen der Abhandlungen von K. Hessen“) wurden von H. Ra lisch el baoh-See warte Ein
wände erhoben. Die Bearbeitung der Pegelbeobachtungen nach der Methode der harmonischen Analyse
wurde deshalb verschoben, bis eine weitere Klärung der Methode erreicht ist 1 ). Es sollen dann die Kon
stanten für Ostende und Zeebrügge für je zwei Jahre abgeleitet werden, weiter ist beabsichtigt, unter
Benutzung der neu gewonnenen Konstanten die Kurven für die Zeit von 1915 bis 1918 zu zeichnen
und die B-R besonders nach dem Einfluß von Wind und Luftdruck zu untersuchen.
2. wurden die G r un d werte der Gezeitenerscheinung abgeleitet und ihre
Abhängigkeit v o m Mondalter und von meteorologischen Faktore n u n t e r -
s u c h t (vergl. Abschnitt I, 2 und I, 4).
3. wurden den gesamten Aufzeichnungen tiden stündliche Werte ent
nommen und diese zur Ableitung der periodischen und unperiodischen
Schwankungen des mittleren W assoi'sta n d e s (vergl. Heft 1 dieser Veröffentlichungs-
reihe 1 ) sowie zur Gewi n n u n g mittlerer Ge 2 ei t e n kurv e n b enutzt (vergl. Abschnitt
I, 3 und I, 4).
*) Bruno Schulz. Die periodischen und «»periodischen Schwankungen des Mittelwasserstandes an der flan
drischen Küste (Oktober 1915 bis September 1918) in: Aerologisclie und Hydrographische Beobachtungen der Deut
schen Marine-Stationen während der Kriegszeit 1914—1918. Heft 1. Hamburg 1920, auch Habilitationsschrift Ham
burg 1920.
2 ) vergl. Annalen der Hydrographie 1920. S. 179 ff.
3 > vergl. K. Hessen. Ueber die Börgensche Methode der harmonischen Analyse der Meeresgezeiten, deren Ver
einfachung und Erweiterung. Annalen der Hydrographie usw. 1920. S. 1 ff., 73 ff., 123 ff., 177 ff.
K. Hessen. Ueber eine Methode, die harmonischen Konstanten der langperiodischen Tiden der Meeresgezeiten
abzuleiten. Ebenda S. 441 ff.
*) H. Rausebelbach. Harmonische Analyse der Gezeiten des Meeres. Eine Weiterentwicklung des Börgenschen
Verfahrens I. Teil. Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte XLII. 1924, vergl. besonders S. 61,