Prof. Dr. K. Knocli und I)r. A. Lohr: Höhenwindmessungen auf dem Xordatl. Ozean und dem Karibischen Meer 1927. 15
ser großen Differenz zwischen vektorieller und skalarer Geschwindigkeit in den unteren Schichten kommt
der Einfluß des Landes zur Geltung. Die graphische Darstellung der Strömung längs des Schnittes La-
Gbayra-Haiti (Tafel 5) zeigt sehr deutlich wie mit Entfernung von der südamerikanischen Küste die
Intensität der Strömung zunimmt und gleichmäßigeren Charakter annimmt. Diese Geschwindigkeits
zunahme der Ostströmung über dem südlichen Karibischen Meere ist wohl nicht auf die Einwirkung
eines Beschleunigungsfeldes unter dem Einfluß der Verteilung von Wasser und Land zurückzuführen,
sondern thermischer Einwirkung zuzuschreiben. Die Nordküste des südamerikanischen Kontinents und
Mittelamerika sind stark erwärmt im Gegensatz zum Karibischen Meer. Dies wirkt aspirierend auf
die Passatströmung und verstärkt ihre östliche Komponente. Im unmittelbaren Küstenbereiche ist in
folge der dort auftretenden Turbulenz eine schwächere, unbeständige Strömung zu verzeichnen. Erst
über dem südlichen Karibischen Meere kann sie voll zur Auswirkung kommen.
2. Die Schichtung der Atmosphäre im Passatgebiet.
A. Ergebnisse der Höhenwindmessungen.
Eines der Hauptmerkmale für die Schichtung der Troposphäre ist in den Änderungen der Ge
schwindigkeit und der Richtung des Windes zu erblicken. Es wurden nun sämtliche während der Reise
im Passatgebiet vorgenommenen Pilotballonmessungen auf derartige Unstetigkeiten hin untersucht und
die einzelnen Schichten, wie sie sich nach der Häufigkeit des Vorkommens ergaben, zu
sammengefaßt und gemittelt. Danach ergaben sich die in nachfolgender Tabelle aufgeführten Schich
tungen der Passatregion getrennt nach vier Gebieten.
Atlantischer Ozean
(Azoren —Trinidad)
500
750
1450
2300
2800
3200
3600
4425
5480
6570
7600
8800
9600
—
—
Küstengebiet von Venezuela
500
750
1250
2350
2800
3300
3600
4500
5600
6000
7000
8300
—
—
—
Südliebes Karibisches Meer
—
—
1300
2320
2800
—
3600
4700
—
6000
7000
8800
—
Gebiet der Groben Antillen
330
750
1500
2350
2800
3200
3600
4300
6100
7200
8500
9600
11000
12 000
Am auffälligsten treten die Doppelschichten 550—750, 2300—2800 und 3200—3600 m hervor. In
allen durchfahrenen Gebieten treten diese Doppelschichten klar zu Tage.
B. Wolkenbeobachtungen.
In analoger Weise wie bei den Höhenwindmessungen wurden die Höhen zusammengestellt, bei
denen Wolken auftraten, die ebenfalls einen Einblick in die Schichtung der oberen Luftmassen gestatten.
Die Gesamtbewölkung während der Fahrt war verhältnismäßig groß. Als Gesamtmittel der Bewöl
kung ergibt sich 5.9; dabei waren als mittlere Bewölkung für die Ausreise (Kanal — Trinidad) 5.8
auf der Rückreise (Antillen — Kanal) 5.7 im Gebiet der westindischen Gewässer 6.2 als Mittel der
Bewölkung zu verzeichnen. Die Wolkengrenze wurde nur angegeben und in Rechnung gezogen wenn
ein einwandfreies' Eintauchen des Ballons zu beobachten wmr. Als bevorzugte Höhen der unteren Wolken
grenze sind folgende zu verzeichnen: 500, 750, 900—1000, 1200, 2700—2800, 3500, 5800, 9400. Diese Stufen-
w'erte zeigen eine gute Übereinstimmung mit den in obiger Tabelle zusammengestellten Unstetigkeits-
schichten, wenn man berücksichtigt, daß die Schichtflächen sich im allgemeinen mit der oberen Begren
zung der Wolken decken.
Man kann die Schichten vielleicht in folgender Weise zusammenfassen. Bis 500 bzw. 750 m reicht
der unmittelbare Einfluß der äußeren Reibung Wasser-Luft und Küste-Luft mit den entsprechenden
unteren Wolkengebilden, wie sie in der Zusammenstellung der Wolkenhöllen sich dort zeigen. Dabei
kommt natürlich auch der Einfluß von Land- und Seewind zur Geltung, worauf der Wert 330 m im
Gebiet der Antillen zurückzuführen ist. Die 750 m Schicht kommt auch bei den Ergebnissen der frü
heren Studienfahrten klar zum Ausdruck. Dort ist das häufigste Auftreten der fr-str und fr-cu, die
als ausgeprägte Turbulenzw'olken anzusprechen sind, zu verzeichnen. Die 500 m Schicht trat in dem