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Full text: 46, 1928/1929

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Aus dein Arehiv der Deuterium See warte. — 46. Bd. Nr. 2. 
verwandt werden mußte. Leider konnten die Tage auf Curagao nicht zu hohen Pilotvisierungen aus 
genutzt werden, da die schon erwähnte niedrige Bewölkung jede längere Verfolgung des Ballons ver 
hinderte. Am Boden herrschte in dieser Zeit ein Wind geringer Stärke aus NNE bis ENE, der sicher nicht 
als Passat anzusprechen war. Die starke Bewölkung war der Zufuhr polarer Luftmassen zuzuschreiben, 
die ungehindert aus höheren Breiten Zuströmen konnten, da ein gegen Norden abriegelndes Hoch in 
den Subtropen in diesen Tagen nicht bestand. Erst als sich am 25. April in der Breite von Neuyork 
ein Hochdruckrücken nach Osten zu verschob, und auf diese Weise eine Art Abriegelung gegen die 
höheren Breiten ausführte, hörten auch in der Folgezeit die Regengüsse in Curaçao auf, und am Abend 
des 26. kam es sogar zum vollständigen Aufklaren, das von Bord des mittlerweile eingetroffenen Damp 
fers „Else Hugo Stinnes“ den ersten höheren Pilotaufstieg erlaubte. Er fand nur dadurch bei 9000 m 
ein vorzeitiges Ende, daß der Ballon gegen die tiefstehende Sonne abgetrieben wurde. 
Im übrigen wurden die Tage von Curaçao dazu benutzt, um einen Einblick in die Natur der Insel 
zu gewinnen. Curagao gehört zusammen mit der ganzen Gruppe der „Inseln unter dem Winde“ dem 
Trockengebiet an, das vor allem an der venezolanischen Küste seine niedrigsten Werte der jährlichen 
Niederschlagssumme aufweist. Rund 550 mm Niederschlag im Jahre sind für ein tropisches Klima sehr 
wenig. Sie reichen daher auch nur zur Ausbildung einer kräftig entwickelten Kaktusvegetation aus, 
neben der noch eine Akazienart gedeiht, deren Baumkronen, wenn sie frei dem Passat ausgesetzt sind, 
in charakteristischer Weise umgebogen werden. Im Oktober bis Dezember ist eine Regenzeit nicht sehr 
kräftig entwickelt. Die Schwankungen von Jahr zu Jahr sind aber sehr beträchtlich. In den Tagen 
unserer Anwesenheit fielen nach den Beobachtungen der meteorologischen Station 25 mm Niederschlag. 
Diese außerhalb von Willemstadt liegende Station steht unter der Verwaltung der „öffentlichen Werke“ 
von Willemstadt, ist von Weather Bureau in Washington aus mit dem nötigen Instrumentarium aus 
gerüstet und wird auch zeitweise während der Hurrikane Periode mit einem Meteorologen besetzt, der 
Pilotvisierungen vorzunehmen hat. Bei unserem Aufenthalt in Curagao wurden wir in liebenswürdig 
ster Weise durch die dort wohnenden Deutschen unterstützt. 
Mit dem Dampfer „Else Hugo Stinnes“ begann zunächst wieder die Küstenfahrt unter Aufenthalt 
in den Häfen Puerto Cabello und La Guayra. In diesen Tagen vom 26. bis 29. April blieb das Wetter 
trocken und häufig sonnig. Die Küstengegend lag am Südrand eines über dem Karibenmeer liegenden 
Hochs. Es herrschte eine mäßig starke Passatströmung, die an der Küste durch den Wechsel einer 
gut ausgeprägten Land- und Seebrise unterbrochen wurde. Die Bergkuppen der Küste steckten dabei 
in Cumulusgewölk. 
Gegenüber dem gewöhnlichen Fahrplan bekam der Dampfer dann Anweisung von La Guayra nicht 
den direkten Weg nach Europa zu nehmen, sondern den Hafen St. Marc an der Westküste der Insel 
Haiti (nordwestlich der Hauptstadt Port-au-Prince) zwecks weiterer Ergänzung seiner Ladung anzulaufen. 
In der Nacht vom 29. zum 30. wurde deshalb mit Nordwestkurs der Meeresteil zwischen der Küste und 
den „Inseln unter dem Winde“ durchfahren. Mittags w ? ar die Insel Konake steuerbord. Das Wetter 
war meist sonnig, nur über der Inselkette hing eine stärkere Cu-Bewölkung, die in wenigen Stunden 
passiert wurde. Sonnig blieb auch das Wetter bis in die Nähe der Insel Haiti. Am 2. Mai aber, als 
die Insel bereits gesichtet war, trat merkbare Verschlechterung der Sicht ein. Die angenehme Brise 
der vorhergehenden Tage wurde durch eine unangenehme Schwüle abgelöst, und in eindrucksvollem 
Gegensatz dazu setzte abends ein ausgeprägter Kälteeinbruch aus N ein. Er w r ar an eine Tiefdruck 
rinne gebunden, die sich nach der Wetterkarte des 2. Mai vorm. (s. Tafel 5) ostwärts der nordameri 
kanischen Küste über die Bermuda Inseln bis Cuba und Haiti erstreckte. In der Schwüle des Vor 
mittags hatte sich offenbar der Zustrom tropischer Luftmassen bemerkbar gemacht, die unter dem Ein 
fluß einer über Mittelamerika liegenden Depression nach Norden geführt wurden. Dem Kälteeinbrüch 
war eine sehr bemerkenswerte Bildung von hochaufschießenden Cu-Türmen vorhergegangen, die eine 
stark geschichtete Atmosphäre durchstießen, wie die in mehrfachen Etagen angeordneten Wolkenhauben 
bezeugten. Er war gefolgt von starken Regenschauern mit Gewittererscheinungen am Westhorizont. 
Eine Nachwirkung des Kälteeinbruchs war auch das diesige Wetter mit anhaltendem Regen in den
	        
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