P. H e i d k e: Erfolg und Güte örtlicher Vorhersagen im täglichen Wetterdienst.
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4f) Niederschlag.
G-üte und Erfolg der Niederschlagsvorhersagen sind zu berechnen
a) für die Höhe des gefallenen Niederschlages,
b) für die Dauer des Niederschlages.
Die jährliche Niederschlagshöhe und die jährliche Dauer des Niederschlages ist in den verschiede
nen Gebieten der Erde außerordentlich verschieden. Es ist daher unmöglich, für die ganze Erde die
selben Schwell werte festzusetzen. Trotzdem kann man zu allgemeinen Bestimmungen der
Schwellwerte für die ganze Erde gelangen, wenn nur genau bestimmte Vorhersagen für die
Niederschläge benutzt werden, und wenn unzweideutig festgesetzt wird, was jede dieser Vorher
sagen bedeutet. Ich empfehle:
I. Vorhersagen der Niederschlagshöhe: 1. Für die untere Stufe „keine Nieder
schläge“ und „leichte Niederschläge“, — 2. für die mittlere Stufe „schwache Nieder
schläge“ und „mäßige Niederschläge“ — 3. für die höchste Stufe „starke Nieder
schi ä g e“.
II. Für die Niederschlagsdauer: 1. „Keine oder kurze Niederschiäge“, —
2. „längere Niederschläge“, — 3. „andauernde Niederschläge“.
Bei der Vorhersage „keine Niederschläge“ erübrigt sich selbstverständlich die Angabe der Nieder
schlagsdauer. Die Vorhersage könnte sonst z. B. lauten „kurze leichte Niederschläge“.
4fl) Niederschlagshöhe.
Der normale Jahresniederschlag schwankt innerhalb der Grenzen von etwa 0 mm z. B. an der Küste
von Peru wie in der Namib bis etwa 12 500 mm am Waialeale-Berg auf Kauai, der nördlichsten der vier
großen Hawaii-Inseln.®)
Die obere Grenze (G x ) für die Tage mit keinem und leichtem Niederschlag sei in den regenärmsten
Gebieten 0.2, in den regenreichen 1.0 mm; sonst l A bis 1 Promille des normalen Jahresniederschlages.
In Deutschland liegt abgesehen von den gebirgigen Gegenden der normale Jahresniederschlag zwischen
400 und 1000 mm; leichte Tagesniederschläge mit einem Höchstbetrag von 0.5 mm können dem deutschen
Landwirt weder wesentlich schaden, noch viel nutzen. 4 ) Die obere Grenze (G 2 ) der Tage mit mäßigem
Niederschlag sei 5.0 mm in den regenarmen, 25.0 in den regenreichsten Gebieten, sonst 1.2 bis 1.0 Pro
zent des normalen Jahresniederschlages.
Die höchste 24-stündige in mm angegebene Niederschlagsmenge einer Station ist zwar
im allgemeinen um so höher, je höher deren normaler Jahresniederschlag ist; aber ausgedrückt in
Prozenten des normalen Jahresniederschlages im allgemeinen um so niedriger,
je höher der normale Niederschlag ist. Man wird sie bei einem normalen Jahresniederschlag von 50 mm
mit 60 Prozent dieses Betrages = 30 mm bei einer genügend langen Beobachtungsreihe sicher nicht zu
hoch ansetzen, z. B. fielen in Hyderabad am 6. August 1865 sogar 260 mm = rund 128 Prozent des nor
malen Jahresniederschlages von nur 203 mm. 5 ) An der sehr regenreichen Station Cherrapundji fielen
am 14. Juni 1876 1036 mm 5 ) = 9.6 Prozent des normalen Jahresniederschlages von 10 818 mm 6 ); dem
nach dürfte bei den regenreichsten Stationen die höchste 24-stündige Niederschlagsmenge mit 9.5 Prozent
des normalen Jahresniederschlages im allgemeinen nicht zu hoch angesetzt sein.
s) „Met. Z.“ 1919. S, 46. (Nach dem „Bulletin of the American Meteorologie&l Society“. Woreester/Mossachu-
setts. 1927. S. 141 übertrifft aber selbst diesen gewaltigen Jiahresniederschlag noch der von Manoyuram in Assam
mit 499 Zoll — etwa 12 670 mim, der jedoch ebenso wie der vom Waialeale-Berg ans einer nur verhältnismäßig kurzen
Beobachtungsreihe abgeleitet ist; außerdem erfolgten die Ablesungen nicht täglich, sondern in größeren Zwischen
räumen.)
«) „Met. Z.“ 1917. S. 242. Fußnote 2.
Hann-Süring. Lehrbuch der Meteorologie. Vierte Auflage. Leipzig. 8. 381.
•) Siehe ebenda. S. 376. Fußnote 2.